
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall rechnet für kommendes Jahr mit einem weiteren Abbau Zehntausender Arbeitsplätze in der Metall- und Elektrobranche. Verantwortlich dafür seien die hohen Produktionskosten in Deutschland.
Die Unternehmen können eine nicht ausgelastete Produktion “nicht auf Dauer aushalten”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Oliver Zander, gegenüber der Bild-Zeitung. “Aktuell verlieren wir pro Monat fast 10.000 Arbeitsplätze.”
“Die Steuern, die Energiekosten und die Arbeitskosten sind am Standort Deutschland so hoch, dass sich für viele Unternehmen die Produktion hier schlicht nicht mehr rechnet”, führte Zander weiter aus. Bereits seit 21 Monaten gehe die Beschäftigung in der Branche ununterbrochen zurück. Und das wird sich laut dem Verbandschef zumindest kurzfristig auch nicht ändern. In der deutschen Metall- und Elektroindustrie sind rund 3,8 Millionen Menschen beschäftigt.
Von der Bundesregierung fordert Zander vor allem, sich stärker für einen Abbau der EU-Bürokratie einzusetzen. In diesem Jahr werde es einen neuen Rekord bei verbindlichen Rechtsakten und Rechtsaktänderungen durch die EU-Kommission geben. “Auf Anregung von Bundeskanzler Merz wollen die europäischen Staats- und Regierungschefs am 13. Februar 2026 die EU-Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Es ist unerlässlich, dass dort auch eine Eindämmung der Rechtsakte beschlossen wird”, sagte er.
Auch die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, spricht von “extremen Herausforderungen” für die deutsche Wirtschaft, aufgrund derer das Exportmodell “in Gefahr” sei. “Ohne Industrie ist Deutschland ein armes Land. Und wenn der Wohlstand weggeht, gefährden wir unsere Demokratie”, so die Chefin der größten deutschen Gewerkschaft.
Benner sieht auch die Industrie in der Pflicht. Mit der Abkehr vom Verbrenner-Aus bis 2035 und weiteren Weichenstellungen müsse nun die Industrie liefern. “Die Politik hat ja durchaus geliefert: Was die Energiekosten anbelangt, was die Förderung von Elektromobilität anbelangt, bessere Abschreibungsmöglichkeiten. Ja, es ist noch viel zu tun. Aber diese Entlastungssignale werden nicht ausreichend wertgeschätzt.”
Es könne nicht sein, dass man Beschäftigte “in den halb freiwilligen Vorruhestand oder gar in die Arbeitslosigkeit” verliere. Stattdessen müsse man diese auch für andere Tätigkeiten qualifizieren, so die Gewerkschafterin. Es gebe Bereiche, die wachsen und in denen es an Fachkräften mangele. “Ich denke da nicht nur an Rüstung. Dazu gehören auch der Flugzeugbau, die Medizintechnik oder der ganze Bereich der Energiewende”, sagte Benner. Es sei ein Desaster, wenn Werke ohne triftigen Grund geschlossen und die Forschung und Entwicklung nach Asien oder Osteuropa verlagert werden. “Ganze Strukturen werden so kaputtgemacht.”
Es komme darauf an, die industriellen Kerne zu erhalten und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, so Benner. Die Politik ist laut der IG-Metall-Chefin in der Pflicht, faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber China und den USA durchzusetzen.
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