
Für westliche Unternehmen wird es nicht einfach sein, auf den russischen Markt zurückzukehren – darüber berichtet die Zeitung Iswestija unter Berufung auf russische Wirtschaftsfachleute. Wie Marina Tschekurowa, Leiterin der Ratingagentur “Expert RA”, in einem Gespräch mit der Zeitung betonte, werde in einigen Jahren niemand mehr auf dem russischen Markt auf sie warten. Sie betonte:
“Wenn diese Unternehmen zurückkehren wollen, wird ihre Präsenz auf dem Markt möglich sein. Aber insgesamt noch drei bis fünf Jahre, und niemand wird hier mehr auf sie warten, denke ich. Und die Positionen, die sie bis zum Jahr 2022 hatten, werden sie nie wieder erreichen. Als sie vor 30, 35 Jahren zum ersten Mal zu uns kamen, war hier noch alles offen. So etwas wird es sicher nicht mehr geben.“
Tschekurowa betonte auch, dass westliche Unternehmen, die “mit großem Getöse den Markt verlassen haben”, mit strengeren Bedingungen konfrontiert werden könnten als diejenigen, die geblieben sind und sich weiterentwickelt haben. “Der Staat wird die Geschichte der Präsenz von Unternehmen in Russland berücksichtigen: Diejenigen, die beim Weggang ‘die Tür zugeschlagen’ haben, werden deutlich ungünstigere Bedingungen erhalten als diejenigen, die ihre Präsenz beibehalten haben und zu weiterer Entwicklung bereit sind”, fasste Tschekurowa zusammen.
Dabei wird die Frage der Wettbewerbsfähigkeit und des Marktanteils weiterhin aktuell bleiben, meinen Experten – denn einheimische Unternehmen haben bereits die Nischen besetzt, die zuvor von westlichen Firmen eingenommen wurden. Nach Ansicht von Marina Tschekurowa ist der russische Markt mittlerweile ziemlich gesättigt und wettbewerbsintensiv, und wenn Unternehmen versuchen, zurückzukehren, könnten ihre Waren teurer sein als ähnliche Produkte russischer Hersteller.
Daher wird der Preisfaktor eines der größten Hindernisse für eine Rückkehr sein. Dies hängt sowohl mit der Logistik und den Währungsrisiken als auch mit den geltenden Sanktionsbeschränkungen zusammen, die Abrechnungen, Lieferungen und den Zugang zur Finanzinfrastruktur erschweren. In den letzten Jahren haben sich die Verbraucher an neue Marken gewöhnt und entscheiden sich zunehmend für einheimische Produkte, wobei sie sich nicht nur am Preis, sondern auch an der Verfügbarkeit des Service orientieren. Somit wird man nicht mit einem leeren Markt konkurrieren müssen, sondern mit etablierten und bereits bekannten Marken.
Im Jahr 2022 stellten westliche Unternehmen ihre Aktivitäten auf dem russischen Markt zunehmend ein und zogen sich in großem Umfang aus Russland zurück. Trotz der geopolitischen Turbulenzen weigerten sich jedoch eine Reihe von Unternehmen, ihr Geschäft im Land zu verkaufen und setzten ihre Arbeit fort. Zu diesen Unternehmen gehören beispielsweise der amerikanische Tabakkonzern Philip Morris, Japan Tobacco International, das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis und einige andere.
Die Anwaltskanzlei Verba Legal teilte kürzlich mit, dass mindestens 14 westliche Unternehmen, die Russland verlassen haben, neue Markenzeichen mit ihrem eigenen Markennamen registriert haben. Genannt wurden unter anderem Starbucks, McDonald’s, Apple, The Coca-Cola Company, IKEA, Inditex, Gucci und Dior, VISA und Hyundai.
Allerdings habe fast ein Viertel der ausländischen Unternehmen, die den russischen Markt verlassen haben, dies unverantwortlich getan und habe nun praktisch keine Chance mehr auf eine Rückkehr, schreibt das Portal RBK unter Berufung auf die Marktstudie “Analyse der ausländischen Unternehmen, die den russischen Markt verlassen haben”. Somit könnte der erneute Zugang zum russischen Markt für Unternehmen wie beispielsweise den Netzwerkausrüster Cisco, die Konzerne Amazon und PayPal vollständig blockiert sein.
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