Seit dem Weggang großer Hollywood-Studios vom russischen Markt im Jahr 2022 haben sich die russischen Online-Kinos drastisch verändert. Nun scheint sich eine Wende abzuzeichnen: Große Streamingdienste wie Okko und Kinopoisk haben nach eigenen Angaben wieder Gespräche mit amerikanischen Filmstudios aufgenommen. Ziel der Verhandlungen sei es, beliebte Hollywood-Produktionen wieder auf russische Plattformen zu bringen, schreibt das Nachrichtenportal RBK.
Laut einem Vertreter von Okko habe sich die Situation in den vergangenen Wochen geändert. “Wir stehen wieder in Kontakt mit einigen großen Studios, die zuvor jeden Dialog abgelehnt hatten. Das zeigt, dass sich ihre strikte Haltung etwas gelockert hat”, erklärte er. Dennoch sei es noch zu früh, um über konkrete Rückkehrpläne zu sprechen. Vieles hänge von der politischen Lage ab.
Auch Kinoposik bestätigte den Kontakt mit Hollywood. Das Unternehmen arbeite an einer möglichen Kooperation mit dem Studio Lionsgate, das hinter der Filmreihe “Hunger Games” steht.
Trotz der vorsichtigen Annäherung gibt es noch erhebliche Hürden. Ein Branchenkenner erklärte, dass die größte Herausforderung in den Zahlungsmodalitäten liege. Sanktionen und wirtschaftliche Restriktionen erschwerten den Geldfluss zwischen Russland und westlichen Ländern. Ein weiterer Punkt sei das geänderte russische Mediengesetz: Westliche Studios müssten sich an neue Regeln halten, unter anderem bei der Darstellung von LGBT-Themen.
Im März 2022 hatten die fünf großen US-amerikanischen Filmstudios Disney, Warner Bros., Sony Pictures, Paramount und Universal als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine ihre Aktivitäten in Russland eingestellt. Die Studios kündigten bestehende Verträge mit russischen Streamingdiensten und Fernsehsendern, wodurch viele beliebte Filme und Serien aus den Katalogen verschwanden.
Dieser Verlust hatte erhebliche Auswirkungen auf den russischen Streamingmarkt. Im Jahr 2022 verzeichneten die Plattformen je nach Anbieter hohe Verluste. Um das Defizit an Hollywood-Blockbustern auszugleichen, setzten die Streamingdienste auf alternative Strategien. Sie investierten in Inhalte aus Asien und der Türkei und bauten gleichzeitig die Produktion eigener Inhalte massiv aus. Mehrere Eigenproduktionen waren erfolgreich und konnten einen Teil der weggefallenen Hollywood-Filme ersetzen.
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