Im Oktober 2024 teilte die SPD-Hoffnung und Ex-Generalsekretär Kevin Kühnert überraschend mit, dass er seine politische Karriere vorerst beenden werde. In der Anfangsphase seines Rückzugs aus dem Regierungsviertel in Berlin galten “gesundheitliche Gründe” als vordergründige Erklärung für seinen Beschluss. Monate später sagte der 35-Jährige im Zeit-Interview (Bezahlschranke), dass der wahre Grund in körperlichen Angriffen und Bedrohungen, “unter anderem von Neonazis und Corona-Leugnern”, so die ARD-Tagesschau, zu finden sei. Nach Wochen des medialen Abtauchens gab heute nun der renommierte Rolling Stone bekannt, dass Kühnert 14-tägig in dem Musikmagazin eine Kolumne mit dem Titel “Teilnehmende Beobachtung” präsentieren wird.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erkannte in Kühnert ein “unheimliches Talent”, ein Zeit-Autor erinnerte im April dieses Jahres daran, dass in dem gescheiterten Politiker “viele den Retter der deutschen Sozialdemokratie” gesehen hätten. Grünen-Bundestagskollegin Ricarda Lang schwärmte nach dem Rückzug von dem “klügsten und schlagfertigsten Politiker, den ich kennenlernen durfte.” Mögliche Gründe für die Rolling Stone-Chefredaktion, in dem SPD-Politiker einen geeigneten Kolumnisten gefunden zu haben. So heißt es im Vorstellungsartikel:
“Als Kevin Kühnert im Oktober 2024 als SPD-Generalsekretär zurücktrat und seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, waren viele bestürzt. Mit seinem Abgang verstummte eine eloquente, kluge und streitbare Stimme. Sie kämpfte für gesellschaftlichen Zusammenhalt und nachhaltige Sozialpolitik. Und bezog deutlich gegen Rechtsextremismus und spaltende politische Strömungen Stellung.”
Jetzt werde sich “diese Stimme zurückmelden”, und zwar alle zwei Wochen ab November, im Rahmen der vereinbarten Texte. In dieser Woche gibt es schon einmal vorab “die Nullnummer seiner Kolumne”, die folgende unkomplizierte und leicht zu bedienende Inhalte präsentiert:
“Dort analysiert Kühnert die öffentliche Selbstinszenierung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.”
Laut Kühnert würde der CSU-Chef “die bayerische Identität zur politischen Marke formen.” Ein Artikelauszug lautet:
“Söder inszeniert sich als Lordsiegelbewahrer einer bayerischen Lebensweise, die er selbst sorgsam kuratiert. Das ist billige Identitätspolitik – und niemand sollte mehr in diese Wurstfalle tappen. Der frühere TV-Redakteur Söder schafft es, eine Brettljause zu präsentieren, als handele es sich dabei um ein milliardenschweres Investitionspaket. In Wahrheit ist das jedoch nur Tourismusmarketing, versetzt mit gelegentlichen politischen Inhalten.”
Das Boulevardmagazin Gala kommentiert, dass der “Ex-SPD-General ein überraschendes Comeback feiert.” “Er bleibe weg vom Politikbetrieb im engeren Sinne”, habe Kühnert in einem Podcast mit Anne Will bereits Anfang Oktober verraten, so der Spiegel. In diesem Sommer habe er nach einer längeren Auszeit wieder öffentliche Auftritte absolviert. So sei er für die Satireshow “‘Till tonight’ noch einmal in die Rolle des SPD-Generalsekretärs geschlüpft und machte bei einer ‘Bundespressekonferenz’ mit.” Die Bild-Zeitung titelt ihrerseits vom “Comeback des Jahres”.
Der Rolling Stone ist dabei vollkommen nebensächlich ebenfalls im Axel-Springer-Verlag angesiedelt, wo in der beteiligten Mediahouse GmbH das Magazin produziert wird.
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