Wie der Brancheninformationsdienst Kress und das Medienportal Meedia berichten, ist die als “rechts” geltende Nachrichtenseite Nius am vergangenen Wochenende Opfer eines Hackerangriffs geworden. Im Zuge der Cyberattacke wurden die Inhalte der Webseite verändert und zeitweise die Daten von über 5.000 Abonnenten veröffentlicht. Der Chefredakteur des Portals und ehemalige Chefredakteur der Bild, Julian Reichelt, hat inzwischen Strafanzeige gestellt.
Zuerst hatte Heise Online über die Internet-Attacke geschrieben, als am Sonnabend die Überschriften der Nius-Artikel so manipuliert worden waren, dass die Webseite ein völlig anderes Erscheinungsbild bekam – was in der Szene als Defacement bezeichnet wird. So fanden sich anstelle der üblichen Artikel-Titel lauter Internetlinks zu einer Datenbank, die die Kundendaten der Abonnenten von Nius enthielt. Diese Datensammlung wurde unter einem Downloadlink der Domain “direction.center” angeboten. Rund 5.700 Namen und Vornamen von Abonnenten sollen darin zu recherchieren gewesen sein, einschließlich der E-Mail-Adressen, Konto- und Zahlungsinformationen sowie Einzelheiten der Abos.
Was DER SPIEGEL hier übersetzt sagt, ist dies: Menschen, die man beim SPIEGEL nicht für “Privatpersonen” hält, dürfen und sollen angeprangert (“gedoxxt”) werden. Es ist eine Vernichtungskampagne auf der Grundlage einer Straftat. Der SPIEGEL missbraucht Hehlerware für die eigene… https://t.co/6fVgr5n6V6pic.twitter.com/PJzhfWiouI
— Julian Reichelt (@jreichelt) July 15, 2025
Auch der Spiegel und das zum Reklame-Konzern Ströer gehörende Portal t-online hatten über den Vorfall berichtet, jedoch auch einige der in der Datenbank gelisteten Personen kontaktiert, um, wie sie betonten, die Echtheit der Angaben zu überprüfen. Allerdings habe Reichelt daraufhin zu einem “Rundumschlag” gegen das Hamburger Magazin und das Online-Portal ausgeholt. Denn Lars Wienand, Redakteur bei t-online, habe bei seinen Recherchen den kontaktierten Nius-Kunden “Angst eingejagt, sie könnten irgendwo bloßgestellt werden”, so Reichelt laut Meedia. Auch der Spiegel habe die Opfer des Cyberangriffs geradezu “bedrängt”, so Reichelt, der mit weiteren Vorwürfen nachlegte: “‘T-Online’ und ‘Der Spiegel’ machen sich hier eine schwere Straftat zunutze, um ihre politische Agenda zu verfolgen.” Sowohl t-online als auch der Spiegel haben die Darstellung Reichelts zurückgewiesen.
Der Spiegel berichtet jetzt auch und ist bei der Recherche (naturgemäß) sehr ähnlich vorgegangen: https://t.co/dOg7O2CWFM So sehen dann solche Anfragen aus: pic.twitter.com/oLV4EgLxO8
— Lars Wienand (@LarsWienand) July 15, 2025
In seinem Bericht über den Cyberangriff schreibt das Portal t-online wiederum, dass unter den Abonnenten von Nius auch bekannte Namen wie der ehemalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen, der frühere SPD-Politiker Thilo Sarrazin oder der oft als AfD-freundlich beschriebene Jurist Ulrich Vosgerau zu finden seien. Anhand der Zahlungsinformationen und Angaben zu den Abos, die in der Datenbank für viele Kunden einsehbar waren, hätten Rückschlüsse auf die Einnahmesituation von Nius gezogen werden können.
Weiter spekuliert t-online, Nius stelle als Online-Portal “bislang ein Zuschussgeschäft” dar, in das der Medien- und Software-Unternehmer Frank Gotthardt einen zweistelligen Millionenbetrag “gepumpt” habe, um das Defizit auszugleichen. Über die von Nius verfolgte politisch-publizistische Linie schreibt t-online, die Darstellungen seien “oft verzerrend” und würden “für das Verständnis relevante Informationen” ausblenden. In den letzten Tagen habe Nius mit dafür gesorgt, dass die von der SPD-Bundestagsfraktion favorisierte und von Bundeskanzler Friedrich Merz unterstützte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Richterin am Bundesverfassungsgericht nicht zustande kam.
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