Der unabhängige Journalist Sam Husseini wurde von der letzten Pressekonferenz des US-Außenministers Antony Blinken im State Department in Washington weggezerrt, nachdem er versucht hatte, Fragen zum Krieg und zum Waffenstillstand im Gazastreifen zu stellen. Zudem wurde auch der Grayzone-Redakteur Max Blumenthal aus dem Presseraum geführt.
Blinken behauptete in seiner Rede, dass in den vergangenen vier Jahren erfolgreiche Diplomatie seitens Washington betrieben wurde, darunter auch das jüngste Waffenstillstandsabkommen, obwohl sowohl Israel als auch die Hamas dem designierten Präsidenten Donald Trump den finalen Erfolg zusprachen.
In einem von Stella Assange veröffentlichten Video sind mehrere uniformierte Beamte des Diplomatischen Sicherheitsdienstes (DSS) zu sehen, die sich Husseini von hinten näherten, der sich im Presseraum als akkreditierter Journalist vor Ort befand und bis dato ruhig den Ausführungen von Blinken zuhörte.
Defining moment in Blinken’s legacy. Watch until the end.pic.twitter.com/RITswRAYhi
— Stella Assange (@Stella_Assange) January 17, 2025
Hussein reagiert mit der Aufforderung, die Hände von ihm wegzunehmen, als die Beamten ihn von seinem Stuhl zogen. Hussein widersprach der Aufforderung, mitzukommen.
Every other journalist in the room watched and did nothing. America the free world!Sam Husseini forcibly removed from the briefing room after interrupting Blinken’s final press conference. pic.twitter.com/6ff6Qz1WXV
— Mohamad Safa (@mhdksafa) January 16, 2025
Sichtlich erregt rief Hussein Blinken zu: “Sie schwadronieren über eine freie Presse”. Den Sicherheitsbeamten teilte er mit, “sie tun mir weh!”. Dann erneut an Blinken gerichtet:
“Ich möchte Fragen stellen, nachdem ich von [dem Sprecher des Außenministeriums] Matt Miller erfahren habe, dass er meine Fragen [zum Thema Gaza] nicht beantworten wird.”
Außenminister Blinken erklärte, das Szenario betrachtend, dass die anwesenden Journalisten “den Ablaufprozess respektieren” müssten und dass er nach seiner Rede Fragen beantworten würde. Hussein rief ihm entgegen, während er bereits von seinem Platz weggezerrt wurde:
“Alle, von Amnesty International bis zum IGH [Internationaler Gerichtshof], sagen, dass Israel Völkermord und Ausrottung betreibt, und Sie sagen mir, ich solle den Prozess respektieren?”
Während der Journalist mit Gewalt aus dem Raum geführt wurde, rief er wiederholt an Blinken gerichtet:
“Verbrecher! Warum sind Sie nicht in Den Haag?”
Nach der Festnahme erklärte der Journalist auf X, er habe lediglich “versucht, eine Reihe von Fragen zu stellen. Ich wurde hinausgetragen und mit Handschellen gefesselt. Völlig überzogene Gewalt”.
In einem ausführlicheren X-Posting erklärte Hussein zu dem Vorfall:
“Ich hatte die Absicht, während der Pressekonferenz bei jeder Gelegenheit knallharte Fragen zu stellen, die vom Staatspersonal offensichtlich abgekürzt wurden:
- Ging es bei der Ankündigung vom 31. Mai darum, die Umsetzung des IGH-Urteils vom 24. Mai zu blockieren?
- Warum weigern Sie sich, die Genfer Konventionen für den Gazastreifen als anwendbar anzuerkennen?
- Jeder, von Amnesty International bis zum IStGH, beschuldigt Israel der Ausrottung und des Völkermordes. Warum sind Sie nicht in Den Haag?
- Warum war Ihr Stiefvater Pisar sowohl mit Maxwell als auch mit Jeffrey Epstein verbunden?
- Miller tut so, als wüsste er nichts von der Hannibal-Richtlinie – wissen Sie von der Hannibal-Richtlinie?
- Warum erkennen Sie nicht einmal Israels Atomwaffen an?”
Bei dem Verweis auf die “Hannibal-Direktive” geht es um die Frage, ob die Biden-Administration Kenntnis davon hat, dass eine Anordnung der Netanjahu-Regierung existiert, die es dem israelischen Militär erlaubt, Militärangehörige oder Zivilisten zu töten, anstatt sie gefangen nehmen zu lassen.
Bei einem weiteren Vorfall während desselben Briefings beschuldigte der Grayzone-Redakteur Max Blumenthal Antony Blinken, er trage dazu bei, “unsere Religion, das Judentum, zu zerstören, indem er es mit dem Faschismus in Verbindung bringt” und wies darauf hin, dass der Schwiegervater und der Großvater des scheidenden Außenministers nachweisliche Lobbyisten für Israel waren.
My final words for Tony Blinken, Secretary of Genocide, and his smirking press secretary, Matt Miller pic.twitter.com/DuLnepSwDl
— Max Blumenthal (@MaxBlumenthal) January 16, 2025
“Warum haben Sie die auf Regeln basierende Ordnung unter dem Deckmantel Ihres Engagements für den Zionismus geopfert?”, rief Blumenthal, als er von Mitarbeitern des Außenministeriums ebenfalls abgeführt wurde. Blumenthal rief an Blinken gerichtet:
“Warum haben Sie den Holocaust unserer Zeit zugelassen? Wie fühlt es sich an, wenn Ihr Erbe ein Völkermord ist?”.
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