Am Mittwoch hat die britische Regierung den Bau eines neuen Kohlenbergwerks genehmigt. Nach zwei Jahren Bauzeit wird man dort schätzungsweise etwa 2,8 Millionen Tonnen Kokskohle pro Jahr fördern. Es wird erwartet, dass das Projekt der Region Cumbria und insbesondere Whitehaven, einer ehemaligen Industriestadt im Norden Englands, etwa 500 direkte und 1.500 indirekte Arbeitsplätze bringen wird und damit einen wirtschaftlichen Aufschwung sichert. Die Baukosten werden derzeit auf 165 Millionen Pfund (etwa 201 Millionen US-Dollar) geschätzt.
Die Pläne für den Bau eines neuen Bergwerks wurden immer wieder aufgeschoben. In den letzten 30 Jahren baute Großbritannien keine neuen Bergwerke. Nun löste die Entscheidung, die das Ministerium für soziale Nivellierungspolitik traf, unter Klimaaktivisten große Empörung aus.
Kohle gilt als der umweltschädlichste fossile Brennstoff. Klimaschützer betonen, dass das neue Bergwerk die globalen Emissionen erhöhen und ein falsches Bild von Großbritanniens Bemühungen um die Erreichung von Klimazielen vermitteln werde. John Gummer, der Vorsitzende des Beratungsgremiums für Klimawandel, erklärte, der hart erworbene globale Einfluss Großbritanniens im Bereich Klimaschutz werde durch diese Entscheidung beschädigt. Zuvor hatte das Gremium davor gewarnt, ein neues Bergwerk könne zu einem erheblichen Anstieg der Kohlendioxidemissionen führen und das Ziel Großbritanniens gefährden, die rechtlich verbindlichen Netto-Null-Ziele zu erreichen. Nicolas Stern, ein Klimaexperte an der London School of Economics, bezeichnete den Bau eines neuen Kohlenbergwerks in Großbritannien als einen schweren Fehler.
“Aus ökologischer Sicht erhöht es das weltweite Angebot und damit den Verbrauch von Kohle und setzt Treibhausgase frei, obwohl es dringend notwendig ist, diese zu reduzieren. Und politisch gesehen untergräbt es die Autorität, die Führungsrolle und die Ernsthaftigkeit Großbritanniens in der wichtigsten globalen Frage unserer Zeit.”
Die britischen Behörden betonen ihrerseits, dass die Kokskohle vor allem in der Stahlproduktion dringend benötigt werde. Keine Klimagesetze und Regulationen würden die Verwendung von Kokskohle in der Stahlherstellung verbieten. Darüber hinaus strebe das Ministerium danach, einen Netto-Null- CO₂-Betrieb am Bergwerk zu erreichen und mit diesem Projekt voraussichtlich einen Beitrag für die lokale Wirtschaft zu leisten.
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