Wie mehrere russische Medien übereinstimmend berichteten, ereignete sich der Vorfall gegen 21:45 Uhr Ortszeit auf einer Autobahn etwa 20 Kilometer westlich von Moskau. Nach Aussagen mehrerer Zeugen wurde ein Geländewagen mitten auf der Straße in die Luft gesprengt. Laut Fotos und Videos vom Unglücksort prallte der völlig zerstörte und in Flammen stehende Wagen anschließend gegen einen Zaun.
Die am Unfallort tätigen Rettungskräfte gaben an, dass sich eine Person im Auto befand, die bei der Explosion sofort getötet wurde – eine Frau, deren Leiche, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, geborgen wurde.
Die Behörden haben die Identität des Opfers noch nicht bestätigt (Stand 3 Uhr Moskauer Zeit), aber mehrere russische Telegram-Kanäle und Medienquellen behaupten, dass es sich um die 29-jährige Politikwissenschaftlerin Daria Platonowa handelt. Sie ist in der Eurasischen Bewegung ihres Vaters Alexander Dugin als Kommentatorin aktiv. Nur wenige Minuten nach dem Vorfall traf der bekannten russische Philosoph selbst am Tatort ein. Er war sichtlich erschüttert, wie mehrere in den sozialen Medien kursierende Videos zeigen.
Dugin und seine Tochter hatten am Kulturfestival und Diskussionsforum “Tradizija” in der Region Moskau teilgenommen. Sie wurden am Rande der Veranstaltung zusammen gesichtet und fotographiert. Laut dem Musiker Petr Lundstrem, der auch am Festival teilnahm, handelte sich bei dem Wagen um das Auto von Alexander Dugin, einem “Land Cruiser Prado”.
“Dugin sollte in diesem Auto mitfahren, stieg aber in ein anderes ein. Herzliches Beileid”, schrieb er in seinem Telegram-Kanal.
Vorläufige Berichte deuten darauf hin, dass es sich um einen selbstgebauten Sprengsatz gehandelt haben könnte, aber die Ermittler müssen die Ursache der Explosion noch bestätigen.
Alexander Dugin hat am Samstagabend auf dem familiären Volksfest am Gehöft des russsichen Dichters Alexander Puschkin einen Vortrag zum Thema “Tradition und Geschichte” gehalten, während seine Tochter als Gast an der Veranstaltung teilnahm.
Darja Platonowa ist Experin für französische Politik. Auch am letzten Tag ihres Lebens ging sie als Kommentatorin der französischen politischen Agenda auf Live-Sendung und postete dazu mehrere Beiträge. Wie auch ihr Vater galt sie als scharfe Kritikerin des liberalen westlichen Models und des Globalismus. Mehreren Kommentatoren zufolge galt der mutmaßliche Anschlag Dugin selbst.
Platonowa-Dugina unterstütze den russischen Militäreinsatz in der Ukraine und hat die Region Donbass mehrmals als Journalistin bereist. Der Chef der Donezker Volksrepublik Denis Puschilin beschuldigte ukrainische Saboteure des Anschlags.
“Niederträchtige Schurken! Terroristen des ukrainischen Regimes, die Alexander Dugin liguidieren wollten, sprengten seine Tochter in die Luft…”, schrieb er in seinem Telegram-Kanal.
Aleksandr Dugin ist Publizist, Autor mehrerer Bücher zur Geopolitik und einer der Ideologen der sogenannten Neo-Eurasier. Seine Kritiker werfen ihm faschistische Tendenzen und russischen Nationalismus vor. Im Westen wird Dugin seit Jahren als eine der angeblichen treibenden Kräfte hinter der Außenpolitik vom Präsident Präsident Wladimir Putin dargestellt. Erst in den letzten Monaten bezeichnete ihn Washington Post als “rechtsextremen mystischen Schriftsteller, der Putins Sicht auf Russland mitgestaltet”.
Da Dugin kein Amt bekleidet und viel eher gesellschaftlich aktiv ist, gilt der 60-Jährige dagegen in Russland als mäßig einflussreich. Der rechtskonservative Fernsehsender Tsargrad, dessen Chef-Redakteur Dugin mehrere Jahre war, bezeichnet ihn als “Ideologen der russischen Welt”. In der Ukraine steht Dugin als “antiukrainischer Propagandist” auf der berüchtigten Hetzseite “Mirotworez”. Laut russischen Medien hat “Mirotworez” über den Tod seiner Tochter sofort nach dessen Bekanntgabe berichtet.
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