Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, hat seine Einschätzung zum Interview des US-Journalisten Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten gegeben. “Das westliche Publikum hatte wohl Glück damit, dass Carlson keine Konfrontation suchte”, sagte er im Gespräch mit dem Korrespondenten des Fernsehsenders Rossija 1, Pawel Sarubin. Auf ganz scharfe Formulierungen hätte es vom russischen Präsidenten eine sehr scharfe Abfuhr gegeben – “vielen (im Westen) hätte das nicht gefallen.”
Damit reagierte Peskow auf die Kritik in den westlichen Medien, der Interviewer habe es vermieden, Wladimir Putin kritische Fragen zu stellen. Er sagte, dass Carlson alle Themen, so wie es einem Journalisten im Gespräch mit einem Staatenoberhaupt zustehe, korrekt formuliert habe – “und um so mehr gilt das, wenn es um das Oberhaupt eines solchen Staates geht wie Russland.”
Der TV-Korrespondent fragte Peskow auch, warum ausgerechnet Tucker Carlson die Erlaubnis erhalten habe, mit Putin ein langes Interview zu führen, und welche Ziele sein Büro mit dieser Erlaubnis verfolgt habe. Der Pressesprecher des Präsidenten antwortete, dass Carlson selbst Kontakt zu seinem Büro aufgenommen habe. “Wir haben geschaut, welchen Content und welches Publikum er hat, wie ausbalanciert die Fragen sind, und kamen zu dem Schluss, das Interview dem Präsidenten zu empfehlen. Er hat ziemlich schnell zugesagt”, erläuterte Peskow.
Der US-amerikanische Journalist werde es wegen seines Interviews mit dem russischen Präsidenten im Westen schwer haben, aber diese Arbeit habe zu seiner Popularität beigetragen, fügte der Präsidentensprecher hinzu. Peskow merkte an, dass der “kollektive Westen” heute immer unberechenbarer werde, und sie “machen vor nichts Halt.” Es habe gewisse Befürchtungen gegeben, “dass es schon vor dem Beginn des Interviews eine Verfolgung des armen Carlson geben würde.”
Er betonte, dass es auch nach dem Interview für einen US-amerikanischen Journalisten “nicht einfach” werde. Andererseits, so Peskow, habe Carlson als kluger Mensch eine solche Aufregung vorhersehen müssen. Der Sprecher des Staatschefs betonte, dass der Journalist von der großen Aufmerksamkeit ob des Interviews durchaus profitiert habe.
Zuvor hatte Peskow erklärt, das Interview mit Carlson sei eine gute Gelegenheit für den russischen Staatschef gewesen, sich im Westen Gehör zu verschaffen, wo die wichtigsten Medien von den Angelsachsen kontrolliert würden. Fast alle westlichen Medien bezeichneten das veröffentlichte Interview dann auch als “Inszenierung und Propagandashow Wladimir Putins”.
Im Gespräch mit Sarubin ging Peskow ausführlicher auf dieses Thema ein. Er wies darauf hin, dass US-Vertreter das Interview für “unnötig” halten und dringend empfehlen würden, “es nicht zu lesen”. “Das (den Informationsfluss) kann man nicht abwürgen, die Welt hat sich verändert”, sagte Peskow sichtlich gut gelaunt. Er bestätigte, dass westliche Medien nach dem Beginn der Militäroperation in der Ukraine bei Putin mehrfach wegen Interviews angefragt hätten. “Das (die Erlaubnis dazu) macht aber keinen Sinn. Sie geben keine ausbalancierten Informationen wieder. Es geht nicht darum, ob ihnen gefällt, was Russland macht oder nicht. Sie versuchen nicht, die Informationen von beiden Seiten wiederzugeben.”
Peskow äußerte Zuversicht, dass nach dem Interview viel mehr Menschen im Westen sich über Russlands Positionen Gedanken machen würden. Er betonte, dass außerhalb der westlichen “goldenen Milliarde” Putin als eine der erfahrensten und einflussreichsten Führungspersönlichkeiten in der Welt respektiert werde.
Das Interview des ehemaligen Fox-News-Moderators mit dem russischen Präsidenten war zweifellos das wichtigste Medien-Ereignis der letzten Woche. Allein auf der Videoplattform X wurde das mehr als zweistündige Gespräch nach zweieinhalb Tagen online 190 Millionen Mal angesehen. Allerdings ist es kein Rekord. Das halbstündige Interview mit dem damaligen argentinischen Präsidentschaftskandidaten Javier Milei wurde im September schon nach 24 Stunden 300 Millionen Mal angeklickt.
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