Fast fünf Jahre hat die Modernisierung des Apakow-Tramdepots in Moskau gedauert. Am Samstag wurde es standesgerecht mit einer Oldtimer-Parade wiedereröffnet.
“Modernisierung” ist dabei so ein Wort … Die historische Wagenhalle war für die modernen Niederflurgelenkwagen, die in der russischen Hauptstadt inzwischen beinahe eine Monopolstellung haben, völlig ungeeignet und wurde abgerissen. An ihrem Platz wurde eine neue Halle errichtet, die sich in Form und Gestaltung an den historischen Bau von 1909 anlehnt, in der die modernen Bahnen nun aber sogar wenden können.

Nur das historische Verwaltungsgebäude blieb erhalten und wurde renoviert. Nun ist das Depot fertig und wartet auf die modernen Wagen, die von den anderen überfüllten Depots hierher umgesiedelt werden, 60 Stück sollen es werden. Das Apakow-Depot war auch vor dem Umbau das kleinste der Hauptstadt, in den anderen fünf haben jeweils mehr als hundert 30-Meter-Züge Platz.

Auch die historische Sammlung der Moskauer Straßenbahn wird im Apakow-Depot untergebracht.

Aus der seit 1874 bestehenden Moskauer Pferdebahn wurde 1899 die elektrische Straßenbahn. Das allererste Depot existiert nicht mehr, weshalb das Apakow-Depot das älteste noch betriebene ist. Es nahm im Sommer 1909 den Betrieb auf.
Ihre goldene Zeit hatte die Moskauer Straßenbahn in den 1930er-Jahren, als sie 1934 – ein Jahr, bevor sie mit der Metro neue Konkurrenz bekam – in 2.475 Wagen 1,9 Milliarden Fahrgäste beförderte. Die größte Ausdehnung erreichte das Netz mit 560 Kilometern Gleislänge im Jahr 1944.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wollte es die sowjetische Hauptstadt Paris und London nachmachen und auf das als veraltet geltende Verkehrsmittel verzichten, bevor in den 1970er-Jahren das Umdenken kam und es wieder Streckenneubauten gab.
Unter dem ersten postsowjetischen Bürgermeister Juri Luschkow musste sie auf vielen Ausfallstraßen aber wieder Platz für zusätzliche Fahrspuren machen, das Netz schrumpfte auf nur noch 180 Kilometer.
Luschkow war es auch, der zwei Tram- und Trolley-Depots in günstiger Lage an Immobilienentwickler verhökerte. Für das Apakow-Depot hatte er ähnliche Pläne, flog aber zum Glück für die Straßenbahn aus dem Amt, bevor er das Grundstück in der Nähe des Gartenrings mit Luxuswohnungen hatte bebauen können. Er starb letztlich im lettischen Exil, das Depot bekam ein zweites Leben.

Heute geht es wieder bergauf mit Moskaus Tram: Inzwischen ist das gesamte Netz generalüberholt, es fahren moderne Wagen, und es gab mehrere, wenn auch kurze Streckenneubauten. Weitere sind geplant. Immerhin steigen täglich 640.000 Fahrgäste in Wagen einer der 35 zuverlässig fahrenden Linien – so viele wie in Köln.
Auf jedem Straßenbahnwagen prangt inzwischen das Symbol des Konkurrenten von einst: der Metro. Die Straßenbahn in Moskau wurde vor zwei Jahren organisatorisch dem Metrobetrieb zugeschlagen. Die “feindliche Übernahme” soll für ein einheitliches Netz und mehr Qualität sorgen. Wir werden sehen.
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