Die schlicht zum Himmel schreiende Geschichte seines Einzugs zum Kriegsdienst im ukrainischen Militär hat Wladimir Gawroschenko, ein ukrainischer Soldat, der in russische Gefangenschaft kam, Journalisten der russischen Nachrichtenagentur TASS geschildert. Die Agentur zitiert den körperlich behinderten Mann:
“Viermal kam der Vorladebescheid, doch ich fuhr nicht hin. Dann kamen sie persönlich bei mir vorbei und gaben mir wieder den Vorladebescheid, von wegen, ich solle meine Daten aktualisieren. Ich bin also zur Musterungskommission hingefahren – und die haben mich sofort gekrallt. In die Armee eingezogen – mit drei fehlenden Fingern. Ich kann gar nicht schießen.”
Der Mann hält seine rechte Hand in die Kamera, an der mit dem Zeige- nicht nur der eigentliche Abzugsfinger fehlt, sondern auch der Mittelfinger, der ihn zur Not ersetzen könnte. Zu allem Überfluss weist auch der Daumen ein Glied weniger auf. Von der aktuellen Politik des ukrainischen Militärs hinsichtlich der Personalaufstellung hält der Gefangene denkbar wenig. Gawroschenko nennt den ukrainischen Präsidenten “eine wandelnde Überdosis”. Selenskij und sein Kommando wollten gern Krieg spielen.
“Allesamt blöde Böcke sind sie, auch die Regierung.”
“Sollen die doch selber hingehen. Den Leuten vom Wehramt platzen die Bäuche und die Nacken aus der Kleidung – aber sie fangen Arbeiterjungs ein.”
Soldaten seiner Einheit nutzten Einkaufsgänge, zu denen sie “in die Stadt” gelassen beziehungsweise losgeschickt würden, mit Vorliebe zur Fahnenflucht – etwa indem sie sich selbst ins Krankenhaus einlieferten:
“Die sagen, so einen Krieg und so eine Armee haben wir gefressen.”
Ihm selbst wurde eine Chance, dem Kriegsdienst zu entfliehen, offensichtlich nicht zuteil. Seinen Mitbürgern rät Gawroschenko konsequent:
“Wen sie noch nicht geholt haben: Gebt den Wehramtmitarbeitern auf die Fresse, lauft vor ihnen weg! Geht nicht an die Front.
Und wer schon im Dienst ist: Kassiert vielleicht noch euren Sold und haut ab, nach Hause.”
Indes dürfte gerade der letzte Rat des Gefangenen schwer umzusetzen sein. Immer wieder melden russische Soldaten und Offiziere in der Zone der militärischen Sonderoperation, dass ukrainische Einheiten, die als Sperrtruppen eingesetzt werden, das Feuer auf ihre eigenen Kameraden eröffnen, falls diese sich den Russen zu ergeben versuchen. Eine jüngste Schilderung dieser Art erreicht uns vom Frontabschnitt in Höhe Kurachowo im Süden des Donbass. Ein Kämpfer mit dem Funkrufnamen Topol (dt.: Pappel), der an der Befreiung der 20 Kilometer von Kurachowo entfernten Siedlung Ostrowskoje teilnahm, schildert der Agentur TASS:
“Bislang müssen wir mühselig Versuche unternehmen, sie zu evakuieren, weil ihr eigenes Kommando uns sie nicht da rausholen lässt. Ihre eigenen Leute schießen ihnen in den Rücken.”
Ähnlich dürften sie wohl auch mit denjenigen verfahren, die ins eigene Hinterland fliehen wollen.
Der Kommandeur einer russischen Mörserbatterie mit dem Rufnamen Student ordnet diese Schilderung in einen größeren Kontext ein:
“Nicht alle dort wollen im Krieg kämpfen. Es gibt auch solche, die uns wirklich erwarten. Die brennenden Faschisten – die kämpfen, bis wir an sie näherrücken. Sobald wir näherrücken, rollen sie sofort in größere Fronttiefe zurück und setzen stattdessen diejenigen in den Graben, die vom Wehramt eingefangen wurden.”
“Doch das sind gestandene Männer, sie verstehen alles bestens. Die sind oft 50 bis 60 Jahre alt, noch in der Sowjetunion geboren. Diese Leute sagen uns dann: ‘Jungs, unsere Ahnen haben doch Seite an Seite die Faschisten bekriegt’.”
“Sie legen die Waffen nieder und ergeben sich.”
Zudem könnten viele ukrainische Soldaten, die sich zu ergeben versuchten, ihre Waffen gar nicht bedienen, weil sie daran nicht ausgebildet worden seien, betonen die russischen Kämpfer.
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