Nach Angaben des US-Nachrichtenunternehmen Bloomberg hat Frankreichs größter Stromerzeuger Électricité de France (EDF) die Wartungspausen an zwei Atommeilern um vier Monate verlängert. Damit werde die Stromversorgung in Frankreich und den Nachbarländern in diesem Winter weiter belastet. Das weltweit größte AKW-Netzwerk erlebt in diesem Jahr anhaltende Abschaltungen. Obwohl die EDF in den vergangenen Wochen viele Meiler wieder in Betrieb nahm, werden die alternden AKW in diesem Winter wohl weit unter ihrer optimalen Kapazität laufen. Das könnte die Energieversorgungskrise verschlimmern, deren Bewältigung Europa bereits eine Milliarde Dollar gekostet haben soll.
Wie die EDF berichtet, wird die Wiederinbetriebnahme des AKW Penly-2 vom 29. Januar auf den 11. Juni verschoben, während das Kraftwerk Golfech-1 ebenfalls am 11. Juni und nicht am 18. Februar wieder ans Netz genommen wird. Außerdem wird der Stillstand von Cattenom-3 um einen Monat auf den 26. März verlängert, und die Wiederinbetriebnahme von Civaux-2 wird um mehr als einen Monat auf den 19. Februar verschoben.
Deswegen sei Frankreich gezwungen, berichtete Bloomberg, Strom zu importieren, obwohl es traditionell als ein wichtiger Energieexporteur gelte. Die Reaktoren des Landes sollen derzeit mit etwas mehr als zwei Drittel der üblichen Kapazität laufen. Das bedeute, dass mehr Strom aus Gas importiert werden müsse, was die europäischen Gasvorräte aufzehre, deren Wiederauffüllung nach dem russischen Lieferstopp schwieriger geworden sei.
Zuvor hatte der französische Netzbetreiber Réseau de Transport d’Electricité (RTE) vor einem möglichen Stromdefizit in den kälteren Monaten gewarnt, da die Heizungsnachfrage steige, während die EDF weiterhin mit der Reparatur der Reaktoren zu kämpfen habe. Am Freitag teilte die EDF mit, dass die Inbetriebnahme eines neuen Kernreaktors in Westfrankreich wegen längerer Arbeiten bis ins Jahr 2024 verzögert werde. Dieses Projekt ist bereits mehr als ein Jahrzehnt in Verzug.
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