
Indiens größte private Raffinerie, Reliance Industries, hat wieder begonnen, russisches Rohöl zu kaufen, meldete Bloomberg, nachdem sie zuvor den Kauf abgebrochen hatte, um den US-Sanktionen Folge zu leisten.
Die US-Regierung verhängte im Oktober Sanktionen gegen die staatseigenen russischen Ölgiganten Rosneft und Lukoil und erklärte, die Maßnahmen zielten darauf, den Druck auf den russischen Energiesektor wegen des Ukraine-Konflikts zu erhöhen. Die Sanktionen gaben internationalen Unternehmen, darunter auch die indischen Raffinerien, ein Ultimatum bis zum 21. November, um den Handel mit den beiden Konzernen einzustellen.
Bloomberg erfuhr nun am Mittwoch von Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, dass Reliance vergünstigtes Öl von nicht sanktionierten Lieferanten beziehe. Die Firma schloss Verträge über Aframax-Tanker der russischen Firma RusExport und lässt das Rohöl in ihre Raffinerie in Jamnagar liefern ‒ eine Anlage, die täglich 660.000 Barrel Öl verarbeitet und den indischen Markt für Treibstoffe beliefert, sagte die anonyme Quelle.
Reliance, das einen Langzeitvertrag mit Rosneft hat, erklärte vergangenen Monat, es werde neue Einkäufe stoppen, um den Sanktionen Folge zu leisten. Es teilte mit, die letzte Ladung sei am 12. November verschifft worden.
Eine Quelle in dem Unternehmen sagte gegenüber Reuters, die laufenden Lieferungen seien “bereits vorher geschlossene Geschäfte, die in einer sanktionsgemäßen Weise abgewickelt werden”.
Indien, der drittgrößte Ölkonsument der Welt, wurde nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts zu einem Schlüsselmarkt für Russland. Daten des Analyse-Unternehmens Kpler zeigen, dass Russland seitdem der Spitzenlieferant des südasiatischen Landes ist und bisher in diesem Jahr 36 Prozent der indischen Rohölimporte geliefert hat.
Als Reaktion auf die Sanktionen stoppten wichtige indische Raffinerien vorübergehend neue Bestellungen und suchten nach alternativen Quellen. Andere, wie die staatliche Indian Oil Corporation, sagten, sie würden weiterhin Öl von russischen Förderern kaufen, die nicht sanktioniert wurden.
Im August hatte US-Präsident Donald Trump einen Zoll von 25 Prozent gegen Indien als Strafe für dessen Bezug russischen Öls angekündigt und erklärt, der Handel verlängere den Konflikt in der Ukraine. Neu-Delhi hatte die Kritik wegen seines Handels mit Moskau zurückgewiesen und erklärt, seine Energiepolitik folge dem nationalen Interesse. Etwa um dieselbe Zeit verhängte die EU ihr 19. Sanktionspaket gegen Russland, welches sich gegen das richtet, was Brüssel die “russische Schattenflotte” nennt ‒ Tanker, die russisches Öl transportieren und nicht bei westlichen Versicherungen gedeckt sind.
Moskau erklärte, die Bedrohung von Handelspartnern mit Sanktionen verletze deren souveräne Rechte. Der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar hatte nach Androhung der Sanktionen sogar erklärt, die USA hätten Indien gebeten, russisches Öl zu kaufen, um die globalen Ölpreise unter Kontrolle zu halten (die deutlich ansteigen würden, würde das russische Angebot tatsächlich vom Markt gezogen).
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