Mariupol wurde im vergangenen Jahr befreit. Die Stadt wurde bei den Kämpfen schwer beschädigt. Ukrainische Einheiten nutzten nach russischen Angaben zivile Infrastruktur als Schutzschilde, positionierten Artillerie und Panzer neben Krankenhäusern, Kindergärten und Wohnhäusern. Entsprechend umfassend waren die Schäden.
Dramatisch waren die Ereignisse um das ehemalige Stahlwerk Azovstal. Die Kämpfer des faschistischen Bataillons Asow hatten sich im Werk in unterirdischen Katakomben verschanzt. Das Werk wurde von tschetschenischen Einheiten belagert. Schließlich ergaben sich die Faschisten. Russische Journalisten waren vor Ort und berichteten. Unter anderem wurden die Tattoos der Kämpfer gezeigt. Symbolik des Nationalsozialismus, Hitler-Portraits, Hakenkreuze und SS-Runen hatten sich die Kämpfer auf die Körper tätowieren lassen.
Die European Broadcasting Union EBU hat den Beitrag übernommen, für die Zuschauer in der EU jedoch die Szenen mit all den Nazi-Tattoos herausgeschnitten. Das Narrativ, dass es sich bei der Ukraine um einen demokratischen Staat handelt, in dem es Neonazismus, wenn überhaupt, dann nur in homöopathischen Dosen gibt, soll unbedingt erhalten bleiben. Jeder Hinweis auf eine staatstragende Funktion rechtsradikaler Ideologie wird zensiert.
Auch Mariupol bleibt über ein Jahr nach seiner Befreiung im Fokus der westlichen Propaganda und Desinformation. Die Stadt wird wieder aufgebaut, die Arbeiten gehen zügig voran. Für Azovstal fand sich ein Investor, auf dem Gelände entsteht ein Technologie-Park mit einem Zentrum zur Entwicklung und Erprobung neuer Technologien, ein Recycling- und Ökologie-Zentrum, das Industrie-Schlacke zu Baustoffen verarbeiten wird, sowie ein Industrie- und Logistikzentrum.
In der Stadt selbst werden neue Wohngebiete erschlossen. In einem Jahr sind ganze Wohnviertel entstanden, in dem sich alles findet, was es zum Leben braucht. Beschädigte Gebäude werden renoviert. Die Kanalisation wird erneuert. Es werden neue Heizkraftwerke gebaut, alte werden abgerissen. Geplant ist, den Standard in den neuen Regionen innerhalb weniger Jahre auf das Niveau in Russland anzuheben. Zwischen Mariupol und Sankt Petersburg gibt es inzwischen eine Städtepartnerschaft. Sankt Petersburg spendierte Straßenbahnen und unterstützt den Wiederaufbau.
Aber westliche Medien wären nicht westliche Medien, wenn sie diese Erfolge anerkennen oder auch nur in neutralem Ton beschreiben würden. Der westliche Journalismus befindet sich längst wieder im Modus des Kalten Krieges. Alles, was im Osten passiert, muss abgewertet und für den Medienkonsumenten negativ eingeordnet werden. Nicht, dass der noch den Eindruck bekommt, in Mariupol ginge es deutlich schneller voran als im Ahrtal.
So machte auch Die Zeit eine Bewohnerin Mariupols ausfindig, die mit der Entwicklung nicht einverstanden ist. Sie wird im Artikel Tatjana genannt, das ist nicht ihr echter Name. Aus Sicherheitsgründen, behauptet Die Zeit, wegen der Russen und so. Tatjana weint jeden Tag, lässt Die Zeit ihre Leser wissen.
Warum, wird allerdings nicht so ganz klar. Aus dem, was Tatjana schildert, wird dagegen deutlich, es gibt in Mariupol eigentlich alles und es gibt vor allem Wachstum, somit eine Perspektive. Es gibt Strom, fließend Wasser, Supermärkte und Läden. Tatjanas Mann hat Arbeit auf einer der zahlreichen Baustellen. Aber irgendwie ist Tatjana unzufrieden und mit ihr Die Zeit. Die Zeit legt einen dystopischen Filter über alles, was in Mariupol passiert. Ist das Journalismus? Eher nicht.
Die britische Zeitung express lässt den ehemaligen Bürgermeister von Mariupol zu Wort kommen. Der will die Stadt mit 12 Milliarden britischen Pfund als europäische Stadt wieder aufbauen, wenn sie von der Ukraine zurückerobert wurde. Realistisch ist das nicht, aber was schert westliche Medien schon die Realität?
Auch Schweizer Medien beweisen mit ihrer Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt, dass die Schweiz schon längst kein neutrales Land mehr ist. “Leben unter russischer Besatzung: ‘Heute habe ich nichts mehr'”, ist der Titel eines Beitrags voller Desinformation über Mariupol.
Im Beitrag wird unter anderem behauptet, Menschen mit ukrainischem Pass müssten einen höheren Steuersatz bezahlen, würden daher von Arbeitgebern in Mariupol seltener eingestellt und so zur Übernahme der russischen Staatsbürgerschaft gedrängt. Offene Diskriminierung.
Dazu ist anzumerken, den Arbeitgeber interessiert nur der Bruttolohn, wie viel Steuern und Sozialabgaben der Arbeitnehmer davon abgeben muss, interessiert ihn nicht.
In der Tat gilt ein erhöhter Steuersatz für Ausländer, die in Russland arbeiten – in den ersten sechs Monaten. Arbeitet man länger in Russland, kann man sich den erhöhten Steuersatz zurückerstatten lassen und zahlt danach den niedrigeren.
Diese Information verheimlicht das Schweizer Fernsehen seinen Zuschauern. Aus gutem Grund: Die wahrheitsgemäße Berichterstattung würde die Empörungskurve des Publikums gehörig abflachen.
Natürlich macht Russland auch in Mariupol und den neuen Regionen genau das, was es bereits auf der Krim und in Tschetschenien gemacht hat. Es löst Wachstum aus und schafft damit Wohlstand und Frieden.
Im Jahr 2015 waren die Spuren der ukrainischen Mangelwirtschaft auf der Krim noch deutlich zu sehen. Alte Busse, Straßen mit enormen Schlaglöchern, alles in die Jahre gekommen und abgewirtschaftet. Die Ukraine hat in den zwanzig Jahren ihrer Unabhängigkeit nichts investiert.
Bereits ein Jahr später waren die Überlandstraßen ausgebessert und in Schuss. Es wurde an einem neuen Flughafen gebaut und die alten, klapprigen Oberleitungsbusse aus Sowjetzeiten waren durch moderne ausgetauscht worden. In den touristischen Zentren entstanden moderne Hotelkomplexe. Die Strandpromenade in Jalta ist inzwischen komplett erneuert worden. Der Tourismus wurde aktiv gefördert.
Über das Wirtschaftswunder auf der Krim haben westliche Medien natürlich nicht berichtet. Gleiches gilt für Tschetschenien. Im Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt Grosny sieht es aus wie in Dubai – Hochhäuser, Flanier-Meile, Business- und Shopping-Zentren: alles neu, alles chic, alles im Superlativ. Auch dort wurde nach dem Krieg über massive Investitionsprogramme Wachstum und Wohlstand mit dem Ziel geschaffen, die Region zu befrieden und zu versöhnen.
Wachstum und Wohlstand dienen dem Frieden. Genau das aber will der Westen nicht – weder für Russland noch für die Ukraine. Aus diesem Grund leugnet der westliche, koordinierte Journalismus der großen Medienkonzerne all die Zeugnisse von Wiederaufbau und Wachstum, so wie er die Zeugnisse geleugnet und zensiert hat, die darauf hindeuteten, dass es sich bei den Asow-Kämpfern um waschechte Nazis handelte. Journalismus ist im Westen eine Form der Niedertracht.
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