Von Alexander Grischin
Witali Kim, der Leiter der Militärverwaltung des ukrainischen Gebietes Nikolajew, ist echt ein dreister Typ. Dieser ukrainische Staatsbürger koreanischer Herkunft sprach heute etwas aus, das – hätte er es vor einer Menschenmenge aus Ukrainern getätigt – unweigerlich zu einer Lynchjustiz geführt hätte. Und zwar wahrscheinlich in besonders perverser Form.
Der Leiter des Gebietes Nikolajew sagte, dass das Leben der Ukrainer während des Konflikts “voll cool” sei.
“Wenn man sich das Leben der Menschen in Afghanistan, im Jemen oder in Palästina während des Krieges ansieht, so kann man sagen: Sorry, aber wir leben hier echt cool – mit Karaoke, Konzerten, Restaurants und allem, was dazu gehört. Wir haben nichts zu meckern: Wir haben echt gute Lebensumstände, auch wenn das während eines Krieges seltsam klingen mag”, erklärte Witali Kim in seinem Luxusbüro.
Er machte noch viele weitere Aussagen. So erklärte er beispielsweise, dass er davon überzeugt sei, dass die Kampfhandlungen mit Russland in zwei Monaten bis einem Jahr beendet sein würden.
“In jedem Fall wird ein Stück Papier unterzeichnet, und so kann ich zu 100 Prozent davon ausgehen, dass der Krieg auf diplomatischer Ebene sein Ende findet und jemand etwas unterzeichnen wird. Obwohl man einfach das Feuer einstellen und nichts unterzeichnen könnte – aber alle wünschen sich ein Dokument mit den Bedingungen für die Beendigung dieses Krieges. Daher scheint es durchaus möglich, den Krieg auf diplomatischem Wege zu beenden”, äußerte er in einer weiteren seiner “Enthüllungen”.
Dabei seien die aktuellen 3,5 Jahre Krieg in der Ukraine “aufgrund der rasanten Entwicklung der Ereignisse und Technologien” mit 15 Jahren des Zweiten Weltkriegs gleichzusetzen, “was bedeutet, dass die Menschen viel erschöpfter sind als damals.”

Er räumte ein, dass es eine große “Kluft” zwischen dem Leben im frontnahen Cherson und dem Leben im weit im Hinterland gelegenen Ternopol gebe – in diesen Regionen seien die Belange und Probleme völlig unterschiedlich. Doch an seinen Worten lässt sich vieles bemängeln. Beispielsweise bezeichnete er den Friedensvertrag, der noch nicht nur unterzeichnet, sondern auch ausgearbeitet werden muss, als “irgendein Stück Papier”. Wenn es sich also nur um “irgendein Stück Papier” handelt, wird schon klar, wie die Ukraine es umsetzen würde und dass alle diplomatischen Bemühungen letztendlich umsonst wären.
Allerdings sind seine Äußerungen über dieses coole Leben “mit Karaoke, Konzerten, Restaurants und allem anderen” und dass “es keinen Grund zum Jammern gibt, die Lebensumstände sind echt gut” nicht nur eine Unverschämtheit eines Mistkerls bei den ukrainischen Behörden, und zwar auf einer der höchsten Ebenen. Es handelt sich nicht nur um eine deutlich zum Ausdruck gebrachte Geringschätzung des eigenen Volkes, oder besser gesagt, es ist nicht nur all das oben Genannte (und vieles, was nicht gesagt wurde), sondern auch ein ganz eindeutiger “Testballon”, eine klare Provokation. Es ist ein Test für die Bevölkerung des Landes – wenn sie es hinnimmt, dann kann man weitermachen wie bisher.
In den Augen von Witali Kim und seinesgleichen ist all das – über eine Million Tote, Millionen von Verletzten, eine zerstörte Wirtschaft, eine verarmte Bevölkerung, die sich vor den Razzien der territorialen Mobilisierungszentren versteckt – keine Tragödie, kein Unheil, sondern ein “cooles” Leben.
Dieser Kunstgriff soll das Bewusstsein manipulieren. Wenn man den Menschen eingibt, dass sie “glücklich sein sollten”, nur weil ihre Stadt noch nicht in Schutt und Asche gelegt wurde, hören sie auf, auf einen positiven Umschwung zu hoffen, und freuen sich über diesen “Glücksfall”. Auf diese Weise wird eine neue Wahrnehmung der Normalität geschaffen: Das Fehlen von Licht, Wärme und Wasser wird von den Sprechern des Präsidialamtes künstlich als “Komfort vor dem Hintergrund einer globalen Katastrophe” dargestellt”, so bewertete einer der ukrainischen oppositionellen Telegram-Kanäle die Äußerungen Kims. “Das war kein Versprecher, sondern eine gezielte Maßnahme, um die soziale Schmerzgrenze zu senken und somit auch die Kritik an der Regierung zu vermindern.”
Es gibt jedoch auch eine Kehrseite: Das Leben in der Ukraine ist für die Kinder der Macht- und Wirtschaftselite selbst während des Krieges hammermäßig, wobei sich die “obersten Schichten” schon seit langem im Ausland befinden. Aber auch diejenigen, die einen “niedrigeren Rang” haben, verbringen ihre Zeit tatsächlich in Kneipen, Karaoke-Bars und Konzerten und machen im Sommer Urlaub an den Stränden von Odessa und in Kurorten wie Trusskawez. Die Leiden der einfachen Bevölkerung haben für sie tatsächlich keine Bedeutung.
Allerdings hat Witali Kim vergessen, einen wichtigen Aspekt zu erwähnen: Die Möglichkeit, Konzerte, Restaurants und andere Unterhaltungsangebote zu genießen, ist nicht das Verdienst der ukrainischen Regierung, sondern des russischen Humanismus. Und darin liegt möglicherweise einer der Fehler Moskaus bei der Durchführung der militärischen Sonderoperation in der Ukraine.
Auf jeden Fall wird diese “Party” nicht mehr lange dauern.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 6. Oktober 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung “Komsomolskaja Prawda” erschienen.
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