Von Rainer Rupp
In der Diplomatie ist Vorsicht geboten – besonders wenn es darum geht, mit der Supermacht USA gute Beziehungen zu pflegen. Doch Premierminister Keir Starmer scheint diese Lektion übersehen zu haben, als er in die US-Wahlen eingriff und die ganze diplomatische Kraft Großbritanniens auf die unterlegene Kamala Harris setzte. Während Trump nun seinen Sieg genießt, bleibt Starmer nur das diplomatische Chaos, das seine risikofreudige Strategie hinterlassen hat.
Labour machte keinen Hehl daraus, dass sie Harris unterstützen – und das tat die Partei mit beeindruckender Energie. Über hundert Labour-Funktionäre und Aktivisten wurden in die USA geschickt, um Harris in den Swing-Staaten zu unterstützen, ein beispielloser Schritt für eine Partei, die auf internationalen Beziehungen bauen sollte. Doch Starmer, der die “special relationship” der beiden Länder gefährlich aufs Spiel setzte, ignorierte mit einer unglaublichen Fahrlässigkeit die Möglichkeit eines Trump-Sieges.
Noch bevor die Wahl entschieden war, ließ Labour keine Gelegenheit aus, um Trump öffentlich zu kritisieren. Außenminister David Lammy nannte Trump einen “Neonazi-freundlichen Soziopathen”. Labour, deren Anhänger sogar in Pennsylvania für Harris warben, war schockiert, als sich die Amerikaner für Trump entschieden. Nach Trumps Sieg beeilte sich Starmer zwar, Trump “zu gratulieren”, aber der Schaden war schon angerichtet und in Trumps Washington sitzt er tief.
Es wäre schlimm genug, wenn dies nur die Beziehungen zwischen Starmer und Trump betreffen würde. Aber indem Labour als Regierungspartei alles auf Harris gesetzt hat, hat Labour etwas viel Grundlegenderes gefährdet: die “besondere Beziehung” selbst. Historisch gesehen war diese Verbindung eine Quelle immensen Wertes für Großbritannien, die ihm einen Einfluss verschaffte, der das militärische und wirtschaftliche Gewicht des Landes bei weitem übersteigt. Starmers Fehltritt gefährdet dies und macht das Ansehen Großbritanniens bei den USA davon abhängig, ob er und seine Partei einen überzeugenden Rückzieher machen kann.
Der Zeitpunkt von Starmers Fehltritt ist besonders unglücklich. Großbritannien befindet sich in einem prekären internationalen Umfeld, in dem es zwischen unsicheren Beziehungen zur EU nach dem Brexit und der Suche nach Stabilität mit wichtigen Partnern balanciert, während zugleich sein globales Ansehen immer bescheidener wird. Vor diesem Hintergrund war das Bündnis zwischen den USA und Großbritannien eine der wenigen Konstanten, eine Säule der Stärke, die Großbritanniens Relevanz auf der Weltbühne unterstützt. Der von Labour angezettelte Schachzug, ausschließlich auf Harris zu setzen, stellte dies alles infrage und verwandelte eine langjährige Partnerschaft in eine fragile und unsichere Verbindung.
Während konservative britische Politiker wie Nigel Farage Trumps Sieg als Chance zur Erneuerung der amerikanisch-britischen Beziehungen feierten, stand Labour isoliert da. Farage spottete sogar, Starmer solle für Trump den roten Teppich ausrollen – ein Kommentar, der zeigt, wie tief sich Labour selbst in Schwierigkeiten gebracht hat. Starmer versucht nun verzweifelt, die Wogen zu glätten, doch Trumps Berater werden sich an Labours Einmischung erinnern.
Starmer steht nun vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er sich ernsthaft um eine Wiederherstellung der Beziehung zu Trump bemühen und “Kratzfüßchen” machen? Dies könnte seine Anhänger verärgern, die alles andere als begeistert von Trump sind. Doch wenn er dies nicht tut, riskiert Labour eine zunehmende Marginalisierung durch die Trump-Regierung. Für Trumps Berater wirkt Starmers jüngste Wende und seine Gratulation eher wie ein verzweifelter Versuch, eine diplomatische Katastrophe vor der Öffentlichkeit zu vertuschen.
Starmer und seine Partei haben eine diplomatische Lektion gelernt: Wenn man sich in einem mächtigen fremden Land mit Macht in einen Wahlkampf einmischt und dann auch noch auf das falsche Pferd gesetzt hat, kann man leicht isoliert und ohne Verbündete dastehen – eine Lektion, die die “special relationship” vielleicht nicht überstehen wird.
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