Blatten im Lötschental ist kaum wiederzuerkennen: Eine massive Gletscherlawine hat große Teile des Dorfs unter sich begraben. Der Birchgletscher oberhalb des Orts ist am Mittwochnachmittag teilweise kollabiert und ins Tal gestürzt.
🇨🇭#Switzerland#blatten#landslide🗻 The lake behind the deposits in Blatten VS has continued to fill up, said a spokesperson for the Lötschental regional command staff on Thursday morning at the request of the Keystone-SDA news agency.As a precaution, some buildings in the… pic.twitter.com/knO0pMQ4vH
— News 🛰️ (@EUFreeCitizen) May 29, 2025
Zwar war Blatten bereits vor einigen Tagen evakuiert worden, da Experten eine Instabilität des Gletschers festgestellt hatten – dennoch gilt eine Person als vermisst. Zahlreiche Häuser wurden vollständig zerstört.
Blattens Gemeindepräsident Matthias Bellwald sprach von einem unvorstellbaren Ereignis, betonte jedoch: Das Dorf hat zwar viel verloren, aber nicht sein Herz.
Die Behörden haben umgehend die Unterstützung der Armee angefordert. Auch Mitglieder der Landesregierung sind auf dem Weg ins Unglücksgebiet.
Für viele alpine Gemeinden ist das, was Blatten widerfahren ist, ein Albtraum. Am 19. Mai mussten rund 300 Bewohner ihre Häuser verlassen, nachdem Geologen vor einer drohenden Instabilität des Birchgletschers gewarnt hatten. Nun ist ungewiss, ob sie je zurückkehren können.
Aerial footage of Blatten in Switzerland after glacier collapse. pic.twitter.com/TsmSXhUgIa
— Disasters Daily (@DisastersAndI) May 29, 2025
Sichtlich bewegt erklärte Bellwald:
“Wir haben unser Dorf verloren – aber nicht unsere Gemeinschaft. Wir werden einander beistehen. Nach einer langen Nacht wird auch wieder Morgen.”
Der Bund hat bereits Hilfe zugesagt: Die betroffenen Menschen sollen – wenn nicht direkt in Blatten, so zumindest in der näheren Umgebung – bleiben können.
Doch Raphaël Mayoraz, Leiter des kantonalen Amts für Naturgefahren, warnt: “Auch in den benachbarten Gebieten könnten Evakuierungen notwendig werden.”
Der Klimawandel setzt den Alpengletschern massiv zu. Die beschleunigte Eisschmelze und das Auftauen des Permafrosts – jenes gefrorenen Untergrunds, der die Berge zusammenhält – führen zunehmend zur Instabilität.
Blatten 🇨🇭Montagne.Risques naturels.Du Twitt précédent et celui joint un reportage chronologique exemplaire sur quelques jours quasiment heure par heure du glissement et écroulement d’une partie du glacier.@Ecologie_Gouvextraits https://t.co/TO6JogOLo3pic.twitter.com/vP4l1YfVHF
— FrenchJeanGuy (@FrenchJeanGuy1) May 28, 2025
Drohnenaufnahmen zeigen, wie am Mittwochnachmittag gegen 15:30 Uhr ein massiver Teil des Birchgletschers ins Tal stürzt. Die daraus resultierende Gerölllawine, begleitet von ohrenbetäubendem Getöse, wirbelt eine riesige Staubwolke auf und reißt alles mit sich.
Glaziologen warnen seit Jahren vor genau solchen Szenarien: Dass ganze Dörfer in Gefahr geraten könnten. Blatten ist dabei nicht der erste Ort, der evakuiert werden musste. Im Kanton Graubünden wurde das Dorf Brienz bereits vor zwei Jahren verlassen, weil sich der Hang über dem Ort zu bewegen begann. Seither dürfen die Bewohner nur zeitweise zurückkehren.
#Blattenpic.twitter.com/u1msbH48DG
— Alex (@ABettmeralp) May 29, 2025
Auch der Ort Bondo wurde im Jahr 2017 schwer getroffen, als eine der größten Rutschungen seit über hundert Jahren acht Wanderer das Leben kostete und zahlreiche Gebäude zerstörte.
Ein aktueller Bericht zum Zustand der Schweizer Gletscher zeigt ein düsteres Bild: Sollten die globalen Temperaturen nicht unter dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel von maximal 1,5 Grad Erwärmung bleiben, könnten sämtliche Gletscher der Schweiz innerhalb eines Jahrhunderts verschwunden sein.
Viele Klimaforscher gehen davon aus, dass dieses Ziel bereits verfehlt wurde – mit drastischen Folgen: Die Gletscherschmelze wird sich weiter beschleunigen, Überschwemmungen und Erdrutsche dürften zunehmen – und immer mehr Alpendörfer wie Blatten geraten in existenzielle Gefahr.
Mehr zum Thema ‒ Schweizer Mainstream-Medien in Aufruhr: RT DE stört den medialen Frieden