Wochenlanges trockenes Winterwetter hat Befürchtungen geweckt, dass Italien eine neue Dürre bevorstehen könnte. Flüsse und Seen der Halbinsel leiden unter schwerem Wassermangel, wobei Norditalien am schwersten betroffen wird. Am Montag gab die Umweltgruppe Legambiente bekannt, dass in diesem Winter in den Alpen weniger als die Hälfte des normalen Schneefalls verzeichnet wurde. Als Folge führe der Po, der längste Fluss Italiens, der im Nordwesten des Landes von den Alpen bis zur Adria fließt, um 61 Prozent weniger Wasser als üblich zu dieser Jahreszeit.
Extreme Wetterbedingungen sind besonders in der Lagune von Venedig spürbar, deren Wasserstand derzeit ungewöhnlich niedrig ist. Wegen des Ausbleibens von Regen, Hochdrucks, Vollmonds und Meeresströmungen erlebt die Stadt Venedig, das eher für seine manchmal schädlichen Flutwellen bekannt ist, ungewöhnlich niedrige Gezeiten. Infolgedessen bleiben einige der berühmten Kanäle der Stadt fast ohne Wasser und damit für Gondeln, Wassertaxis und Krankenwagen unzugänglich. Nach Angaben der Gezeitenvorhersage Venedigs und des Meldezentrums wird ein Anstieg des Wasserstandes am Dienstag erwartet.
Seit fünfzehn Tagen herrscht in Westeuropa ein Hochdruckgebiet, das für milde Temperaturen sorgt, die normalerweise im späten Frühjahr vorkommen. Dem Klimaexperten Massimiliano Pasqui zufolge wären fünfzig Regentage nötig, damit die Lage im kommenden Sommer nicht katastrophal werde. Der Frühling müsse regelmäßige Niederschläge bringen, zitierte die italienische Zeitung Corriere della Sera den Experten. Die neuesten Wettervorhersagen deuten darauf hin, dass in den kommenden Tagen in den Alpen dringend benötigte Niederschläge und Schnee fallen werden.
Im vergangenen Juli hatte Italien den Notstand für die Gebiete rund um den Po ausgerufen, die von der schlimmsten Dürre seit siebzig Jahren betroffen waren. Die Region ist für etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktion des Landes zuständig.
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