Der Gesundheitszustand des in Lettland verhafteten Journalisten und Chefredakteurs der Nachrichtenplattform Sputnik Litauen, Marat Kassem, ist nach Angaben seines Strafverteidigers kritisch. Kassem benötigt medizinische Hilfe, die ihm von den lettischen Behörden jedoch verweigert wird. Das berichtete der Sputnik-Ableger Sputnik Nahes Ausland am Freitag unter anderem auf Telegram.
Dem Anwalt zufolge fallen die Haftbedingungen von Marat Kassem unter den Begriff der Folter, wie sie in internationalen Verträgen definiert wird. Am 30. Januar wurde Kassem willkürlich in den Block für verurteilte Gefangene verlegt und befindet sich dort in Einzelhaft. Unter unhygienischen Bedingungen und durch in dem Trakt lebende Insekten hat der Journalist eine Allergie entwickelt, heißt es in der Veröffentlichung.
Nach Angaben des Verteidigers muss der Journalist aufgrund von Atemproblemen ein Fenster in der Zelle stets geöffnet halten und kann nur mit Mütze und Oberbekleidung schlafen. Auch seine chronischen Krankheiten haben sich verschlimmert – seine Zehen versagen aufgrund von Gicht. Niemand reagiert auf Beschwerden und Klopfen an der Zellentür.
Den Anwalt durfte Kassem erst am dritten Tag kontaktieren, obwohl er laut Gesetz zu jeder Tageszeit dazu berechtigt ist. Der Gefängnisarzt ignoriert Kassems Beschwerden und seine Vorerkrankungen und verschrieb ihm einfache Allergietabletten. Der Anwalt sieht Marat in Lebensgefahr und bereitet derzeit eine Klage vor, um eine medizinische Untersuchung seines Mandanten durchzusetzen.
Marat Kassem ist lettischer Staatsbürger. Er lebt und arbeitet seit mehreren Jahren in Moskau bei der Mediengruppe Rossija Segodnja, zu der auch Sputnik Litauen gehört. Am 30. Dezember kam der Journalist aus familiären Gründen nach Lettland, wo er festgenommen wurde. Am 5. Januar kam er auf Anordnung eines Gerichts in Riga in Untersuchungshaft und wurde in das Zentralgefängnis von Riga verlegt. Vorgeworfen wird ihm die “Umgehung von Sanktionen” durch seine Arbeit als Sputnik-Chefredakteur.
Das russische Außenministerium bezeichnete die Inhaftierung Kassems in Lettland als Terror gegen Andersdenkende und als Rache eines diktatorischen Regimes an dem Journalisten. Die russische Ombudsfrau Tatjana Moskalkowa nannte die Verhaftung des Chefredakteurs von Sputnik Litauen einen Angriff auf die Meinungsfreiheit und wandte sich an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, bisher ohne Ergebnis. Auch alle europäischen “Menschenrechtsaktivisten” und Journalistenverbände schweigen sich zu dem Fall aus.
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