Während der Amtszeit des früheren US-Präsidenten Donald Trump sollen sich hinter verschlossenen Türen noch nie dagewesene Szenen abgespielt haben, die beinahe globale Auswirkungen gehabt hätten. Das behauptet der New York Times-Journalist Michael Schmidt in einem kürzlich veröffentlichten Nachwort zu seinem Buch “Donald Trump gegen die Vereinigten Staaten”. Demnach soll Trump in seinem ersten Jahr im Weißen Haus angeblich in Erwägung gezogen haben, einen Atomschlag gegen Nordkorea durchzuführen und die Schuld für den Angriff auf ein anderes Land abzuwälzen.
“Donald Trump spielte mit dem Gedanken, eine Atomwaffe gegen Nordkorea einzusetzen und einem anderen Land die Schuld dafür zu geben. Es ist schockierend, diese Worte überhaupt auszusprechen – man braucht nur sehr wenig gesunden Menschenverstand, um zu verstehen, dass dies eine sehr schlechte Idee ist”, heißt es in dem Nachwort. Trump soll diese Bemerkung laut Aussage des Autors im Jahr 2017, seinem ersten Amtsjahr, gemacht haben, als er sich in seinen öffentlichen Äußerungen über Nordkorea besonders angriffslustig zeigte.
In seiner Publikation, die am Dienstag als Taschenbuch erscheint, beruft sich Schmidt primär auf Aussagen von Trumps ehemaligem Stabschef John Kelly, der sich im Rahmen seiner Tätigkeit mit den Streitigkeiten zwischen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un auseinandersetzen musste. Kelly war dem Buch zufolge sowohl über Trumps provokative Twitter-Botschaften zu Nordkorea als auch über dessen private Gespräche bezügliches dieses Themas beunruhigt. “Was Kelly noch mehr als die Tweets erschreckte, war die Tatsache, dass Trump hinter verschlossenen Türen im Oval Office weiter so sprach, als wolle er in den Krieg ziehen”, schreibt Schmidt.
“Er diskutierte ungeniert die Idee, eine Atomwaffe gegen Nordkorea einzusetzen, und sagte, dass die Regierung, wenn er eine solche Maßnahme ergreifen würde, jemand anderem die Schuld dafür geben könnte, um sich von der Verantwortung freizusprechen.“
Kelly habe daraufhin versucht, Trump von dieser Idee abzubringen. Gegenüber seinem früheren Chef verwies er darauf, dass die USA wahrscheinlich enttarnt werden würden, sollten sie einen solchen Plan durchführen. Doch Trump schien von der Idee eines Angriffs nicht abzubringen zu sein, berichtet Schmidt. Selbst die Erwähnung des Verlusts unschuldiger Menschenleben soll demnach offenbar “keinen Einfluss” auf ihn gehabt haben. Ein weiteres Problem sei Trumps mangelnde Diskretion gewesen. Er “sprach wiederholt in nicht klassifizierten Telefongesprächen mit Freunden und Vertrauten außerhalb der Regierung darüber, dass er militärische Gewalt gegen Nordkorea einsetzen wolle, obwohl das Risiko, dass der nordkoreanische Geheimdienst davon erfährt, hoch war.” Erneut war es angeblich Kelly, “der Trump daran erinnern musste, dass er keine geheimen Informationen an seine Freunde weitergeben durfte”.
Dem Buch zufolge war der ehemalige Präsident zudem auch “verwirrt und verärgert” über Kellys Einwand, dass Trump für einen Präventivschlag die Zustimmung des Kongresses benötigte. Dem früheren Stabschef soll es schließlich gelungen sein, die Situation zu entschärfen, indem er Trumps “Narzissmus” ansprach. Demnach habe Kelly Trump vor Augen geführt, schreibt Schmidt weiter, dass er als einer der “größten Präsidenten der Vereinigten Staaten” in die Geschichte eingehen könne, wenn er den “antagonistischen Krieg” beende und stattdessen eine “diplomatische Beziehung” zu Kim aufbaue. “Dieser Schritt bewahrte die Vereinigten Staaten vor dem, was der Beginn einer tödlichen globalen Schlacht hätte sein können.”
Trump hatte dem nordkoreanischen Staatschef während seiner Präsidentschaft auf Twitter mehrmals mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. “Der nordkoreanische Führer Kim Jong-un hat gerade erklärt, dass der ‘Nuklearknopf jederzeit auf seinem Schreibtisch liegt’. Würde jemand aus seinem erschöpften und ausgehungerten Regime ihn bitte darüber informieren, dass auch ich einen Nuklearknopf habe, aber einen viel größeren und mächtigeren als er, und mein Knopf funktioniert!” Dies schrieb Trump etwa im Jahr 2018 auf Twitter. Trotz Trumps strenger Worte über Nordkorea in der Öffentlichkeit und im Privaten pflegte der ehemalige Präsident allerdings eine, wie er es nannte, “sehr gute Beziehung” zu Kim und bezeichnete Briefe, die ihm der nordkoreanische Diktator schrieb, als “Liebesbriefe”.
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