
Im Verhältnis zum Gesamtvolumen der geplanten Aufrüstung ist es eher ein kleines Paket: geschätzte 56 Millionen Euro für insgesamt bis zu 203.000 Pistolen, die das bisherige Modell P8 von Heckler & Koch ablösen sollen. Die Ausschreibung, die im vergangenen Jahr erfolgte, gewann die tschechische Waffenfabrik Česká zbrojovka mit der Pistole CZ P13.
Bisher ist nur ein erster Teilauftrag im Umfang von 65.000 Pistolen samt Zubehör und einem Wert von ungefähr 19 Millionen erteilt worden. Erworben wird die Waffe durch einen Zwischenhändler. “POL-TEC® liefert und übernimmt die vollständige logistische Integration, den technischen Support sowie die Schulung der Soldaten”, heißt es auf dessen Webseite.
Die Waffenfabrik in Uherský Brod wurde 1936 errichtet, damals bewusst möglichst weit entfernt von der deutschen Grenze. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei wurde sie in die Rüstungsindustrie der Nazis integriert und lieferte unter anderem Maschinengewehre für deutsche Flugzeuge. Nach 1945 wurde sie nationalisiert und lieferte die einzige ernstzunehmende Konkurrenz für die russische Kalaschnikow innerhalb des Warschauer Vertrags. Derzeit gehört die Firma einer Holding, die wiederum überwiegend einem einzigen Inhaber gehört, René Holoczek.
Die Firma ist stetig expandiert. So übernahm sie beispielsweise 2021 den US-Hersteller Colt’s Manufacturing Company für damals 220 Millionen US-Dollar, um damit auf dem US-Markt Fuß zu fassen. 2023 übernahm sie eine tschechische Munitionsfabrik. Die Produktionsstätten liegen in Tschechien, den USA, Kanada, Schweden, der Schweiz und Ungarn.
Bei der Ausschreibung war ein einziges Kriterium ausschlaggebend: der Preis. Von anfänglich sechs Bietern mit elf Angeboten sollen nach der ersten Runde nur noch Arex aus Slowenien und Glock aus Österreich mit im Rennen geblieben sein, wie hartpunkt berichtet. Der deutsche Hersteller Heckler & Koch war für die zweite Runde vermutlich zu teuer.
Eine der Voraussetzungen der Ausschreibung war, dass die zu beschaffende Pistole bereits andernorts in größeren Mengen im Einsatz ist. Die baugleiche CZ P-10 ist seit dem Jahr 2020 die Standard-Dienstpistole der tschechischen Armee. In Südkorea wird ein Lizenzmodell gebaut, und die Ermittlungsbehörde des Justizministeriums auf Taiwan nutzt die Waffe ebenfalls.
Der Beschluss des Haushaltsausschusses zu dieser Beschaffung war bereits am 5. November gefallen; im selben Beschluss wurde auch die Beschaffung neuer Wärmebildzielgeräte für 120 Millionen Euro bei einem griechischen Hersteller beschlossen.
Der Rahmenvertrag über die Lieferung läuft über sieben Jahre. Die Tatsache, dass ein tschechischer Hersteller die Ausschreibung gewann, stieß nicht überall auf Begeisterung. Der Journalist Julian Reichelt kommentierte auf X:
“Wir nehmen 500 Milliarden Euro Schulden für Rüstung auf, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln, wir haben mit Heckler & Koch die beste Waffenschmiede der Welt, der Seals und Delta Force vertrauen, und geben solche Aufträge dann nach Tschechien. Und kommt mir nicht mit EU. Wenn das EU sein soll, will ich das nicht.”
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