Von Andrei Koz
Böser Scherz von Politikern
Ende der vergangenen Woche vertrieb der russische Truppenverband Ost das ukrainische Militär aus Welikaja Nowosjolka im Gebiet Donezk. Vor dem Krieg hatte der Ort eine Bevölkerung von 5.000 Bewohnern. Somit gingen sämtliche Geländegewinne der ukrainischen “Gegenoffensive” vom Sommer und Herbst 2023 verloren.
Große Politik spielte der Garnison von Welikaja Nowosjolka einen üblen Streich. Schon vor einem Monat war es klar, dass die 110. Separate mechanisierte Brigade der ukrainischen Streitkräfte und der Truppenverband Chortiza komplett eingekesselt werden, wenn sie ihr Personal und Technik nicht evakuieren. Doch Selenskij wartete auf den Amtsantritt von Donald Trump und verbot einen Rückzug. Somit war das Schicksal der Garnison nach dem Fall von Wremewka südwestlich von Welikaja Nowosjolka besiegelt.
Nun haben Russlands Streitkräfte freies Manövriergelände und können der ukrainischen Verteidigungslinie im Gebiet Saporoschje in den Rücken fallen und auf Guljajpole, Orechow und Saporoschje vorrücken. Dabei gibt es praktisch keine ernst zu nehmenden Befestigungen im Steppengelände von der westlichen Grenze der Donezker Volksrepublik bis zum Dnjepr.
Freilich muss zunächst die nördliche Flanke abgesichert werden, um einen Angriff aus dieser Richtung zu verhindern und nach Westen in breiter Front vorzurücken.
Im Grunde geschieht dies bereits am Bogen zwischen Pokrowsk und Welikaja Nowosjolka. Westlich von Kurachowo drängen Kämpfer des Truppenverbands Süd ukrainische Truppen aus dem Widerstandsnest zurück, das die Siedlungen Datschnoje, Ulakly und Konstantinopol umfasst. Der Kessel kann mit einem Angriff aus Andrejewka, an dessen Ortsrändern sich bereits russische Stoßtrupps festgesetzt haben, sowie aus dem bereits befreiten Seljonowka geschlossen werden. Hier stehen den russischen Truppen ukrainische Verbände gegenüber, die zuvor Kurachowo besetzt hielten.
Was Pokrowsk (Krasnoarmeisk) angeht, richten sich die Hauptbemühungen des Truppenverbands Mitte darauf, die Stadt nicht zu stürmen, sondern sie vom Westen zu umgehen, um die Straße von Pokrowsk nach Pawlograd durchzuschneiden sowie zur Grenze zum Gebiet Dnjepropetrowsk vorzurücken, bis zu der noch wenige Kilometer bleiben.
Pokrowsk wird nach dem Szenario von Kurachowo, Awdejewka und Ugledar zunehmend von Versorgung und Verstärkungen abgeschnitten.
Das ukrainische Militär bei Pokrowsk leidet unter einer akuten Personalkrise. Die jüngst aufgestellte 157. Brigade erlitt schwere Verluste, und ein Großteil des Personals desertierte. In der Ukraine spricht man sogar von einem “Fluch der 150. Serie”. Zuvor hatten zahlreiche Kämpfer die Stellungen der 155. Brigade “Anna von Kiew”, die in Frankreich ausgebildet und mit französischer Technik ausgerüstet wurden, eigenmächtig ihre Stellungen verlassen. Diese Brigaden werden aus Zwangsrekrutierten aufgestellt, die eine niedrige Kampfmoral haben. Wenige erfahrene Offiziere dieser Einheiten sind nicht in der Lage, die Situation zu beeinflussen.
Durchbruch nach Konstantinowka
Nördliche Bezirke der DVR stehen immer noch unter ukrainischer Kontrolle. Die Rede ist vom Ballungsraum Konstantinowka – Druschkowka – Kramatorsk – Slawjansk, in dem die rückwärtige Infrastruktur, ständige Unterkünfte und Stäbe des ukrainischen Militärs konzentriert werden.
An diesem Abschnitt wird heftiger Widerstand erwartet: Kiew spart nicht an Befestigungen, um Kramatorsk und Slawjansk zu decken. Eine Befreiung dieser Städte könnte dazu führen, dass das ukrainische Militär im ehemaligen Gebiet Donezk unlenkbar wird.
Wahrscheinlich ist Konstantinowka das nächste Ziel von Verbänden, die gegenwärtig Torezk (Dserschinsk) stürmen. Dort werden die letzten ukrainischen Stützpunkte heftig umkämpft. Bald wird die Stadt mit einer Vorkriegsbevölkerung von 70.000 Einwohnern vollständig über die Kontrolle der russischen Streitkräfte übergehen. Von hier sind es 15 Kilometer Luftlinie bis Konstantinowka.
Doch in der Flanke stellt die ukrainische Gruppierung in Tschassow Jar eine Bedrohung dar. Der gescheiterte Gegenangriff aus dieser Richtung rieb viele Reserven des ukrainischen Militärs auf. Aus der Fabrik für feuerfeste Ziegel, wo ukrainische Truppen ihren wichtigsten Stützpunkt hatten, wurden sie zurückgedrängt, es bleiben nur vereinzelte Widerstandsnester. Hauptsächlich werden die Kämpfe in südwestlichen Bezirken der Stadt geführt.
Brückenkopf am Oskol
Fortschritte gibt es am Abschnitt Kupjansk. Russlands Verteidigungsministerium meldete die Befreiung der Siedlung Dwuretschnaja am westlichen Ufer des Flusses Oskol, 14 Kilometer nördlich von Kupjansk. Somit weitete sich das Aufmarschgebiet für eine Offensive auf Kupjansk beträchtlich aus.
Wenn das ukrainische Militär diese Stadt verliert, verliert es einen wichtigen logistischen Knoten. Darüber hinaus ist es möglich, von hier aus nach Nordwesten zur Siedlung Weliki Burluk vorzustoßen, um den bei Woltschansk kämpfenden Truppenverband Nord zu unterstützen.
Im Gebiet Kursk wurde der unmittelbar an der Grenze liegende Ort Nikolajewo-Darjino befreit. Das ist ein wichtiger Stützpunkt für einen Sturm des an einer Straße nach Sudscha gelegenen Orts Swerdlikowo. Heftige Kämpfe laufen in Umland von Kurilowka. Vor wenigen Tagen versuchte das ukrainische Militär, in das Gebiet Kursk aus Richtung des Dorfs Tjotkino einzufallen. Der ukrainische Verband wurde allerdings rechtzeitig durch die Luftaufklärung aufgespürt und zerschlagen.
Insgesamt entwickelt sich die Lage an den Fronten der Spezialoperation zugunsten der russischen Armee. Das Kiewer Regime, das unter einem Personalmangel leidet, ist lediglich in der Lage, notgedrungen “Löcher zu stopfen”. Von einem Übergang der Initiative kann ebenso wenig die Rede sein wie von einer neuen Offensive des ukrainischen Militärs.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 29. Januar.
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