Als Absender aller Pakete, die in der vergangenen Woche an Dutzende von ukrainischen diplomatischen Vertretungen in ganz Europa geschickt wurden, soll ein Tesla-Händler aus Sindelfingen in Baden-Württemberg angegeben sein, schrieb der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba am Mittwoch in einem Facebook-Post.
Während der Diplomat den genauen Inhalt der Pakete nicht näher erläuterte, beschrieben frühere Medienberichte sie als übel riechende, blutgetränkte Pakete mit Tieraugen und anderen Eingeweiden. Kuleba sprach von einer “gut geplanten Kampagne des Terrors und der Einschüchterung”.
Die Täter seien vorsichtig genug gewesen, um keine DNA-Spuren oder andere forensisch verwertbare Beweise zu hinterlassen, so Kuleba, was auf ein “professionelles Ausführungsniveau” schließen lasse. Außerdem seien die meisten Postämter, die für den Versand der Pakete genutzt wurden, nicht mit Videoüberwachungstechnik ausgestattet gewesen.
Insgesamt meldeten die ukrainischen Behörden 31 Vorfälle in 15 Ländern. Die am häufigsten verschickten Pakete erhielten die Vertretungen in Italien, Rumänien, Polen, Portugal und Dänemark sowie das Konsulat im polnischen Gdansk. Polen erhielt zwar die meisten Pakete – und sogar der Vatikan bekam eine der grausigen Sendungen –, doch war keines der Päckchen an eine ukrainische Einrichtung in Deutschland gerichtet.
Die ukrainischen diplomatischen Einrichtungen arbeiteten in der vergangenen Woche unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, sagte Kuleba und fügte hinzu, dass das diplomatische Personal mit Pyrotechnikern und Forensikern zusammenarbeite, wobei er den Verdacht äußerte, dass die Vorfälle mit dem anhaltenden Konflikt zwischen der Ukraine und Russland zusammenhängen.
“Ich kann mich an keinen Fall in der Geschichte erinnern, in dem so viele Botschaften und Konsulate eines Landes in so kurzer Zeit so massiven Angriffen ausgesetzt waren”, schrieb Kuleba und fügte hinzu:
“Egal, wie sehr die Feinde versuchen, die ukrainische Diplomatie einzuschüchtern, es wird ihnen nicht gelingen.”
Ursprünglich hatte Kiew am vergangenen Mittwoch seine Botschaften angewiesen, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen, nachdem ein Brief mit “explosivem Material” an die ukrainische Vertretung in Madrid geliefert worden war und angeblich in den Händen eines Mitarbeiters explodierte. Weitere verdächtige Pakete erhielten die US-Botschaft in Madrid, das spanische Verteidigungsministerium, die Residenz des spanischen Premierministers Pedro Sánchez, ein Satellitenzentrum der Europäischen Union auf dem ehemaligen US-Militärflughafen Torrejón de Ardoz und der Rüstungskonzern Instalaza in Saragossa, der für die Ukraine bestimmte Granatwerfer geliefert hatte.
Der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow machte Russland für die Flut von Briefbomben verantwortlich, doch Moskau wies derartige Anschuldigungen zurück und auch spanische Ermittler haben Berichten zufolge eine russische Beteiligung ausgeschlossen. Die spanischen Behörden gehen davon aus, dass die Briefe alle von einer einzigen Person verschickt wurden und dass das brennbare Material in den Briefen von einer Art ist, die üblicherweise in Feuerwerkskörpern verwendet wird.
Was die Pakete aus Baden-Württemberg betrifft, zeigt man sich bei dem beschuldigten Tesla-Händler in Sindelfingen ratlos und verärgert. Ein Mitarbeiter des Händlers sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung:
“Ja, die Kriminalpolizei war heute deswegen bei uns.”
Dass man etwas mit den brisanten Paketen zu tun habe, sei indes völliger Unsinn, denn so der Mitarbeiter weiter:
“Wir verkaufen Autos und verschicken keine Bomben.”
Mehr zum Thema – Ende der Funkstille: Der Westen zeigt sich offen für Friedensgespräche