Oft wurde bereits die Befürchtung geäußert, dass durch Künstlicher Intelligenz (KI) zahlreiche Arbeitsplätze vernichtet und durch Algorithmen ersetzt werden könnten. Nun legte die Unternehmensberatung McKinsey in einer Analyse entsprechende Zahlen für die USA vor. Demnach könnten bis zum Jahr 2030 fast 12 Millionen US-Bürger ihren derzeitigen Job verlieren. In der Studie, die Ende Juli veröffentlicht wurde, heißt es:
“Bis 2030 könnten Tätigkeiten, die derzeit in der gesamten US-amerikanischen Wirtschaft bis zu 30 Prozent der Arbeitsstunden ausmachen, automatisiert werden – ein Trend, der durch generative KI beschleunigt wird.”
Eine weitere Erkenntnis der Unternehmensberatung: Vor allem Jobs mit Kundenservice sowie Bürokräfte könnten in Zukunft durch den Einsatz von KI überflüssig werden – entweder durch die Automatisierung oder dadurch, dass weniger Menschen in Büros kommen. Auch in den Bereichen Verkauf und Produktionsarbeit könnten fast zehn Millionen Menschen, also mehr als 84 Prozent der bis 2030 erwarteten zwölf Millionen, von beruflichen Veränderungen betroffen sein. Eine steigende Nachfrage könnte es hingegen bei Stellen im MINT-Bereich sowie in den Branchen Wirtschaft, Recht, Management und im Gesundheits- und Transportwesen geben.
Neben der Entwicklung der KI gibt es jedoch noch weitere Faktoren, die den Prognosen zufolge den Arbeitsmarkt beeinflussen. Beispielsweise wirken sich auch Investitionen in Infrastrukturprojekte auf den Arbeitsmarkt aus. So sollen den Untersuchungen zufolge Infrastrukturprojekte die Nachfrage im Baugewerbe deutlich erhöhen, wo bereits heute nahezu 400.000 Arbeitskräfte fehlen. Eine erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften bestehe außerdem im Gesundheitswesen, in der Altenpflege sowie bei Transportdienstleistungen aufgrund des steigenden Handels mit elektronischen Waren.
Auch die Klimapolitik könnte zu strukturellen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt führen. So könnte eine Bewegung weg von der Öl-, Gas- und Automobilindustrie hin zu “grünen” Industrien stattfinden.
Diese Faktoren werden in Kombination dazu führen, dass bis 2030 etwa zwölf Millionen Menschen ihren Job wechseln müssen oder arbeitslos werden. Vor allem Arbeiter im Niedriglohnsektor seien mit einer 14 Mal höheren Wahrscheinlichkeit vom Jobwechsel betroffen als Arbeitnehmer in Spitzenpositionen. Bei Frauen sei es der Studie zufolge zudem 1,5 Mal wahrscheinlicher, dass die verändernde Arbeitswelt sie zu einem Berufswechsel zwingen werde. Die Mehrheit der Arbeitnehmer werde für einen Berufswechsel daher zusätzliche Qualifikationen benötigen.
Der Analyse zufolge geht die größte Veränderung in der nahen Zukunft von KI und der Automatisierung zahlreicher Branchen aus – von Industrierobotern bis hin zu Dokumentenverarbeitungssystemen –, was sich auch auf die Nachfrage nach Arbeitskräften auswirkt. Insbesondere die Nutzung generativer KI wie beispielsweise das textbasierte Tool ChatGPT, welches Muster in genügend großen Datensätze erkennen und daraus neue Inhalte generieren kann, schreitet derzeit mit enormer Geschwindigkeit voran.
In der Prognose der Unternehmensberatung wird auch darauf verwiesen, dass sich der Arbeitsmarkt innerhalb kürzester Zeit verändern könne. Dies zeigte sich beispielsweise bereits durch die zahlreichen politisch forcierten Einschränkungen, die sich in der Corona-Krise ergaben. Viele Arbeitnehmer mussten daraufhin in den “Remote”- oder Hybridmodus wechseln. Bis heute hält der Trend an, vieles läuft auch heutzutage weiterhin digital ab. In Berufen in den USA, wo etwa 75 Prozent der Erwerbsbevölkerung beschäftigt sind, beschleunigte die Corona-Krise diesen Trend, der bis zum Ende des Jahrzehnts anhalten könnte.
Demnach könnte sich die Automatisierung vor allem auf jene Berufsfelder auswirken, in denen Fachwissen, Interaktion mit Menschen und Kreativität von zentraler Bedeutung sind. Laut der Studie könnte generative KI bis 2030 etwa 29,5 Prozent der in der US-amerikanischen Wirtschaft geleisteten Arbeitsstunden ausmachen. McKinsey empfiehlt Arbeitgebern, die den Strukturwandel erfolgreich bewältigen wollen, daher, nach Fähigkeiten und Kompetenzen statt nach Zeugnissen einzustellen, übersehene Bevölkerungsgruppen zu rekrutieren und Schulungen anzubieten, die mit ihren sich entwickelnden Bedürfnissen Schritt halten.
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