Von Rainer Rupp
Im April 2025 haben indirekte Gespräche zwischen den USA und dem Iran, erst in Oman und dann in Rom, vorsichtigen Optimismus entfacht. Unterhändler beider Seiten loben die Diskussionen als konstruktiv und haben weitere Treffen vereinbart. Trumps Gesandter Steve Witkoff navigiert mit der Geschicklichkeit eines erfahrenen Lotsen durch diplomatische Untiefen, während positive Signale sowohl von politischen Top-Politikern beider Seiten als auch von Experten und den Märkten ein hoffnungsvolles Bild zeichnen. Die Herausforderungen sind enorm. Die Aussicht, den Iran zu verpflichten, sein Atomprogramm nicht zu militarisieren, und gleichzeitig einen kostspieligen, möglicherweise militärischen Konflikt zu vermeiden, würde die volatile Region nachhaltig stabilisieren.
Auch die Kommentare in einschlägigen Medien deuten darauf hin, dass die USA bei den jüngsten Gesprächen einem Abkommen mit dem Iran nähergekommen seien. Dieser Optimismus wird durch konkrete Entwicklungen gestützt, die auf ein mögliches Durchbruchsszenario hindeuten.
Gründe für Optimismus
Die Zeichen stehen auf Erfolg, meinte auch der ehemalige Top-CIA-Analyst und Kritiker der militaristischen US-Außenpolitik Larry Johnson. Auf seinem Blog zitierte er während der Osterfeiertage den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi, der nach dem erfolgreichen Treffen mit den USA in Rom am 19. April vor der Presse gesagt hatte:
“Die zweite Gesprächsrunde war erneut konstruktiv. Wenn die USA weiterhin realistische Forderungen stellen und in gutem Glauben verhandeln, ist ein Abkommen in Reichweite. Gespräche zwischen Nuklearexperten unserer Länder beginnen am Mittwoch in Oman, und am Samstag wird die dritte Gesprächsrunde, ebenfalls in Oman, die Ergebnisse der Experten erörtern. Bei einem Atomabkommen wird die IAEO die Überwachung übernehmen, ohne Beteiligung externer Parteien, einschließlich der USA.”
Diese Worte unterstreichen Johnsons Meinung nach die Entschlossenheit beider Seiten, eine Lösung zu finden. Tatsächlich haben Medien beider Länder, iranische wie US-amerikanische, die Verhandlungen in Rom und die Planung weitere Treffen als konstruktiv beschreiben, weil dies die Grundlage für einen anhaltenden Dialog bilde. Gleichzeitig hat Donald Trump seine Rhetorik gemäßigt, während der Iran sich für ein neues Abkommen geöffnet hat. Auch internationale Experten, vor allem russische und chinesische, teilen das angestrebte Ziel, die Entwicklung iranischer Atomwaffen zu verhindern und zugleich durch Aufhebung der US-Sanktionen wirtschaftliche Erleichterung in Iran zu erreichen und die internationalen Energiemärkte zu stabilisieren fördern. Die Reaktionen der Finanzmärkte verstärken diesen Optimismus. Nach den Gesprächen in Rom sanken die Ölpreise deutlich. Diese Entwicklungen signalisieren Vertrauen in eine geopolitische Entspannung, trotz verbleibender Herausforderungen. Das diplomatische Engagement bleibt stark, unterstützt auch durch Russland und China, was die Erfolgschancen erhöht.
Aussicht auf Frieden
Der diplomatische Prozess begann holprig mit einer entscheidenden Gesprächsrunde am 12. April 2025 in Oman, gefolgt von einer zweiten Runde am 19. April in Rom. Die Oman-Gespräche markierten einen Wendepunkt in den zuvor vergifteten Beziehungen. Das Weiße Haus nannte sie “positiv und konstruktiv” und einen “Schritt hin zu einem für beide Seiten vorteilhaften Ergebnis”. Araghtschi betonte eine “ruhige und respektvolle Atmosphäre” ohne scharfe Worte – ein deutlicher Kontrast zu früheren Konfrontationen.
Die Rom-Gespräche bauten auf diesem Momentum auf. Ein US-Beamter sprach von “sehr guten Fortschritten”, und Araghtschi bezeichnete sie als “nützlich und konstruktiv”. Beide Seiten einigten sich auf Expertengespräche ab dem 23. April in Oman und eine dritte hochrangige Runde am 26. April, um die Fortschritte zu prüfen.
Die diplomatische Wendigkeit von Trumps engstem Vertrauten und Sondergesandten Steve Witkoff war entscheidend für den bisherigen Erfolg. Nach anfänglicher Offenheit für eine Begrenzung der iranischen Urananreicherung hatte er kurzzeitig deren völlige Einstellung gefordert, bevor er sich in Rom mit den iranischen Verhandlern darauf einigte, dass eine Expertengruppe eingesetzt werde, die einen Rahmen für die friedliche Kernenergienutzung durch den Iran unter strenger IAEO-Überwachung erarbeiten soll. Araghtschi betonte: “Wenn die USA realistisch bleiben, ist ein Abkommen möglich.”
Gute Chancen für ein Abkommen?
Trumps Ton hat sich von kriegerisch zu pragmatisch gewandelt, angetrieben von seinem Wunsch nach einem diplomatischen Erfolg. Am 19. April erklärte er: “Die Lage mit dem Iran läuft ziemlich gut. Ich will einfach verhindern, dass der Iran eine Atombombe hat. Sie dürfen keine haben. Ich möchte, dass der Iran großartig, wohlhabend und wunderbar wird.” Diese Worte signalisieren Verhandlungsbereitschaft. Der stellvertretende iranische Außenminister Madschid Takht-Ravantschi unterstrich: “Es gibt gute Chancen für ein Abkommen, wenn die USA irrelevante Forderungen vermeiden.”
Auch Experten sind zuversichtlich. CNN-Analyst Barak Ravid nannte die Oman-Gespräche “einen sehr erfolgreichen ersten Schritt”, während Ali Vaez von der International Crisis Group feststellte: “Beide Seiten sind vermutlich bezüglich des Endziels auf einer Wellenlänge.” Sina Toossi vom Center for International Policy skizzierte ein Abkommen, das auf Nichtmilitarisierung und Sanktionserleichterung abzielt. Omans Außenminister Badr al-Busaidi betonte, dass ein “faires und verbindliches Abkommen” in einer “freundlichen Atmosphäre” möglich ist, was die regionale Unterstützung unterstreicht. Zugleich unterstützen Russland und China die Gespräche, indem sie Trump zusichern, den Iran von Atomwaffen fernzuhalten.
Strategische Entwicklungen
Das neue Sepehr-Luftabwehrradar des Iran ist ein “Über-den-Horizont-Radar” (OTH) mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern. Wie Satellitenbilder offenbar bestätigt haben, ist es endlich einsatzbereit. Es erstreckt sich über eine Länge von mehr als 1,5 Kilometern. Es kann Starts einzelner Flugzeuge oder ballistischer Raketen in einer Entfernung von bis zu 2.000 Kilometern erkennen und deckt damit auch das gesamte Gebiet Israels ab.
Nur eine Handvoll Länder beherrscht diese hochentwickelte OTH-Radartechnologie, was die einheimischen technologischen Fähigkeiten des Iran erneut unter Beweis stellt. Es verleiht dem Iran ein wertvolles Frühwarnsystem gegen jegliche Angriffe aus der Luft. Sollten die US-Geheimdienste diesen Bericht bestätigen, haben Tulsi Gabbard und Pete Hegseth Präsident Trump vermutlich darauf hingewiesen, dass der Iran in der Lage ist, Luftangriffe der USA oder Israels rechtzeitig zu erkennen und dem Angreifer erhebliche Verluste zuzufügen – was Trump das Gegenteil von einem Propagandaerfolg servieren würde.
Vor diesem Hintergrund ist auch nicht zu übersehen, was Russland im Hintergrund tut, um das Abkommen zwischen den USA und dem Iran mitzugestalten, höchstwahrscheinlich in Abstimmung mit China. Zugleich versichert Russland Trump, dass es sich voll und ganz dafür einsetzt, den Iran daran zu hindern, Atomwaffen zu entwickeln und einzusetzen, während es gleichzeitig die Verteidigungsfähigkeiten des Iran mit modernster Waffentechnologie stärkt.
Der zionistische Störfaktor
Der Störenfried auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt ist der rechtsradikale, vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermordvorwürfen gesuchte israelische Ministerpräsident Benjamin “Bibi” Netanjahu. Der im Libanon lebende Nahostexperte Alastair Crooke analysiert und berichtet regelmäßig auf seinem Substack-Kanal “Conflicts Forum” über Nachrichten, die auf Hebräisch ausschließlich für israelische Leser veröffentlicht werden und die internen Entwicklungen in Israel beleuchten. Der jüngste Beitrag zu diesem Thema zeichnet ein düsteres Bild der israelischen Innenpolitik. Basierend auf dem, was auf Hebräisch geschrieben und gesagt wird, steht Netanjahu laut Crooke vor erheblichen Problemen. Hier einige Schlüsselsätze aus den Veröffentlichungen von Crooke:
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“Der Kampf um die Kontrolle der israelischen Sicherheitsdienste eskaliert, kurz vor dem Kollaps.”
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“Die Protestbewegung wächst und greift auf Militär und Geheimdienste über.”
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“60 Prozent der Israelis sehen die reale Gefahr eines Bürgerkriegs.”
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“Netanjahus Panik steigt – er fürchtet Massenproteste mehr als alles andere.”
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“Führende Verteidigungskräfte: ‘Wir wissen nicht, wohin der Krieg führt.'”
Vor diesem Hintergrund braucht Netanjahu den Krieg mit dem Iran dringender denn je, um seine Macht zu sichern und den Weg ins Gefängnis zu verhindern. Er und mit ihm die zionistische Lobby in den USA seien die “unberechenbare Variable in diesen Verhandlungen. Sie werden alles tun, um den nahenden Frieden zu sabotieren”, warnt Ex-CIA-Analyst Johnson.
Ausblick
Die Gespräche Ende April 2025 werden entscheidend sein. Trotz Netanjahus Widerstand und der Komplexität des iranischen Atomprogramms ist der Optimismus greifbar. Mit Unterstützung Russlands, Chinas und Omans könnte ein Abkommen gelingen, das den Iran von Atomwaffen abhält und die Region stabilisiert. Trump, unter Druck durch innenpolitische Misserfolge, sieht im Iran-Deal eine Chance auf außenpolitischen Glanz. Die USA rücken einem Abkommen näher, und die Welt hofft auf einen diplomatischen Durchbruch.
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