Am Donnerstag hat die Europäische Zentralbank ihren Leitzins um 25 Basispunkte erhöht, da sie weiterhin mit einem Anstieg der Verbraucherpreise zu kämpfen hat. Die Zinssätze sind nun so hoch wie seit November 2008 nicht mehr.
Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem die Anfang der Woche veröffentlichten Inflationszahlen einen Anstieg der Gesamtinflationsrate auf sieben Prozent im April gezeigt hatten. Gleichzeitig war die Kerninflation, bei der Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt werden, leicht auf 5,6 Prozent zurückgegangen.
Die Zentralbank hatte ihren derzeitigen Zinserhöhungspfad im Juli 2022 eingeschlagen, als sie den Leitzins von -0,5 Prozent auf null gesenkt hatte. Trotz kontinuierlicher Zinserhöhungen liegt die Inflation jedoch weiterhin deutlich über dem Zielwert der EZB von zwei Prozent. Schätzungen, die letzte Woche vom Internationalen Währungsfonds veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die Inflation das Ziel der EZB erst 2025 erreichen könnte.
Jüngste Daten zeigen auch, dass die Wirtschaft der Eurozone im ersten Quartal des Jahres mit einem schwachen BIP von 0,1 Prozent weniger gewachsen ist als erwartet. Die Arbeitslosenzahlen haben sich jedoch im März mit 6,5 Prozent gegenüber dem Vormonat leicht verbessert.
Außerdem hat eine aktuelle Umfrage der EZB ergeben, dass die Banken den Zugang zu Krediten deutlich verschärft haben, was darauf hindeuten könnte, dass die höheren Zinssätze ihren Einfluss auf die Realwirtschaft zu spüren bekommen.
Am Mittwoch gab die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) bekannt, dass sie die Zinssätze um 25 Basispunkte anhebt und damit die Zielspanne für den Leitzins auf fünf bis 5,25 Prozent erhöht, den höchsten Stand seit August 2007. Die Fed deutete auch an, dass sie kurz davor stehen könnte, die Zinserhöhungen zu unterbrechen.
Die beiden Entscheidungen der Zentralbanken wurden zu einer Zeit getroffen, in der der Druck auf den Bankensektor, insbesondere in den USA, nicht nachlässt. Anfang dieser Woche kündigte JPMorgan die Übernahme von First Republic an, einem kleineren Kreditinstitut, das in der Hochzinsphase ums Überleben kämpft.
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