Die Türkei hat offiziell einen Antrag auf Beitritt zur BRICS-Organisation eingereicht. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Bezugnahme auf namentlich nicht genannte Quellen. Damit wolle Ankara die Einflussnahme des Landes in der Welt stärken und neue Verbindungen außerhalb des Westens aufbauen.
Die Administration des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sei der Ansicht, dass das geopolitische Zentrum sich von den entwickelten Ländern weg verschiebe, so die Quellen.
Die neuen diplomatischen Schritte sollen die Bestrebungen des Landes demonstrieren, Beziehungen zu allen Seiten der multipolaren Welt zu entwickeln und gleichzeitig seine Verpflichtungen als NATO-Mitglied zu erfüllen.
Die Türkei habe sich bereits vor ein paar Monaten um die Mitgliedschaft beworben, weil es keine Fortschritte im Prozess für einen EU-Beitritt gebe, der bereits ein Jahrzehnt andauere, heißt es.
Ein weiterer Grund seien die diplomatischen Spannungen zwischen den von den USA angeführten NATO-Verbündeten und Ankara. Deutschland hat ein Verbot für den Verkauf von Eurofighter-Typhoon-Kampfjets gegen die Türkei verhängt, die diese zur Modernisierung ihrer alternden Luftwaffe benötigt. Die Bundesregierung hatte den Verkauf wegen des Kaufs russischer Luftabwehrsysteme durch Ankara blockiert.
Anfang des Jahres haben sich Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äthiopien und Ägypten der BRICS-Gruppe angeschlossen. Dieses Jahr hat Russland den Vorsitz des Staatenbunds inne. Die nächste Erweiterung des Blocks wird im Oktober auf dem BRICS-Gipfel in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, erörtert. Malaysia, Thailand und Aserbaidschan haben ihren offiziellen Mitgliedsantrag bereits gestellt.
Das BRICS-Format positioniere sich als Alternative zu westlichen Intuitionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds, schrieb die Agentur. Die neuen Mitgliedstaaten könnten durch den Zugang zu der BRICS-Entwicklungsbank Finanzmittel erhalten und ihre Handelsbeziehungen erweitern, betonte Bloomberg.
Die in der Türkei regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) werfe den westlichen Staaten laut Bloomberg seit langem vor, die Bestrebungen des Landes nach einer eigenständigen Verteidigungsindustrie und einer starken Wirtschaft zu vereiteln.
Erdoğan habe darüber hinaus Ankaras Interesse an einem Beitritt zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zum Ausdruck gebracht, die von Russland und China als Konkurrenz-Block zur NATO gegründet wurde.
Die Erweiterung der BRICS-Gruppe sei der Nachrichtenagentur zufolge weitgehend von Peking vorangetrieben worden, das versuche, Chinas globale Rolle zu verstärken, indem es Länder umwerbe, die traditionell die Verbündeten der USA seien.
Die Türkei befinde sich seit 2005 in Gesprächen über einen EU-Beitritt, stoße aber auf eine Reihe von Hindernissen. Die türkische Regierung sei der Überzeugung, dass die BRICS-Mitgliedschaft dem Land helfen könnte, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland und China zu verbessern sowie zu einem Handelskorridor zwischen der EU und Asien zu werden. Außerdem wolle Ankara, dass die Türkei zum Knotenpunkt für Gasexporte aus Russland und Zentralasien werde, schrieb Bloomberg.
Zu diesem Zweck versuche Erdoğans Regierung, Investitionen chinesischer Elektroautohersteller anzulocken, die die Zollunion der Türkei mit der EU nutzen könnten, um ihren Zugang zum europäischen Markt zu erweitern.
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