
Während eines Besuchs in Rom erklärte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán gegenüber der italienischen Zeitung La Repubblica, er werde nächste Woche in Washington mit Präsident Trump über die neuen US-Sanktionen gegen russisches Öl sprechen.
Ungarn importiert immer noch einen Großteil seiner fossilen Brennstoffe aus Russland. Im Jahr 2022 wurden 61 Prozent des ungarischen Rohölbedarfs aus der Russischen Föderation eingeführt. In diesem Jahr ist dieser Anteil bisher auf 92 Prozent gestiegen.
Im Interview sagte er:
“Wir diskutieren darüber, wie wir ein nachhaltiges System für die Wirtschaft meines Landes aufbauen können, da Ungarn stark von russischem Öl und Gas abhängig ist. Ohne diese Rohstoffe würden die Energiepreise in die Höhe schnellen und zu Versorgungsengpässen führen.”
Wie Euronews am Dienstag berichtete, wurde Orbán in Rom auch gefragt, ob Trump hinsichtlich der in der vergangenen Woche verhängten Sanktionen gegen die beiden größten russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil zu weit gegangen sei. In seiner Antwort habe der ungarische Präsident bestätigt, dass der US-Präsident tatsächlich damit zu weit gegangen sei. Wortwörtlich hieß es dazu auf Euronews:
“Auf die Frage, ob Trump zu weit gegangen sei und einen Fehler begangen habe, indem er den russischen Energiesektor ins Visier genommen habe, antwortete Orbán, dass er zu weit gegangen sei, und fügte hinzu, dass Ungarn einen ‘Ausweg’ aus den Sanktionen finden werde.”
Falsche Wiedergabe von Orbáns Aussage in westlichen Medien – Orbán hat Trump nicht kritisiert
Der Wiedergabe von Orbáns Antwort im Repubblica-Interview widersprach die ungarische Zeitung Hungarian Conservative am Dienstag. Ihrem Bericht zufolge hätten viele westliche Mainstream-Medien Orbáns Äußerungen ohne den vollständigen Kontext wiedergegeben, um damit den Eindruck erwecken, der ungarische Ministerpräsident habe Trump wegen der Sanktionen direkt kritisiert. Schlagzeilen würden suggerieren, dass “Orbán sagt, Trump habe mit den Russland-Sanktionen einen Fehler gemacht.”
La Repubblica habe dies so dargestellt, als habe Orbán Trumps Entscheidung ausdrücklich als “Fehler” bezeichnet und behauptet, er werde sich für die Aufhebung der Sanktionen einsetzen. Keine dieser Aussagen sei indes getätigt worden. Die Zeitung ersetzte das direkte Zitat durch ihre eigene Interpretation. Der politische Direktor des Ministerpräsidenten, Balázs Orbán, veröffentlichte die vollständige Aufzeichnung des Interviews. Viktor Orbán habe Trumps Entscheidung nicht als Fehler bezeichnet, stellte er klar.
Ungarn prüft Auswirkungen der neuen Sanktionen
Derzeit prüfe die Regierung die Auswirkungen der neuen Sanktionen, erklärte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó. Bei einer Pressekonferenz in Budapest sagte Szijjártó am Montag:
“Was die amerikanischen Sanktionen angeht, so haben diese Maßnahmen, da ihr Inkrafttreten noch in einiger Ferne liegt, noch keine Verluste oder Schwierigkeiten für unsere Energieimporte aus Russland verursacht.”
Unterdessen erklärte die Sprecherin der Europäischen Kommission, Anna-Kaisa Itkonen, die US-Sanktionen stellten keine unmittelbare Gefahr für die Versorgungssicherheit Europas dar. Schließlich seien die Länder zu einer Ölreserve von 90 Tagen verpflichtet. Gegenüber Journalisten sagte Itkonen:
“Die Entscheidung der letzten Woche könnte natürlich Auswirkungen haben, und wir wollen sicherstellen, dass unsere Mitgliedstaaten vorbereitet sind, dass sie einen Plan haben, und wir sind hier, um sie dabei zu unterstützen.”
Laut den USA sollen die Sanktionen so lange in Kraft bleiben, bis der russische Präsident Wladimir Putin “echte Bereitschaft zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine zeige”, so Euronews.
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