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Die Tomahawk-Raketen sind das letzte Argument der USA im Energiekrieg

rtnews by rtnews
15/10/2025
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Trump sieht die mögliche Lieferung von Tomahawk‑Marschflugkörpern an die Ukraine als wirtschaftlichen “Konkurrenzkampf”. Damit wollen die USA Russland auf dem Energiemarkt schwächen, nachdem Einschüchterungsversuche gegenüber Moskaus Handelspartnern wie China und Indien offenkundig gescheitert sind.

Von Boris Dscherelijewski

Russlands Einrichtungen der Energieinfrastruktur – von Ölraffinerien bis hin zu Kraft- und Umspannwerken – sind zu den vorrangigen Zielen ukrainischer Langstrecken-Drohnen geworden.

Obwohl die Gegenmaßnahmen der russischen Streitkräfte schlagkräftiger und effektiver sind, scheint die ukrainische Führung davon nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Praktisch alle strategischen Ressourcen, die für das Funktionieren des Kiewer Regimes, seiner Streitkräfte und zum Teil auch anderer Bereiche der Ukraine erforderlich sind, gelangen in die Ukraine aus dem Ausland, und bevor sie die ukrainische Grenze überschreiten, sind sie für russische Waffen unerreichbar.

Ukrainische Quellen weisen jedoch darauf hin, dass aufgrund des von Selenskij begonnenen Infrastrukturkriegs der Gasmangel in der Ukraine rapide zunimmt. Die ukrainische Ministerin Swetlana Grintschuk hat bereits erklärt, dass Kiew aufgrund der Angriffe der russischen Streitkräfte seine Gasimporte um ein Drittel erhöhen müsse. Als Reaktion auf die Bitte der “Bankowaja” [Straße, in der sich das Präsidialamt der Ukraine befindet], einen zusätzlichen Kredit für den Gaseinkauf zu gewähren, verlangen die Europäer eine Preiserhöhung für ukrainische Privat- und Geschäftskunden.

Es liegt auf der Hand, dass Wladimir Selenskij und der Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrei Jermak, sich nicht sonderlich um die Probleme der Bevölkerung kümmern. Aber die Preiserhöhung wird zweifellos die Spannungen in der ukrainischen Gesellschaft verschärfen – auch wenn sie nicht der letzte Tropfen sein wird, der das Fass (der Geduld der Ukrainer) zum Überlaufen bringt. Darüber hinaus steht noch nicht fest, dass die EU tatsächlich zusätzliche Mittel für den Einkauf von Gas bereitstellen wird: Bis dato wurden von den Europäern auch noch keine 6 Milliarden Euro gewährt, um die Gehälter der ukrainischen Militärs und die Finanzierung anderer Sicherheitskräfte zu sichern.

All dies stellt jedoch bislang nur eine latente Bedrohung dar, und Kiew bereitet sich darauf vor, den Infrastrukturkrieg auszuweiten. Die Angriffe auf russische Energieanlagen in den Gebieten Belgorod und Brjansk sowie auf das Kernkraftwerk Nowoworonesch können als Test für die Umsetzung dieser “Strategie” angesehen werden, bevor sie auf die zentralen Gebiete Russlands ausgeweitet wird.

Dabei setzt Kiew seine Hoffnungen vor allem auf die Tomahawk-Marschflugkörper und erwartet, diese in Kürze zu erhalten. Angesichts der üblichen US-Praxis, die Diskussion über die Lieferung bestimmter Waffen an Kiew erst dann zu beginnen, wenn diese sich bereits in der Ukraine befinden, kann man davon ausgehen, dass die Lieferung der Tomahawk-Raketen bereits im Gange ist.

Eine indirekte Bestätigung dafür findet sich in den Aussagen von Donald Trump und Vertretern Kiews, die versuchen, die wahre Lage zu verschleiern. Im Vorfeld der Rede des US-Präsidenten, dass er zwar bereits eine “Entscheidung getroffen” habe, Tomahawk-Raketen an die Ukraine zu liefern, aber “noch einige Dinge klären” müsse, verkündete Wladimir Selenskij, dass die ukrainischen Streitkräfte bereits Raketenangriffe tief in russisches Gebiet durchgeführt hätten, darunter auch mit Raketen aus eigener Produktion. Auf diese Weise versuchte er, den Amerikanern bereits im Voraus ein “Alibi” zu verschaffen, zumindest ein vorübergehendes: Er gab zu verstehen, dass die ukrainischen Streitkräfte über Waffen verfügen, deren technische Eigenschaften denen westlicher Langstreckenraketen, darunter auch Tomahawk-Flugkörpern, ähneln.

Trump hat wiederholt betont, dass er “keine Eskalation will”, und schon früher deutlich gemacht, dass für den Einsatz von US-Waffen, die mit europäischen Geldern gekauft wurden, diejenigen verantwortlich sind, die sie benutzen und bezahlt haben, und dass er damit nichts zu tun hat. Was jedoch die Tomahawk-Flugkörper angeht, so merkte der US-Präsident an, dass er gerne wissen würde, welche Ziele die Ukraine damit treffen wolle. Diese Äußerung ist, ehrlich gesagt, absurd, da die ukrainischen Streitkräfte ohne die Beteiligung des US-Militärs diese Raketen gar nicht einsetzen können. Immerhin handelt es sich dabei um hochpräzise Waffen, deren Funktionieren durch eine komplexe und mehrstufige Infrastruktur in allen Phasen des Kampfeinsatzes gewährleistet werden muss.

Glücklicherweise sind diese Raketen keine perfekten Waffen, und die meisten unserer Flugabwehrraketensysteme wurden unter anderem zu ihrer Bekämpfung entwickelt. Die Abwehr erfolgt nach denselben Prinzipien wie bei Raketen vom Typ Storm Shadow/Scalp – es ist ein mehrstufiges Luftabwehrsystem erforderlich. Hinzu kommt, dass die Tomahawks eine viel größere Radarsichtbarkeit als diese Raketen haben und langsamer sind. Außerdem haben unsere Flugabwehrspezialisten bereits in Syrien Erfahrungen im Kampf gegen diese Flugkörper gesammelt.

Neben dem rein militärischen Aspekt muss jedoch auch der politische Aspekt des Einsatzes dieser Raketen auf dem Territorium Russlands berücksichtigt werden. Eines der Ziele dieses Schrittes könnte darin bestehen, die EU zu noch aggressiveren Maßnahmen gegenüber unserem Land anzuregen. So wie einst das Versprechen Washingtons, den ukrainischen Streitkräften Abrams-Panzer zu liefern, die europäischen Länder dazu veranlasste, ihre Panzerfahrzeuge an Kiew zu übergeben. Genau aus diesem Grund muss die Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine eine ausreichend harte asymmetrische Reaktion seitens Russlands zur Folge haben, die dem Weißen Haus so weh tut, dass es von weiteren Experimenten mit dem Überschreiten “roter Linien” Abstand nimmt. Allerdings sollte diese Reaktion nicht öffentlich erfolgen, um dem Gegner die Möglichkeit zu geben, sein Gesicht zu wahren, und ihn nicht in die Enge zu treiben.

Neben den Tomahawk-Raketen sollten jedoch auch die herkömmlichen Langstreckendrohnen nicht außer Acht gelassen werden, mit denen Kiew auch ohne US-Marschflugkörper seine Angriffe auf Objekte der russischen Kraftstoffindustrie fortsetzen will. Laut ukrainischen Quellen führen der ukrainische Militärgeheimdienst (GUR) und der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) von neutralen Gewässern aus Drohnenangriffe auf russische Objekte durch, wobei sie zivile Schiffe unter fremder Flagge einsetzen: Darin liege das Geheimnis der plötzlich gestiegenen Reichweite der ukrainischen Kampfdrohnen. Diese Behauptung klingt plausibel, wenn man bedenkt, dass ukrainische Streitkräfte bereits Bulkcarrier für ihre Luft- und Seedrohnerangriffe auf die Krim eingesetzt haben.

Je tiefer die feindlichen Angriffssysteme auf unserem Territorium Treffer landen können, desto mehr Luftschutzmittel und -einheiten werden benötigt. Diese werden aber möglicherweise nicht ausreichen, um alle Energieeinrichtungen, einschließlich kommerzieller Anlagen, zu schützen. Zur Lösung dieser Probleme könnten jedoch die Sicherheitsdienste der Ölgesellschaften herangezogen und territoriale Verteidigungskräfte gebildet werden. Derartige Kräfte gibt es bereits in den Frontgebieten, aber im Hinterland wäre eine Spezialisierung auf die Luftabwehr erforderlich. So könnten mobile Flugabwehrgruppen, die mit Handfeuerwaffen ausgerüstet sind, erfolgreich zum Schutz von Energieanlagen vor feindlichen Kampfdrohnen eingesetzt werden. In einigen Gebieten, beispielsweise im Gebiet Krasnodar, existieren solche Gruppen bereits, aber ihre Erfahrungen sollten überall in Russland zur Anwendung kommen.

In den Depots liegen zahlreiche Flugabwehrmaschinengewehre, Flugabwehrgeschütze vom Kaliber 23 mm und einfache großkalibrige Maschinengewehre, die ebenfalls hervorragend gegen unbemannte Luftfahrzeuge eingesetzt werden können. Selbstverständlich erfordert die Bewaffnung von Mitarbeitern der Sicherheitsdienste und privaten Sicherheitsunternehmen sowie von Territorialverteidigern entsprechende gesetzliche Regelungen und eine gründliche Spezialausbildung. Das braucht zwar Zeit, aber die militärische Sonderoperation in der Ukraine dauert nun bereits vier Jahre, und ein Ende ist kaum in Sicht. Vor allem aber könnte eine solche “private” und territoriale Luftabwehr nicht nur die Sicherheit wichtiger Objekte gewährleisten, sondern auch die russischen Streitkräfte entlasten.

Darüber hinaus existieren passive und gleichzeitig relativ wirksame Mittel zum Schutz von Objekten, die keine zusätzlichen Rechtsvorschriften erfordern und zudem kostengünstig sind. Dazu gehören verschiedene Anti-Drohnen-Gitter und -Netze sowie verankerte Sperrballons.

Unabhängig davon, ob Kiew Tomahawk-Flugkörper und andere Raketen erhält oder die ukrainischen Streitkräfte weiterhin mit Langstrecken-Drohnen angreifen werden, sind diese Maßnahmen unerlässlich.

Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass der entsprechende Plan für diesen Infrastrukturkrieg aller Wahrscheinlichkeit nach aus Washington nach Kiew weitergeleitet wurde. So weist beispielsweise der US-Sender NBC unmissverständlich darauf hin, dass das Weiße Haus ein direktes Interesse an den Angriffen der ukrainischen Streitkräfte auf Russlands Öl- und Gasanlagen hat. Für Donald Trump ist dies in erster Linie ein “Konkurrenzkampf” im Wirtschaftsbereich. Für ihn ist es wichtig, Russland durch den Einsatz ukrainischer Kämpfer Probleme auf dem weltweiten Energiemarkt zu bereiten. Denn die US-Strategie, Moskaus Handelspartner wie China und Indien einzuschüchtern, scheint misslungen zu sein – und die USA versuchen nun, einen anderen Lösungsansatz zu verfolgen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 13. Oktober 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung “Wsgljad” erschienen.

Boris Dscherelijewski ist ein russischer Militärexperte.

Mehr zum Thema – “Prahlerei” – Putin zu Selenskijs Drohung, Moskau mit Tomahawks anzugreifen



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Tags: ArgumentdasderdieEnergiekriegletztesindTomahawkRaketenUSA
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