Vor fünfzig Jahren fand in Ramboillet das erste formelle Treffen dieser Gruppe statt, noch ohne Kanada; heute treffen sich in Kananaskis am Fuße der Rocky Mountains auf dem Gebiet der Blackfoot-Nation die Staatschefs von sieben Staaten: den Vereinigten Staaten, Japans, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Kanadas, zu einem zweitägigen Gipfel. Die EU, also in diesem Fall Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, ist als Beobachter mit dabei.
Außerdem sollen Gäste aus anderen Ländern dazustoßen: die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum und zudem bisher nur als “Staats- und Regierungschefs” benannte Vertreter aus Indien, Südkorea, Südafrika und Indonesien. Aus Brasilien soll Präsident Lula da Silva kommen. Unklar ist bisher, ob der Regierungschef der Ukraine, Wladimir Selenskij, ebenfalls anwesend sein wird.
Die von der Bundesregierung offiziell benannten Themen sind Migration, Technologie (darunter KI), Wirtschaft, kritische Rohstoffe und die Bekämpfung von Waldbränden; letzteres womöglich ein Versuch des neu gewählten kanadischen Gastgebers Mark Carney, das Thema Klimawandel irgendwie auf die Tagesordnung zu setzen.
Eines der Hauptziele der Bundesregierung soll nach Presseberichten sein, US-Präsident Donald Trump von weiteren Sanktionen gegen Russland zu überzeugen, insbesondere von einer weiteren Absenkung des “Ölpreisdeckels”, den die G7 noch unter der Präsidentschaft von Joe Biden verabschiedet hatten. Ein Versuch, dem aktuell gleich mehrere Faktoren entgegenstehen: nicht nur die Bemühungen der jetzigen US-Regierungen, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren, sondern auch die Auswirkungen, die der Krieg zwischen Israel und dem Iran auf den Ölpreis hat, und nicht zuletzt die Tatsache, dass nicht nur die USA diesen Schritt skeptisch sehen dürften – vor wenigen Tagen erst lieferte ein von der EU sanktionierter Tanker russisches Öl nach Japan.
Das Thema Migration dürfte ebenfalls kaum Einigkeit auslösen: Kanada, Frankreich und die EU halten weiter an der Linie der unbegrenzten Migration fest, während die übrigen Teilnehmer, allen voran die USA, längst weitaus restriktivere Positionen vertreten.
Mit den zusätzlichen Gästen soll primär über das Thema Energiesicherheit geredet werden. Andere Themen, insbesondere der Nahe Osten, könnten schwierig werden. Indonesien ist, mit über 200 Millionen vorwiegend muslimischer Einwohner, das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt; Südafrika führt die Klage gegen Israel wegen Genozids vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, und der neugewählte südkoreanische Präsident Lee Jae-myung stand als Oppositionsführer auf der Todesliste der Putschisten des Aufstands im vergangenen Jahr.
Dieser G7-Gipfel ist der erste, bei dem schon vorab feststeht, dass es keine gemeinsame Erklärung der teilnehmenden Länder geben wird. Allerdings stehen die G7, die ursprünglich die wirtschaftsstärksten Länder versammelten, auch nur noch für einen geringeren Teil der Weltwirtschaft; inzwischen stehen sie nach Kaufkraftparität nur noch für etwa 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, die BRICS-Staaten (von denen mit Brasilien, Indien, Südafrika und Indonesien gleich vier als Gäste vertreten sind) inzwischen für etwa 35 Prozent.
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