Von Tom J. Wellbrock
Sawsan Chebli (SPD) ist bekannt für ihren unermüdlichen Kampf gegen Hass und Hetze. Kürzlich hat sie sogar ein Buch mit dem Titel “Laut” herausgebracht, das seitdem viel diskutiert wird – vor allem von Chebli selbst. Sie wird nicht müde, die Wichtigkeit ihres Buches anzupreisen, das sich auf Amazon die stolze Bewertung mit einem Stern und Kommentare wie “Kann weg” oder “Leider nur Hirn-Vakuum” eingefangen hat.
Wie auch immer, mit Hass und Hetze kennt sich Chebli aus, und daher weiß sie auch, wann wir es ausdrücklich nicht mit Hetze zu tun haben. Etwa dann, wenn der Bundeskanzler Bürger beschimpft, die wollen, dass der Ukraine-Krieg endlich endet. Auf Twitter teilte sie eine zusammenfassende Video-Sequenz mit den prägnantesten Stellen der Schreierei von Scholz und zwitscherte dazu:
“Also ich mag es, wenn unser Kanzler Emotionen zeigt.”
Hass und Hetze? Ja, schon, aber nicht, wenn beides von Olaf Scholz ausgeht.
Für diesen unterirdischen Tweet kriegt Chebli leider wieder nur einen Stern.
Woher kommen Emotionen beim Kanzler Scholz?
Es war nicht der erste Auftritt von Scholz, bei dem er munter auf das Volk hernieder brüllte, weil das Volk schon wieder doofe Sachen sagte. Immer, wenn er sich schöne Reden zurechtlegt, kommen ein paar Unbelehrbare um die Ecke und machen alles kaputt. Da kann man schon mal so emotional werden, dass Sawsan Chebli in Tweets ihre entzückte Begeisterung ausdrückt.
Doch des Rätsels Lösung scheint mir recht einfach zu sein. Olaf Scholz ist ständiger Bewohner seiner kleinen Gedankenwelt, einer Blase bestehend aus Kollegen, Lakaien, Fans, Stiefelleckern und nicht zuletzt der Chefetage in Washington. Wenn er schimpft wie ein Rohrspatz (rein optisch erinnert es an einen computeranimierten Gartenzwerg aus dem Hause “Fixel”), dann nur deshalb, weil er plötzlich und unerwartet ein echtes Feedback vom Volk erhält.
Man muss das verstehen, mit dem Volk hat Scholz weder etwas am Hut noch etwas zu tun.
Berlin Inside
Die Distanz zur Bevölkerung ist nur auf den ersten Blick komfortabel. Sicher, man muss sich nicht mit den wirren Gedanken der Bürger herumschlagen. Kriegsangst, Armutsangst, Klimaangst, Coronaangst, Angstangst und was es noch so alles gibt. Das ist natürlich nicht sehr schön, viel schöner ist es, sich auf dem Dach des Reichstages eine oder vier Stunden in die Sonne zu legen. Der gemeine Bürger ist empfindlich, mosert ständig rum, will gut leben und eine vernünftige Rente haben. Das stresst, zumal dann, wenn man das dafür notwendige Geld für den geopolitischen Suizid vorgesehen hat.
Andererseits kommt es aufgrund dieser Blasenbildung im engen Kreis schnell zu Missverständnissen, wenn man als Kanzler mal vors Volk tritt und die Prioritäten erläutern will. Für einen Moment die Blase schwebend verlassen und mit dem Pöbel in Kontakt zu treten, birgt unangenehme Überraschungen in sich. Während der Kanzler bisher nur entscheiden musste, wann Waffen, Panzer, Kampfjets und Uranmunition gen Ukraine wandern, muss er bei Begegnungen mit den Schreihälsen plötzlich die Erfahrung machen, dass die überhaupt nix davon wollen. Das könnte zartbesaitete Persönlichkeiten in Trauer versetzen. Bei klein geratenen Leuten, die, wenn sie etwa Leute treffen, die womöglich auch noch Amerikaner sind, ständig nach oben schauen müssen, können solche Erfahrungen auch in unkontrollierten Wutausbrüchen enden.
Zurück in der Box
Olaf Scholz hat es überstanden. Er befindet sich jetzt wieder in seinem geschützten Rahmen, labt sich in seiner persönlichen Box an Speisen und Getränken und kann weiter an Ideen arbeiten, um die faschistische Ukraine mit “demokratisch-militärischen” Mitteln zu verteidigen. Diesen Wahnsinn nach außen hin als coole Aktion zur Verteidigung von allem, was heilig ist, zu verkaufen, ist faktisch nicht möglich, wie Reaktionen in der Bevölkerung wiederholt zeigen. Aber fernab von Krakeelern, Schreihälsen und Putin-Begreifern gelingt das Kunststück mühelos.
Kein Wunder! Kommunikativ befindet sich Olaf Scholz auf Augenhöhe mit dem dösenden Joe Biden, der stammelnden Annalena Baerbock oder dem in Richtung Volk leise vor sich hin furzenden Robert Habeck. Da gibt es keine Missverständnisse.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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