Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA hat am Donnerstag den Konkurs über die FlowBank SA mit Hauptsitz in Genf eröffnet.
Die Finanzmarktaufsicht hat die Geduld verloren und den Konkurs über das auf Online-Trading spezialisierte Finanzinstitut eröffnet, nachdem es schon seit längerem im Visier der Behörde war.
Konkurs zur Wahrung des Einlegerschutzes
Über die Genfer FlowBank ist der Konkurs eröffnet worden. Die FINMA begründet dies mit dem Einlegerschutz. Die Liste der Verfehlungen, die der Technologiebank vorgeworfen werden, ist eindrücklich und reicht bis zur Verletzung der Geldwäscherei-Sorgfaltspflichten. Die Bank verfügte zuletzt nicht mehr über die erforderlichen Mindesteigenmittel, die für den Geschäftsbetrieb erforderlich seien, so die FINMA. Zudem bestehe die Besorgnis, dass die Bank überschuldet sei.
Laut FINMA könnten die “privilegierten Einlagen” – also Anlagen bis zu 100.000 Franken – gemäß den heutigen Berechnungen aus den vorhandenen Mitteln der Bank vollumfänglich zurückerstattet werden. Die FlowBank habe die dauernd einzuhaltenden Mindestanforderungen für Eigenmittel in “erheblicher und schwerer Weise verletzt”, teilte die FINMA am Donnerstag mit.
Die Bank und ihre Organe seien nicht mehr in der Lage gewesen, innerhalb der erforderlichen Frist nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen. Die Bank dürfte laut FINMA zudem überschuldet sein. Da keine Aussicht auf eine Sanierung bestehe, müsse die Bank konkursliquidiert werden.
Eigentümerstruktur und Anteilseigner
Radiolac schreibt: “Die FlowBank gehört der CBH Bank in Genf.”
Nun stellt sich die Frage, wohin die Gelder aus der FlowBank entflohen sind. Haben sie etwa einen Flohsprung gemacht?
Die Zeitung Tribune de Genève berichtet, dass die CBH Bank der größte Anteilseigner der FlowBank ist.
An der Seite des CEO der FlowBank, Charles-Henri Sabet, stehen deshalb auch der CEO der CBH Bank, Joseph Benhamou, der ebenfalls Marokkaner ist – “Den kenne ich sehr gut, wir wollten schon lange ein Projekt auf die Beine stellen” –, sowie seine weiteren Verwandten.
Ein schwerer Cyberangriff erschütterte vergangenen Sommer die FlowBank, und kurz darauf sorgte ein Bericht der Genfer Finanzzeitung Agefi über fünf CFOs in drei Jahren für Aufsehen, schreibt das Finanzportal Inside Paradeplatz.
Die Genfer Bank ist kein unbeschriebenes Blatt. Schweizer Medien wie auch Bloomberg berichten oft über Geldwäscheskandale mit kasachischen und venezolanischen Politikern.
Die FINMA hatte bereits ein Enforcementverfahren eröffnet, wie der Mitteilung zu entnehmen ist, da dem Institut damals Verletzungen der Eigenmittelvorschriften und der Risikoorganisation vorgeworfen wurden.
2022 ordnete die FINMA Maßnahmen zur Wiederherstellung des rechtmäßigen Zustands an und setzte einen Prüfbeauftragten ein.
2023 eröffnete die Behörde wegen erneuter Hinweise auf aufsichtsrechtliche Mängel ein weiteres Enforcementverfahren und setzte eine Untersuchungsbeauftragte ein.
Diese stellte fest, dass die FlowBank die Eigenmittelvorschriften wiederholt nicht eingehalten hatte und in verschiedenen Bereichen nach wie vor mangelhaft organisiert war, woraufhin die FINMA Anfang März den Bewilligungsentzug über die Bank verfügte, die allerdings hiergegen Beschwerde einreichte.
Die FlowBank ist, wie ihr größter Anteilseigner, die CBH Bank, ‒ abseits des Hauptsitzes in Genf ‒ seit Oktober 2021 auch in Zürich präsent und hat Tochtergesellschaften in London und auf den Bahamas. Laut FINMA beschäftigt die Bank weltweit rund 140 Mitarbeiter, weist eine Bilanzsumme von rund 680 Millionen Franken auf und führt mehr als 22.000 Kundenkonten.
Was die Schweizer Behörden, insbesondere die FINMA, nicht zu begreifen scheinen, ist, dass sie den Finanzplatz Schweiz und den Ruf stabiler Banken gefährden, wenn sie solche Akteure dulden und nach drei oder vier Ausfällen nicht konsequent handeln. Die Credit Suisse-Krise ist noch nicht überwunden. Es bleibt abzuwarten, wie die Geschichte mit den Marokkanern in Genf endet.
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