Botswana steht vor einer paradoxen Situation: Während Präsident Duma Boko den nationalen Gesundheitsnotstand ausruft, weil Medikamente fehlen und Krankenhäuser überlastet sind, bereitet seine Regierung parallel einen milliardenschweren Einstieg in den Diamantenkonzern De Beers vor.
Laut Recherchen der Financial Times hat das Land dafür die Genfer Privatbank CBH Compagnie Bancaire Helvétique mandatiert – ein Institut, das in der Vergangenheit durch Korruptionsaffären in Venezuela in die Schlagzeilen geraten war. Über die Skandale haben Bloomberg und führende Schweizer Leitmedien ausführlich berichtet.

Zusammenbruch des Gesundheitssystems
In den Kliniken des südafrikanischen Landes fehlen Insulin, Krebsmedikamente und Blutdrucksenker. Operationen werden verschoben, HIV-Patienten können nicht mehr flächendeckend versorgt werden.
Präsident Boko sprach im Staatsfernsehen von einer “nationalen Katastrophe”. Ursache sind sowohl die drastischen Kürzungen der Entwicklungshilfe als auch der Preisverfall im globalen Diamantenhandel, von dem Botswana traditionell stark abhängig ist. UNICEF warnt bereits vor zunehmender Mangelernährung bei Kindern.
Gleichzeitig treibt die Regierung in Gaborone ihre Pläne voran, mehr Kontrolle über De Beers zu erlangen. Der Konzern gehört mehrheitlich dem Bergbauriesen Anglo American, Botswana hält bislang nur einen Minderheitsanteil. Ziel sei es, so Bergbauministerin Bogolo Kenewendo, die Abhängigkeit vom schwankenden Weltmarkt zu reduzieren. Ermöglichen soll den Einstieg ein 12-Milliarden-Dollar-Investment aus Katar.
Schweizer Bank mit belasteter Vergangenheit
Für Stirnrunzeln sorgt die Wahl der Berater. Während Lazard über jahrzehntelange Erfahrung in internationalen Minen- und Staatsgeschäften verfügt, gilt die Genfer CBH als Leichtgewicht – mit problematischer Vergangenheit.

2021 stellte die Finma schwerwiegende Versäumnisse bei der Geldwäscheprävention fest. Hintergrund waren Verbindungen zur venezolanischen Staatsölgesellschaft PDVSA, die von systematischer Korruption geprägt war. CBH musste damals sämtliche Geschäfte mit venezolanischen Kunden einstellen.
Hinzu kommt die Rolle des CBH-Direktors Sherzod Yusupov. Der Usbeke, der das Botswana-Dossier betreut, war zuvor in Moskau in einen jahrelangen Rechtsstreit um die Vostochny Bank verwickelt. Dieser Konflikt führte zeitweise sogar zur Inhaftierung westlicher Investoren. Zwar wurden alle Verfahren später eingestellt, doch Yusupovs Name bleibt mit dem Skandal verbunden. Dass er nun Botswanas wichtigste Industriepolitik mitgestaltet, sorgt bei Beobachtern für Verwunderung.
Während das Land Millionen in ein riskantes Rohstoffabenteuer steckt, bleibt das Gesundheitssystem unterfinanziert. Bürgerrechtler werfen der Regierung vor, falsche Prioritäten zu setzen.
“Es ist ein bitterer Widerspruch: Auf der einen Seite fehlt das Geld für Medikamente, auf der anderen verhandelt Botswana über Milliarden im Diamantensektor”, sagt eine Vertreterin einer Menschenrechtsorganisation.
Für die Regierung steht viel auf dem Spiel: Gelingt der Einstieg, könnte Botswana langfristig mehr Einfluss und höhere Einnahmen aus seinen Bodenschätzen sichern. Doch die Wahl der Partner weckt Zweifel. Dass ausgerechnet eine umstrittene Schweizer Bank mit usbekischen Verbindungen die Transaktion begleitet, verstärkt den Eindruck, dass Botswana inmitten einer humanitären Katastrophe auf eine glänzende Illusion setzt – und den Preis dafür am Ende die eigene Bevölkerung zahlt, so schätzt die Financial Times.
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