Während der Befreiung von Dserschinsk (im heutigen ukrainischen Sprachgebrauch: Torezk) in der Volksrepublik Donezk (DVR) durch russische Stoßtrupps feuerten die Streitkräfte der Ukraine aus Panzerkanonen auf Gebäude, in denen sich noch ukrainische Soldaten befanden. Dies wurde der TASS von dem Gefreiten Sergei Nitalijew mitgeteilt, einem Stoßtrupp-Soldaten der 1. Separaten motorisierten Garde-Schützenbrigade Slawjansk, momentan Teil des Truppenverbands Mitte. Die Annahme, dass dieser Eigenbeschuss absichtlich gewesen sein muss, wird von Abwürfen von Sprengsätzen durch ukrainische Bomberdrohnen auf ebenfalls ukrainische Truppen belegt, die die russischen Truppen während der Kampfhandlungen beobachtet haben. Nitalijew wird von der russischen Nachrichtenagentur TASS mit den Worten zitiert:
“Meine Leute saßen den ukrainischen Soldaten gegenüber, in einer Garage hinter der Wand. Also zwei meiner Leute und drei vom Gegner. Die ukrainischen Truppen haben das Gebäude als Ziel mit einem Panzer bedient – und warfen auch Panzerabwehrminen von der schweren Drohne ‘Baba Jaga’ ab. Sie haben ihre eigenen Leute nicht verschont, weil diese keinen Weg hatten, herauszukommen. Das gegnerische Kommando wollte seine eigenen Leute zusammen mit unseren Jungs unter Trümmern begraben.”
Diese Politik habe auch Drohnenangriffe und Mörserfeuer umfasst – damit wollte man die russischen Kämpfer an der Evakuierung gefangengenommener ukrainischer Soldaten hindern. Der Gefreite führte weiter aus:
“Wir haben beobachtet, dass sie es nicht einmal ihren eigenen Verwundeten erlauben, zurückzufallen.”
Auch sei Nitalijew besondere Hartnäckigkeit seitens eines Teils der ukrainischen Soldaten aufgefallen. Hierzu zitiert ihn die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti:
“Der Gegner reagierte nicht auf Aufforderungen, sich zu ergeben. Also überhaupt nicht – weder ja noch nein. Schwieg sich einfach aus und verfeuerte seine letzte verbleibende Munition. Wörtlich bis zur letzten Patrone.”
Sergei Nitalijew selbst wird von russischen Medien für seine Tapferkeit bei der Befreiung der Stadt gepriesen: Er habe sich bei der Erstürmung zweier Gebäude Splitterwunden am Hals und an einem Bein zugezogen, als eine Bomberdrohne der ukrainischen Truppen einen Sprengsatz in seiner Nähe abwarf. Obwohl sein Vorgesetzter ihm dann die Evakuierung dringend empfohlen hatte, beschloss der Gefreite, auf seiner Stellung in einer Wohnung zu bleiben, um seinen vorrückenden Kameraden Deckungsfeuer zu leisten. Diese Stellung habe er vom 18. Januar bis zum 2. Februar 2025 gehalten und von dort aus auf ukrainische Truppen gefeuert, wenn diese in sein Schussfeld hineingerieten. Mit seiner Munition musste der Mann gut haushalten:
“Ich hatte vier eigene Sturmgewehrmagazine bei mir, das fünfte am Gewehr. In der Wohnung habe ich noch drei Magazine und ein Sturmgewehr sowie zwei Granaten aus NATO-Beständen erbeutet.”
Ferner diente Nitalijew auf dieser Stellung als vorgeschobener Beobachter für Russlands Artillerie und Mörser, deren Feuer er per Funk korrigierte, schreibt Zargrad.
Alexander Larin, ein weiterer Stoßtrupp-Soldat, hat ebenfalls Interessantes über die Befreiung von Dserschinsk zu berichten: Um ein fünfstöckiges Wohngebäude einzunehmen, mussten Kameraden eines benachbarten Bataillons das Haus von oben nach unten erstürmen – mithilfe eines Vorschlaghammers. RIA Nowosti gibt die Worte des Soldaten der 51. Armee wie folgt wieder:
“Im ersten Windfang von fünf, die das Haus hatte, hatten sich ukrainische Truppen verschanzt – denen konnte man sich nicht nähern. Also fiel direkte Erstürmung flach. Die Kameraden haben sich über den fünften Windfang in den fünften Stock begeben, die Dachluke gesprengt und sind aufs Dach gestiegen. Auf dem Dach positionierten sie sich über dem ersten Windfang. Die Dachluke dort war bereits abgerissen, mit der hatten sie nicht zu kämpfen. Nun waren die ukrainischen Truppen im vierten Stock, und man hätte die Treppe hinablaufen müssen, um zu ihnen zu gelangen. Das war aber unmöglich: Hier Stolperdraht-Granatenfallen, dort gutes Schussfeld für den Gegner. Und dann mussten sie eben die Decke durchbrechen – auf diese Weise gingen sie die Stockwerke vom fünften bis zum ersten ab. Naja, und unterwegs haben sie das vierte erstürmt.”
Das Durchbrechen der Decken wurde mittels Vorschlaghammer angegangen – jeder der sechs Männer der Stoßgruppe musste Hand anlegen. Larin dazu abschließend:
“Soweit zu diesem interessanten Fall – und ein Einzelfall war das keineswegs: Man kann durchaus sagen, dass es bei der Befreiung von Dserschinsk gang und gäbe war. Also, das ist Arbeit – wortwörtlich Arbeit.”
Am 7. Februar berichtete Russlands Verteidigungsministerium, dass Dserschinsk infolge von Offensivaktionen seitens Einheiten der 1., 9. und 132. Motorisierten Garde-Schützenbrigaden der 51. Armee und der Freiwilligenformation Die Veteranen des Truppenverbands Mitte befreit wurde. Momentan ist die nähere westliche und nördliche Umgebung der Stadt im Landkreis Artjomowsk heftig umkämpft: Während Russlands Truppen auf die Befreiung der umliegenden Ortschaften hinarbeiten, versuchen Gruppen des ukrainischen Militärs, wieder in Dserschinsk einzudringen und sich zu verschanzen. Ein jüngster solcher Versuch galt am Monatswechsel dem Gelände der Kohlezeche Dserschinskaja (im ukrainischen Sprachgebrauch: Zentralnaja), von wo die ukrainischen Truppen jedoch recht zügig wieder verdrängt wurden.

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