Das estnische Parlament hat das Gesetz zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen gebilligt. Nachdem die Regelung ab dem 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist, werden Erwachsene unabhängig von ihrem Geschlecht in ein Ehebündnis eintreten können. Insgesamt 55 Parlamentsabgeordnete stimmten für den Gesetzentwurf, 34 lehnten den ab.
Damit wird Estland zum ersten Land der ehemaligen Sowjetunion, das gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert. Seit dem Jahr 2016 gilt in dem baltischen Staat das Gesetz, das es gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt, eine Lebenspartnerschaft einzugehen. Das Parlament hat die notwendigen Vollstreckungsdokumente bisher nicht verabschiedet, damit das Gesetz vollständig in Kraft treten kann.
Die Regierungskoalition unter Premierministerin Kaja Kallas war mit diesem Gesetz auf robuste Opposition gestoßen, vor allem seitens der rechten Estnischen Konservativen Volkspartei, die gleichgeschlechtliche Ehen als ein Gräuel für das traditionelle Familienmodell anprangert. Um das Gesetz durchzubringen, musste Kallas eine Reihe von Vertrauensabstimmungen einberufen.
Trotz des Konflikts im Parlament ist in Estland wie in mehreren europäischen Ländern und den USA in den vergangenen zehn Jahren die Akzeptanz für die “Ehe für alle” wesentlich gestiegen. Laut einer Umfrage des Forschungsunternehmens Turu-uuringute AS befürworteten im April dieses Jahres 53 Prozent der Esten die gleichgeschlechtliche Ehe im Vergleich zu 34 Prozent im Jahr 2021.
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