
Von Dagmar Henn
Sind sie langsam unten angekommen? Irgendwann muss der Punkt erreicht sein, an man nicht mehr tiefer sinken kann. Der DJV hat sich ja die ganzen letzten Jahre über nicht mit Ruhm bekleckert; stellte sich immer nur an die Seite der hoch bezahlten ÖRR-Redakteure und ließ alle im Stich, die wegen ihrer journalistischen Arbeit in Deutschland angegriffen wurden und werden.
Schon im Jahr 2023 veröffentlichte der Laden einen Aufsatz, in dem gefordert wurde, alternativen Medien einfach das Geld zu nehmen. Dafür wäre man früher aus jeder Journalistenvereinigung geworfen worden, wenn man, passend zu den damaligen technischen Umständen, gefordert hätte, alle Zeitungen mit einer Auflage unter 100.000 zu verbieten, oder Ähnliches. Es geht dem DJV eben nicht um den Journalismus, sondern nur um eine ganz bestimmte Art Journalismus.
Es ist kein einziger Fall bekannt, bei dem sich dieser Verband für Journalisten eingesetzt hätte, die diffamiert wurden. Aber das, was er heute geliefert hat, ist wirklich noch ein Stück heftiger. Da wird nämlich ausgerechnet in der Auseinandersetzung zwischen Trump und der BBC Stellung bezogen, und zwar aufseiten der BBC (und die Leitmedien greifen das begeistert auf). Trump droht nun der BBC mit einer Schadensersatzklage. “Ein vergleichsweise kleiner Fehler werde zum Popanz aufgebauscht”, heißt es in der Erklärung des Verbands, und, der US-Präsident fordere eine “totale Unterwerfung nach Autokratenmanier”. Der Sender dürfe sich nicht einschüchtern lassen, sonst “nimmt der Journalismus großen Schaden”.
Das, was die BBC da getrieben hat, war keine Nicklichkeit. Kurze Sätze, die real mit einem Abstand von über einer Stunde gefallen sind, so zusammenzuschneiden, dass sie einen Aufruf zum Aufruhr ergeben, den es nie gegeben hat, das ist kein kleines Versehen. Das ist eine grobe Manipulation, die absichtlich erfolgt sein muss. Die zwar beweist, dass hier jemand Talent beim Schneiden hatte, aber ebenso keinerlei Skrupel.
Sicher, es ist üblich, dass Aussagen herausgeschnitten, aus dem Zusammenhang gerissen oder verstümmelt werden. Das ist schon allein deshalb meist vergleichsweise unauffällig, weil das Verhältnis zwischen dem Rohmaterial und dem, was letztlich gesendet wird, extrem ist – von einer Stunde bleiben oft nur zwei Minuten übrig. Und es wird auch gerne mal herummanipuliert. Im Internet lassen sich bestimmt noch einzelne Interviews finden, an denen man das überprüfen kann.
Ich erinnere mich an ein Interview, das das ZDF vor zehn Jahren mit Mark Bartalmai führte, der einen Dokumentarfilm über den Donbass gedreht hatte. Der Ausschnitt, der gebracht wurde, war höchst unfreundlich ausgewählt. Zum Glück hatte Bartalmai damals das gesamte Interview mitgefilmt und stellte es später ins Netz. Sicher nicht der einzige Vorfall dieser Art. Man entwickelt ein sehr distanziertes Verhältnis zu den Öffentlich-Rechtlichen, wenn man ein paar derartige Beispiele gesehen hat.
Aber das, was die BBC da getan hat, ging noch ein gutes Stück weiter. Schließlich war die ganzen Jahre zuvor die Propaganda gelaufen, es habe am 6. Januar 2020 einen “Sturm auf das Kapitol” gegeben. Es gab sogar Prozesse mit hohen Haftstrafen gegen einige der Menschen, die an diesem Tag dort waren; allerdings gibt es eine Menge Videomaterial, das belegt, dass da niemand Gewalt ausgeübt hat …
Die BBC, die übrigens 2023 und 2024 auch noch über zwei Millionen Pfund von USAID erhalten hat – den zweitgrößten Beitrag zu ihrem Budget nach dem des britischen Außenministeriums –, schnitt diese Rede so zusammen, dass sie die von den US-Demokraten verbreitete falsche Erzählung vom Sturm auf das Kapitol stützte. Veröffentlicht wurde der Beitrag mit dieser Passage kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen, sicher auch in der Erwartung, dass sich genau dieser Ausschnitt über die sozialen Medien verbreiten werde.
Also noch einmal langsam zum Mitschreiben: Ein Sender, der zu guten Teilen vom britischen Außenministerium und einer von der damaligen US-Regierung kontrollierten NGO finanziert wird, erstellt passend zu einer entscheidenden Wahl einen manipulierten Zusammenschnitt einer Rede eines der beiden Präsidentschaftskandidaten, der darauf abzielt, dem Kandidaten der anderen Partei zu helfen. Das ist kein Journalismus mehr, das ist eine Einflussoperation. Und man kann noch nicht einmal ausschließen, dass es sich dabei um eine Arbeit in geheimdienstlichem Auftrag handelte.
Nein, wenn US-Präsident Donald Trump dafür der BBC das Fell über die Ohren zieht, dann schadet das dem Journalismus nicht, es nützt ihm. Sie hat sich das ehrlich verdient. Nur, weil der DJV sich berufen fühlt, für all jene einzustehen, die in Deutschland das Gleiche tun, hat das nichts mit Journalismus und schon gar nichts mit kritischer Berichterstattung zu tun.
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