Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) hat mit beispielloser Schärfe gegen den Zürcher Finanzdienstleister Leonteq durchgegriffen. Wegen schwerer Verstöße gegen Risikomanagement- und Gewährspflichten zieht die Behörde 9,3 Millionen Franken des Gewinns ein und verhängt strikte Auflagen. Für die Firma, die bereits in der Vergangenheit mit Problemen zu kämpfen hatte, ist dies ein herber Rückschlag.
Die harten Maßnahmen der Finma
Das von der Finma abgeschlossene Verfahren offenbart massive Mängel in der Geschäftspraxis von Leonteq. Zwischen 2018 und 2022 kooperierte das Unternehmen mit zweifelhaften, unregulierten Distributoren, die Anlageprodukte in Ländern verkauften, für die sie keine Zulassung hatten.
Leonteq, ein Anbieter strukturierter Produkte, hat mit dubiosen Vertriebspartnern gewirtschaftet. Die Finma zieht 9 Millionen Franken ihres Gewinns ein, die Aktie verliert deutlich. https://t.co/Nc30HHWacn
— Handelszeitung (@Handelszeitung) December 12, 2024
Diese fragwürdigen Geschäfte führten dazu, dass Leonteq erhebliche Risiken einging. Besonders heikel: Laut einer Recherche der Financial Times betrafen einige dieser Distributoren Märkte in der Karibik, die für ihre mangelnde Transparenz bekannt sind.
Die Finma hat Leonteq nun auferlegt, ausschließlich mit Distributoren zusammenzuarbeiten, die einer vergleichbaren Regulierung wie in der Schweiz unterstehen. Ein Prüfbeauftragter soll sicherstellen, dass die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Diese Kontrollinstanz unterstreicht das tiefe Misstrauen der Finma in die internen Mechanismen des Unternehmens.
Ein herber Rückschlag
Die Maßnahmen der Finma haben erhebliche finanzielle Konsequenzen. Mit der Einziehung von 9,3 Millionen Franken verliert Leonteq fast die Hälfte des Nettogewinns aus dem Vorjahr. Zudem wurde die Gewinnprognose für 2024 drastisch nach unten korrigiert. Anstatt die 20,6 Millionen Franken aus dem Vorjahr zu übertreffen, rechnet das Unternehmen nur noch mit einem einstelligen Millionenbetrag.
Für ein Unternehmen, das seit Jahren unter einem kontinuierlichen Kursverfall leidet, ist dies ein weiterer Rückschlag. Die Aktie verlor seit ihrem Höchststand vor einem Jahrzehnt rund 70 Prozent ihres Werts. Analysten sehen in den aktuellen Entwicklungen einen Weckruf, der grundlegende Reformen erzwingt.
Der Fall Leonteq hat über den Einzelfall hinaus Bedeutung. Die Finma setzt ein klares Zeichen: Nachlässigkeiten im Risikomanagement und Verstöße gegen regulatorische Vorgaben werden nicht toleriert. Unternehmen, die kurzfristige Gewinne über nachhaltige Compliance stellen, riskieren ihre Existenz.
Leonteq steht vor einer ungewissen Zukunft. Sollte es gelingen, die Krise zu meistern, könnte das Unternehmen als Vorbild für Reformen gelten. Doch der Weg dorthin ist lang – und die Kontrolle der Finma bleibt wachsam.
Mehr zum Thema – Schweizer Industrie spürt Schwäche der deutschen Wirtschaft