Essen wir bald echtes, falsches Fleisch aus dem Reaktor? Wenn es nach den Gründern des US-Start-ups Good Meat geht: Ja. Der Tochterfirma des Lebensmittelgiganten Eat Just Inc. ist nunmehr nämlich etwas gelungen, das seinen Konkurrenten in der Synthetikfleischbranche bislang verwehrt geblieben ist – es ist der einzige Hersteller von kultiviertem Fleisch weltweit, der die behördliche Zulassung zur Markteinführung seines Produkts erhalten hat.
Diese beschränkt sich bisher allerdings auf Singapur. Nun gab das in San Francisco ansässige Unternehmen kürzlich bekannt, dass es in den USA die weltweit größte Anlage zur Züchtung von Fleisch aus tierischen Zellen bauen will. “Unser erster Schritt war der Erhalt der behördlichen Genehmigung und die Markteinführung in Singapur. Unser zweiter Schritt war der Verkauf an Kunden über Restaurants, Straßenhändler und Lieferplattformen”, erklärte Josh Tetrick, Mitbegründer und CEO von Eat Just Inc.
“Wir haben gelernt, dass die Verbraucher dies wollen, und wir sind bereit, den nächsten Schritt zu tun, um dies in kommerziellem Maßstab zu verwirklichen.” Es ist der Weg zu 100 Prozent schlachtfreiem Fleisch.
Proud to announce a major step in commercializing real, slaughter free meat. Our first large-scale cultivated meat facility will produce 30 million pounds of meat per year without the need to slaughter a single animal. Work has been underway for months. https://t.co/LARl0LHpr8
— Josh Tetrick (@joshtetrick) May 25, 2022
Die Fabrik in den USA soll nach Fertigstellung über zehn 250.000 Liter fassende “Bioreaktoren” verfügen. Bei diesen Bioreaktoren handelt es sich um riesige Metallbehälter, in denen in einer Nährlösung aus Zucker, Fett, Mineralien und Aminosäuren Stammzellen angereichert werden. Das Start-up wird sich demnach zunächst auf die Massenproduktion von Hühner- und Rindfleisch konzentrieren.
Bisher befinden sich die ambitionierten Pläne von Good Meat allerdings noch in der frühen Planungsphase. Es seien zwar bereits viele der für den Bau der Reaktoren benötigten Materialien bestellt, jedoch müssten diese aufgrund der Größe der Anlagen in Etappen gebaut werden, erklärte Scott Pickering, CEO und Vorsitzender von ABEC. Das Unternehmen ABEC, das von Good Meat mit der Fertigung der Biogeneratoren beauftragt wurde, gilt als führender Hersteller in der Bioreaktortechnologie.
Das Unternehmen soll zudem auch die für den Good-Meat-Hauptsitz in Alameda, Kalifornien, benötigten Bioreaktoren bauen. Mit seinen nordamerikanischen Produktionsstätten in den US-Bundesstaaten Missouri und Pennsylvania hält das Unternehmen einen beträchtlichen Anteil am Markt für Bioreaktortechnologie.
Einen passenden Standort für seine geplante Großproduktionsstätte hat Good Meat allerdings noch nicht gefunden. Die Auswahl des Standorts will das Start-up aber in den nächsten drei Monaten abschließen. In der Zwischenzeit arbeite das Start-up mit der Food and Drug Administration, einer US-Zulassungsbehörde, und dem US-Landwirtschaftsministerium an einem regulatorischen Weg zur Marktreife in den Vereinigten Staaten.
Unabhängig davon laufen die Produktionsvorbereitungen in den USA derweil bereits auf Hochtouren. So ging das Unternehmen auch eine Kooperation mit der Firma ADM ein, die sich auf die Optimierung von Nährstoffen spezialisiert hat. Genauso wie ein Huhn oder eine Kuh durch den Verzehr von Soja und Mais Aminosäuren, Vitamine und Fett aufnimmt, benötigen auch die Zellen von Good Meat ein optimales Wachstumsmedium.
ADMs Erfahrung in der Lebensmittelformulierung soll nach Angaben von Good Meat dazu genutzt werden, den Geschmack sowie die Beschaffenheit der zellbasierten Fleischprodukte zu verbessern. Bis zur endgültigen weltweiten Markteinführung ist es jedoch noch ein langer Weg. Insbesondere in Europa ist man davon noch weit entfernt, denn hier fallen Lebensmittel, die aus Zellkulturen oder Gewebekulturen von Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen, Pilzen oder Algen bestehen oder daraus isoliert oder hergestellt wurden, in den Geltungsbereich der EU-Verordnung über neuartige Lebensmittel.
Daher wäre für Laborfleisch eine Zulassung und eine Genehmigung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erforderlich: Und diese scheint derzeit unwahrscheinlich.
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