Die Wirtschaftskrise, die sich in Europa als Folge des Krieges in der Ukraine und der gegen Russland verhängten Sanktionen abzeichnet, wird einzigartig sein, sagte Pawel Samijew, Experte und Leiter der analytischen Agentur BusinessDrome, in einem Interview mit Lenta.ru. Diesmal hätten die europäischen Staaten gleichzeitig mit Wirtschafts-, Energie- und Nahrungsmittelschwierigkeiten zu kämpfen. Der Experte erläuterte:
“Die bevorstehende Krise ist einzigartig, weil drei Faktoren gleichzeitig zusammenkommen. Erstens würde es jetzt ohnehin eine zyklische globale Krise geben, die um die Jahreswende 2021/2022 erwartet wurde. Aber während der Pandemie wurden alle Märkte mit Geld überschwemmt, sodass die Krise vermieden werden konnte, obwohl eine zyklische Version davon sogar notwendig ist.”
Die “Überschwemmung der Märkte mit Geld” könne die Krise, die wir derzeit erleben, “nur noch verschärfen, wodurch sie mit der Großen Depression in den USA vergleichbar wäre”, so der Experte:
“Parallel zur Wirtschaftskrise erleben wir, zumindest in Europa, eine massive Energiekrise. Dazu kommt eine Nahrungsmittelkrise, die mit der Ernte oder der Logistik zusammenhängt. Auch inflationäre Faktoren haben ihren Teil dazu beigetragen. Infolgedessen haben wir es mit drei starken Krisen gleichzeitig zu tun. Das ist beispiellos – normalerweise gibt es entweder nur eine wirtschaftliche oder nur eine sektorale Krise.”
Dem Experten zufolge seien die Auswirkungen der derzeitigen Krise gerade deshalb nicht vorhersehbar, weil sie so einzigartig ist.
In jedem Fall wird der Wirtschaftsraum eine gewisse Neuausrichtung der Technologie, eine Umstrukturierung der Märkte sowie Rückgänge in einer Reihe von Marktsegmenten erleben, so der Experte.
Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass 60 Prozent der von der Agentur befragten Experten eine Rezession für die Wirtschaft der Eurozone vorhersagen.
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