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Migranten an die Ostfront?

rtnews by rtnews
18/10/2025
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Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Bundeswehr in ihrer Personalnot anfängt, nach Rekruten speziell in Migrantenmilieus zu suchen. Umfragen dazu bieten ein vielversprechendes Bild.

Von Astrid Sigena 

Kürzlich hob der russische Politiker Sachar Prilepin in einem auf seinem Telegram-Kanal verlinkten Artikel lobend die große Bedeutung hervor, die Migranten aus Zentralasien bei der russischen Armee spielen. Es handelt sich nach den Angaben Prilepins um mittlerweile mehr als 20.000 Kämpfer. Darunter auch Menschen, die aufgrund ihres Engagements für die russische Sache in ihrer Heimat Usbekistan strafrechtlich verfolgt werden und nicht mehr zurückkehren können. Damit würden bedeutend mehr Menschen mit zentralasiatischem Hintergrund in der russischen Armee kämpfen als es Zentralasiaten in der ukrainischen Armee täten.

Prilepin nahm dabei Bezug auf einen RT-Artikel, der sich mit den Vorschlägen eines mit Migrationsfragen befassten Beamten namens Alexander Bastrykin befasste. Neben verschiedenen Maßnahmen wie biometrischer Überwachung und der Bekämpfung von Migrantenkriminalität kam auch zur Sprache, dass die Strafverfolgungsbehörden in Russland es mit vielen Migranten zu tun haben, die zwar die russische Staatsbürgerschaft erhalten haben, sich aber weigern, sich als Militärangehörige zu registrieren. Regelmäßig würden Razzien stattfinden, um die den Wehrdienst verweigernden Neubürger aufzuspüren. Davon seien bereits 80.000 erwischt worden.

Bezüglich der Bereitschaft von Neubürgern, für ihre neue Heimat zu kämpfen, bietet Russland also ein disparates Bild. Einerseits die freiwillig ihren Dienst für Russland leistenden Usbeken, die noch nicht einmal den russischen Pass besitzen, andererseits der Unwille vieler neu Eingebürgerter, zur russischen Armee zu gehen.

Da stellt sich unwillkürlich die Frage, wie sich die Migranten in Deutschland im Ernstfall verhalten würden. Würden sie für Deutschland kämpfen? Die Frage ist nicht irrelevant, denn im Jahr 2024 ergab der Mikrozensus, dass rund 30,4 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund aufweisen. Unter den jungen Leuten waren es bereits nach den Daten von 2020 noch mehr: nämlich 33 bis 35 Prozent (je nach Altersstufe). Junge Migranten dürfen also nicht unberücksichtigt gelassen werden, wenn man Deutschland kriegstüchtig machen will. Aber wie kriegt man sie in die Bundeswehr? Und wie bringt man sie in eine mentale Frontstellung gegen Russland? Bisher sind Migranten bei der Bundeswehr unterrepräsentiert (8,9 Prozent der Soldaten, das ist weiter unter dem Gesamtbevölkerungsanteil).

In Berlin machten gerade Werbeplakate und Flugblätter für die Internationale Legion der Ukraine die Runde (RT DE berichtete). Ihre Authentizität ist ungeklärt, sie wird mittlerweile bestritten, hier soll es aber um etwas anderes gehen. Denn auf den Plakaten sind Landser abgebildet, wie sie gebeugten Hauptes in die (mutmaßlich sowjetische) Gefangenschaft gehen. Darüber steht dann in großen Lettern die Aufforderung an den Betrachter “Nimm deine REVANCHE”. Es ist klar, dass sich diese Aufforderung nur an “Biodeutsche” wenden kann, die die bitteren Erfahrungen ihrer Urahnen, nämlich Niederlage, Gefangenschaft und Flucht am Kriegsende, noch heute den Russen verübeln und es ihnen heimzahlen wollen. Junge Berliner mit arabischem, türkischem oder sonstigem migrantischem Hintergrund dürften von dem unterstellten Wunsch nach Rache dagegen nicht angesprochen werden, denn ihre (Ur-)Großeltern waren zur Zeit des Zweiten Weltkriegs noch nicht in Deutschland und auch nicht in die Kampfhandlungen verwickelt.

Nein, mit alten Ressentiments wird man die jungen Migranten nicht ködern können, um für das NATO-Bündnis gegebenenfalls Leib und Leben gegen die Russen einzusetzen. Aussichtsreicher dürfte dagegen das (relativ) hohe Gehalt sein, das Wehrdienstleistende Medienberichten zufolge künftig erhalten sollen: rund 2.000 Euro netto monatlich. Auch von Prämien im Falle einer längerfristigen Verpflichtung und von der Bezahlung eines Führerscheins war schon die Rede. Das ist besonders für junge Menschen mit Migrationshintergrund interessant, denn auch in der zweiten Generation haben Haushalte mit Migrationsgeschichte weniger Nettovermögen, als dies bei Deutschen ohne Migrationsgeschichte der Fall ist. Daraus lässt sich folgern: Migranten besitzen seltener ein Eigenheim, haben weniger Vermögen ererbt und folglich auch weniger Geld, um ihren Sprösslingen den Führerschein zu bezahlen.

Forderungen, Ausländer in die Bundeswehr aufzunehmen und sie nach Ableistung ihres Dienstes mit dem deutschen Pass auszustatten, ploppen immer wieder im medialen Raum auf, so zum Beispiel Anfang des Jahres 2024, als Verteidigungsminister Boris Pistorius – stets auf der Suche nach Lösungen für die Personalnote der Bundeswehr – diese Idee in den Raum stellte.Dies dürfte – falls der Vorschlag jemals verwirklicht wird – vor allem aber für Asylbewerber oder andere ganz frisch Eingewanderte von Interesse sein, denn für hier geborene Ausländer ist es seit der Gesetzesänderung von 2000 recht leicht geworden, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben – sofern nur ein Elternteil eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzt.

Ansonsten bleiben die in Deutschland lebenden Migranten eine große Unbekannte, was einen künftigen Konflikt mit Russland betrifft. Identifizieren sie sich bereits so sehr mit Deutschland, dass sie – wenn die Machthaber der Bevölkerung weismachen, es ginge um Deutschlands Zukunft – zur Waffe greifen würden? Oder würden sie eher eine indifferente Haltung einnehmen? Nicht zu vergessen die zahlreichen Russlanddeutschen der zweiten oder dritten Generation, die nicht nur im Konfliktfall, sondern schon im Vorfeld als unsichere Kantonisten gelten. Die russlanddeutschen Verbände verwehren sich bereit dagegen, dass Deutsche, die aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion eingewandert sind, als “Putins fünfte Kolonne” gelten.

Ein wenig Licht ins Dunkel bringt immerhin eine Studie, die im Auftrag des zur Bundeswehr gehörigen ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) erstellt worden war und diesen September veröffentlicht worden ist. Dazu wurden im Frühjahr 2025 über 2.000 zufällig ausgewählte Bürger befragt. Dabei wurde deutlich, dass Befragte mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich die militärische Unterstützung der Ukraine durch die Bundesrepublik Deutschland befürworten – sowohl, was die Ausbildung des ukrainischen Militärs in Deutschland als auch die Waffenlieferungen an die Ukraine betrifft (S. 18f.).

Angesichts der Erklärung der Ersteller der Studie, dass die Zustimmung zu Deutschlands militärischer Unterstützung für die Ukraine auch davon abhänge, ob die Befragten Russland als Bedrohung wahrnähmen, darf man vermuten, dass die antirussischen Narrative des deutschen Establishments auch und gerade im Migrantenmilieu verfangen. Bei der Wahrnehmung Russlands als Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands weichen die Migranten allerdings nicht von der deutschen Durchschnittsbevölkerung ab (S. 16). Der Studie zufolge spricht sich eine absolute Mehrheit in allen untersuchten Gruppen der Bevölkerung für eine finanzielle und personelle Stärkung der Bundeswehr aus (S. 24). Auch hier stechen die Migranten wieder hervor. Während 62 Prozent aller Befragten der Meinung sind, die Verteidigungsausgaben sollten erhöht werden, plädieren 71 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund für eine Steigerung der Militärausgaben – ein signifikanter Unterschied von neun Prozent. Offenbar sind Militär und auch Wehrdienst in migrantischen Gemeinschaften unumstrittener als in der (noch) deutschen Mehrheitsgesellschaft. Ähnlich fällt der Unterschied bei der Frage nach einem möglichen persönlichen Opfer für Deutschland aus. Nur 37 Prozent insgesamt wären bereit, Deutschland mit der Waffe zu verteidigen, aber immerhin 43 Prozent der Migranten, das sind sechs Prozent mehr (S. 39) – auch, wenn es sich immer noch um eine Minderheit handelt.

Dies lässt Rückschlüsse auf die Frage zu, ob Migranten gegen Russland in den Krieg ziehen würden. Da die Bedingung für die Teilnahme allerdings Deutschsprachigkeit war, dürfte es sich bei den Befragten um bereits sehr gut integrierte Migranten handeln, die eine hohe Loyalität gegenüber ihrem Aufnahmeland aufweisen – teilweise höher als die der eingeborenen Bevölkerung. Leider wird nicht nach Herkunftsländern aufgeschlüsselt. Es wäre interessant gewesen, ob zum Beispiel mehr Menschen mit polnischem Migrationshintergrund Russland als Bedrohung wahrnehmen, als das Menschen türkischer Herkunft tun. Die Frage ist natürlich auch, wer sich überhaupt dazu bereit erklärt, einer Bundeswehrbehörde Auskunft über seine diesbezüglichen Ansichten zu geben. Von einer gewissen Aufgeschlossenheit der Untersuchungsteilnehmer gegenüber den Anliegen der Bundeswehr darf ausgegangen werden.

Auf eine etwas ältere Datenerhebung (November 2023 bis Juli 2024) greift der Integrationsbarometer 2024 des Sachverständigenrates für Integration und Migration zurück. Im Gegensatz zur Studie des ZMSBw wurden die Interviews auch fremdsprachig geführt. Migranten bringen dem Integrationsbarometer zufolge der Bundeswehr ein besonders hohes Vertrauen entgegen, mehr als die herkunftsdeutsche Bevölkerung. Der Bundeswehr vertrauen 77 Prozent der Migranten, aber nur 68 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund (was allerdings immer noch ein hoher Grad an Vertrauen ist). Insbesondere die für die Bundeswehr besonders interessante Gruppe der 15- bis 25-Jährigen mit Migrationshintergrund vertraut der Bundeswehr stark (81 Prozent).

Auffällig ist, dass dieser Vertrauensvorschuss, den Migranten der Bundeswehr entgegenbringen, absinkt, je länger sie sich in der Bundesrepublik aufhalten. Auch ihre Nachkommen, also die Migranten in der zweiten Generation, unterscheiden sich darin nicht mehr von den autochthonen Deutschen. Bemerkenswert ist auch, dass nicht europäischen Migranten (im Gegensatz zu EU-Bürgern, Türken und Spätaussiedlern) die Bundeswehr besonders vertrauenswürdig erscheint (84 Prozent).

Dementsprechend wird von Fabian Gülzau, dem Auswerter der Studie, empfohlen, neben einheimischen Deutschen auch gezielt Migranten bei der Werbung für den Dienst an der Waffe anzusprechen. Bei ihnen liege ein höheres Rekrutierungspotenzial vor, weil Migranten die Bundeswehr stärker als geeigneten Arbeitgeber betrachteten, als dies bei Personen ohne Migrationshintergrund der Fall sei.

Die Studien zeigen, dass eine grundsätzliche Verweigerungshaltung der Migranten im Sinne von “Das ist nicht unser Krieg – das ist der Krieg der Deutschen” nicht erwartet werden kann. Migranten in Deutschland unterliegen schließlich ebenso der ständigen medialen Dauerbeeinflussung wie ihre deutschen Mitbürger auch. Und gerade für die dankbaren Neuankömmlinge erscheint zunächst einmal alles golden, was sie in der BRD vorfinden. Dazu gehört auch das Militär.

Mehr zum Thema – Kiesewetter will 460.000 deutsche Soldaten – auch Frauen



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Tags: dieMigrantenOstfront
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