Von Hans-Ueli Läppli
Im Kampf um die Regulierung der sozialen Medien hat die Grüne Nationalrätin Meret Schneider nun einen entschiedenen Vorstoß gemacht. Die Politikerin, die seit 2013 als aktive Nutzerin der Plattform X (früher Twitter) bekannt ist, spricht sich für ein Verbot von X aus, um ihre Demokratie zu schützen.
Ihre Aussage, dass “notfalls X oder TikTok gesperrt werden müssen”, hat eine breite Diskussion entfacht. Doch was steckt hinter dieser Forderung, und was bedeutet das für das Demokratieverständnis in der Schweiz?
Left-Wing Swiss politican Meret Schneider is calling for X to be BANNED because it is a “threat to democracy”Schneider is a Member of the Swiss Green Party and a vegan activist.Source: Tages-AnzeigerH/t @OliLondonTVpic.twitter.com/v4js9Lzqr8
— Kosher🎗🧡 (@koshercockney) February 17, 2025
Schneider sieht Plattformen wie X als “Gefahr für die Demokratie”, insbesondere im Kontext der bevorstehenden Wahlen in Deutschland.
Sie kritisiert, dass diese Plattformen Inhalte wie solche der AfD unterstützen, während gegnerische Stimmen unterdrückt würden.
“Posts, die der AfD nützen, werden gepusht, gegnerische Inhalte hingegen unterdrückt”, so Schneider.
Sie fordert daher dringende Regelungen und im schlimmsten Fall auch Sperrungen von Plattformen, die ihrer Meinung nach diese Gefahren fördern.
Doch ihre Haltung wirft Fragen auf: Ein Plattformverbot als Lösung? Wäre dies nicht ein Eingriff in die Meinungsfreiheit und ein bedenklicher Schritt in Richtung Zensur?
Schneiders Toleranz scheint an ihre eigene Wahrnehmung von Demokratie und Gefahr gebunden zu sein – was sie als gefährlich erachtet, soll verboten werden.
Die Grünen-Politikerin wird im Internet oft von linken Medien und Politikern für ihre übertriebene Haltung und ihren engagierten grünliberalen Einsatz gelobt. Als Zürcherin scheut sie sich nicht, ihre liberale und grünpolitische Meinung lautstark zu vertreten, was ihr in der kleinen digitalen Welt der Deutschschweiz zu einer Art “Cervelat-Prominenz” verhalf. Doch ihre letzten Tweets stießen an Grenzen, und statt der Plattform X wurde letztlich sie selbst gesperrt. Strebt sie nun eine größere Bekanntheit auf der weltweiten Bühne an?
Liebe Männer, die mir aktuell schreiben, für wie unfickbar sie mich halten. Es mag Sie erstaunen, lieber Roland1291, aber ich hatte jetzt auch wirklich keinerlei sexuelles Interesse an Ihnen. Sie brauchen sich diesbezüglich echt keine Sorgen zu machen, da kann ich Sie beruhigen.
— Meret Schneider (@Schneimere) February 17, 2025
Doch ihre Haltung zur Regulierung sozialer Medien ist nicht unproblematisch. Die Frage bleibt: Wer entscheidet, welche Inhalte als gefährlich gelten und welche nicht? Und wer bestimmt, was die “richtige” Demokratie ist?
Schneider wurde selbst kürzlich von X gesperrt, nachdem ihr Tweet über Populismus in der Schweiz für Aufsehen gesorgt hatte. Sie hatte sich über die Polarisierung und den Populismus im Schweizer Politiksystem beschwert und ihre Follower zu einer ironischen Reaktion aufgerufen, die von einigen als gefährlich interpretiert wurde. Dies führte zur Sperrung ihres Accounts und einer breiten Kontroverse, bei der sie von Kritikern als “Zensur-Anwältin” bezeichnet wurde.
In einem inzwischen nicht mehr auffindbaren Tweet schrieb sie:
“Schreibe jetzt deine Online-Kommentare, warum die Polarisierung und der Populismus wirklich das Hinterletzte sind und man diese überbezahlten Politfratzen an ihrer eigenen verdammten Bundesterrasse erhängen sollte! (Grossbuchstaben nicht vergessen) #populismus.”
Schneider steht nicht alleine mit ihrer Forderung nach einer stärkeren Regulierung der sozialen Medien. Auch in der EU wird schon seit Jahren an einem Gesetz zur Regulierung von Techgiganten gearbeitet, das seit 2022 in Kraft ist. Die Schweiz hat ebenfalls ein Gesetz in Vorbereitung, das sich am Digital Services Act der EU orientiert. Doch trotz der drängenden Forderungen nach Regulierung gibt es auch Widerstand. Vertreter von SVP und FDP warnen vor den Gefahren einer staatlichen Zensur und einem Verlust der Meinungsfreiheit.
Der Regierungsrat hat Meret Schneider (Grüne) als Nationalrätin als gewählt erklärt. Die 32-jährige Meret Schneider tritt die Nachfolge von Bastien Girod an, der auf den 1. Dezember 2024 aus dem Nationalrat ausscheidet. pic.twitter.com/gTW9LeuzQ1
— Kanton Zürich (@KantonZuerich) November 1, 2024
Franz Grüter von der SVP bezeichnet die Regulierung als “brandgefährlich”, während Andri Silberschmidt von der FDP die Frage aufwirft, ob Regulierung überhaupt das richtige Mittel sei.
Die Schweiz steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie sich der zunehmenden Regulierung von sozialen Medien anschließen, um demokratische Werte zu schützen, oder sollte sie die Marktfreiheit und die Rechte der Nutzer wahren?
Meret Schneiders Forderung nach einem Verbot von X ist ein bemerkenswerter Vorstoß, der die breite Debatte über Zensur und Meinungsfreiheit in der digitalen Welt anheizt.
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