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8.11.2022 19:38 Uhr
19:38 Uhr
Ifo-Institut: Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland fast 110 Milliarden Euro
Durch die rasant gestiegenen Energiepreise gehen der deutschen Volkswirtschaft Milliarden Euro verloren. Zusammengenommen kostet der Energiepreis-Schock nach Berechnungen des Ifo-Instituts Deutschland knapp 110 Milliarden Euro, was etwa drei Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres entspricht. Wie der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen Timo Wollmershäuser erklärte, sei der wirtschaftliche Verlust nur während der zweiten Ölkrise von 1979 bis 1981 mit vier Prozent höher gewesen.
Die entsprechenden gesamtwirtschaftlichen Verluste hätten erst fünf Jahre später wieder ausgeglichen werden können. Damals sanken die Ölpreise deutlich. Zudem wertete die D-Mark spürbar zum US-Dollar auf, was Energieimporte billiger machte. Wollmershäuser erwartet daher, dass sich die Situation nicht so schnell entspannen wird:
“Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern.”
Das Ifo-Institut veröffentlichte seine Berechnungen vor dem Hintergrund der laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Den Ökonomen zufolge werde daher bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen entsprechend weniger an Arbeitnehmer zu verteilen sein.
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7.11.2022 21:03 Uhr
21:03 Uhr
Einzelhandel sorgt sich um Weihnachtsgeschäft
Nicht einmal zwei Monate vor dem Weihnachtsfest ist die Stimmung im Einzelhandel auf einem Tiefstand. Wie aus dem Index des Handelsverbandes hervorgeht, war die Stimmung nur im Vormonat schlechter. Die Lage ist seit Beginn der Branchenaufzeichnungen die schlechteste seit Jahren. Die Verkäufer hoffen zwar auf eine Rückkehr der Kunden vor Weihnachten, doch die stark gestiegenen Preise nehmen den Menschen die Lust auf einen Einkaufsbummel.
Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts berichtet fast die Hälfte der befragten Einzelhändler im Oktober von weniger Kunden als noch im Juli. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärte, dass sich gerade einkommensschwache Menschen wegen der hohen Inflation weniger leisten können und mit Einkäufen zurückhaltend sind. Aber nicht nur der zurückhaltende Konsum der Kunden ist ein Problem: Drei Viertel der Händler kämpfen laut Ifo immer noch mit Lieferengpässen. Am stärksten sei der Lebensmitteleinzelhandel betroffen: 90 Prozent der Befragten berichteten von Problemen. Bei den Baumärkten bekämen 86 Prozent nicht alle bestellten Waren und auch Spielzeughersteller zeigen sich besorgt, da 63 Prozent nicht das volle Sortiment anbieten können. Am stärksten spüren allerdings Möbelhäuser die Krise: 80 Prozent der befragten Unternehmen berichteten davon, dass weniger Kunden kamen.
Der Handelsverband versucht, das Ganze positiv zu sehen, und verweist auf einen leichten Anstieg. Der monatelange Abwärtstrend der Verbraucherstimmung halte nicht mehr an, Umfragen zufolge sind die Menschen etwas optimistischer als zuletzt. Entsprechend vorsichtig fällt das Urteil des Handelsverbandes aus:
“Von Optimismus kann noch keine Rede sein. Ob die Kaufzurückhaltung zum Weihnachtsgeschäft anhält, werden die kommenden Wochen zeigen.”
Im Fall einer Rezession dürfte sich der Konsum demnach weiter abschwächen.
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18:42 Uhr
LNG-Schiffe warten vor der Küste Westeuropas auf Preissteigerungen bei Gas
Vor den Häfen Westeuropas dümpelt eine Flotte von mehr als 30 LNG-Tanker vor sich hin. Doch diesmal sind nicht etwa unzureichende Entladekapazitäten in den Häfen von Rotterdam oder an der französischen und spanischen Küste der Grund für den Stau. Wie die Londoner Energiemarkt-Firma Vortexa vermutet, warten die Gashändler für ihre Lieferungen, die zum Großteil aus den USA, Australien und Katar stammen, auf bessere Preise. Dementsprechend wiesen sie offenbar die Reedereien an, das Transporttempo deutlich zu drosseln. Dem Ortungsportal “Vesselfinder” zufolge fahren die Schiffe mit drei bis acht Knoten, also nicht einmal mit halber Kraft. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.
Mit der derzeit zurückgehaltenen Menge an Flüssiggas könnte man sämtliche Haushalte des Saarlandes mehr als fünf Jahre mit Energie versorgen. Nach Berechnungen des Handelsblatts beträgt der derzeitige Wert des zurückgehaltenen Flüssiggases rund 3,4 Milliarden US-Dollar – doch den Gashändlern ist der entsprechende Gewinn offensichtlich nicht hoch genug.
Das Kalkül der Händler: Wenn die Ladung erst im Dezember oder Januar gelöscht wird, könnten die Abnehmer in Europa bereit sein, höhere Preise zu zahlen. Nach dem Rekordhoch zu Beginn des Herbstes sind die Preise für Gas auf dem Spotmarkt deutlich gesunken, die Gasspeicher zahlreicher EU-Länder sind derzeit fast vollständig gefüllt. Analysten gehen für die Monate Dezember und Januar allerdings von Preissteigerungen im Bereich von mindestens sechs Prozent aus. Pro Schiff entspräche dies einem Zusatzerlös von knapp sieben Milliarden US-Dollar. Auf dem Markt mit Terminkontrakten winken potenziell sogar 30 bis 35 Prozent höhere Preise für die Monate Dezember und Januar.
Für die Händler könnte sich das Warten finanziell also lohnen – allerdings auch nur dann, wenn sie im Sommer günstige Charterraten für die Schiffe aushandeln konnten. Denn die Mietkosten für LNG-Schiffe sind durch die steigende Nachfrage nach Flüssiggas ebenfalls deutlich gestiegen. Für den Winter sind zudem wenige bis keine LNG-Schiffe mehr zu bekommen, was vor allem asiatische Länder zu spüren bekommen. Viele Händler liefern daher nicht mehr nach Asien. Der Stau vor der westeuropäischen Küste dürfte also andauern.
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6.11.2022 14:55 Uhr
14:55 Uhr
Betriebskostenabrechnung birgt vor allem für junge Menschen Existenznöte
Seit Beginn des Jahres steigen die Preise für Strom und Gas ununterbrochen. Für Neukunden kostet beispielsweise eine Kilowattstunde Gas in Sachsen-Anhalt im Mittel derzeit 20,9 Cent, wie der MDR berichtet.
Das ist doppelt so viel wie noch im letzten Jahr. Der aktuelle Strompreis liegt bei 43 Cent pro Kilowattstunde und ist damit anderthalb Mal so hoch wie vor einem Jahr. Auch eine Verdopplung oder Verdreifachung der Preise zum Jahreswechsel 22/23 liegen nach Aussagen der Stadtwerke Magdeburg im Rahmen des Möglichen. Besonders junge Menschen mit niedrigem Einkommen wie Studenten und Auszubildende sind besonders betroffen und wissen nicht, wie sie zum Teil vierfach höhere Betriebskostenabrechnungen begleichen sollen.
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09:42 Uhr
Berliner Senat fordert schnellere Umsetzung der Gaspreisbremse
Der Berliner Wirtschaftssenator Stephan Schwarz hat von der Bundesregierung eine schnellere Umsetzung der Gaspreisbremse gefordert. Die Geschwindigkeit bei dem Vorhaben mache ihm Sorgen, sagte der parteilose Politiker, den die SPD in den Senat entsandt hat, der Nachrichtenagentur dpa:
“Die Umsetzung durch das Bundeswirtschaftsministerium muss so schnell wie möglich erfolgen. Jede Woche, die vergeht, kann Unternehmen ihre Existenz kosten – erst recht, wenn die Gaspreisbremse nicht vor Februar kommt.”
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08:32 Uhr
Renten steigen deutlich – aber nicht so deutlich wie die Inflation
Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland erwartet im kommenden Jahr eine Rentenerhöhung. Laut offizieller Schätzung im Entwurf des neuen Rentenversicherungsberichts sollen die Renten im Juli in Westen um rund 3,5 Prozent und im Osten um gut 4,2 Prozent steigen.
Die Entwicklung der Renten ist an die Löhne gekoppelt. In diesem Jahr wird ein durchschnittlicher Lohnzuwachs von 4,5 Prozent erwartet, im kommenden Jahr von fünf Prozent. Arbeitsminister Hubertus Heil nannte die Rentenerhöhung “spürbar”. Die Nachrichtenagentur dpa schrieb in ihrer maßgeblichen Meldung, die Rentner könnten sich auf die Erhöhung “freuen”. Allerdings bleibt die Steigerung der Renten weit unter der erwarteten Inflation, die nach (vorsichtigen) Schätzungen der Regierung 2023 sieben Prozent betragen soll. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie liegen bereits heute deutlich höher.
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5.11.2022 22:00 Uhr
22:00 Uhr
Füllstand der Gasspeicher sinkt erstmals wieder
Aus den deutschen Gasspeichern wird derzeit im Durchschnitt wieder mehr Gas entnommen als eingespeichert. “Erstmalig sehen wir ein leichtes Ausspeichern” aus den deutschen Gasspeichern, schrieb der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Samstag auf Twitter. So sei der Füllstand aller deutschen Gasspeicher zusammengerechnet am Donnerstag um 0,03 Prozent auf 99,26 gesunken. Müller schrieb auf Twitter:
“Wir haben viel Gas gespeichert, aber der Winter kann lange dauern. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müssen wir Gas sparen, LNG Terminals errichten und unsere Infrastruktur sichern.”
Erstmalig sehen wir ein leichtes Ausspeichern aus den ???????? #Gasspeichern (3.11.): -0,03% auf 99,26%. Wir haben viel Gas gespeichert, aber der Winter kann Iange dauern. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müssen wir Gas sparen, LNG Terminals errichten & unsere Infrastruktur sichern.
— Klaus Müller (@Klaus_Mueller) November 5, 2022
Bei den 0,03 Prozent handle es sich um einen Nettowert. Die Füllstände werden immer mit Verzögerung mitgeteilt.
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22:00 Uhr
Frankreich produziert noch weniger Atomstrom als prognostiziert
Frankreich wird in diesem Jahr noch weniger Atomstrom produzieren als bisher angenommen. Wie der Energiekonzern EDF mitteilte, könnten vier Atomreaktoren wegen Korrosionsschäden und Streiks später als geplant ans Netz gehen, weshalb sich die Jahresproduktion auf 275 bis 285 Terawattstunden verringere. Ursprünglich wurde eine Produktion von 330 bis 360 Terawattstunden prognostiziert.
EDF hatte die Prognose bereits mehrfach nach unten prognostiziert. Derzeit laufen nur 29 von 56 Atomreaktoren im Land. Die übrigen sind wegen Wartungsarbeiten oder technischer Probleme abgeschaltet, das Wiederanfahren von fünf Reaktoren im Oktober verzögerte sich durch Streiks. Deutschland hat Frankreich für diesen Winter Stromlieferungen zugesagt und erhält dafür im Gegenzug Gas aus Frankreich.
Der französischer Netzbetreiber RTE hatte bereits vor möglichen Stromengpässen zu Hauptverbrauchszeiten gewarnt. Der Energiekonzern EDF ist zudem finanziell angeschlagen. Die Schulden des Unternehmens könnten bis Ende des Jahres auf 60 Milliarden Euro steigen.
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11:08 Uhr
Tagesspiegel fordert Leser zum Melden von Energieverschwendern auf
Der Berliner Tagesspiegel hat seine Leser aufgefordert, ihm Hinweise auf mögliche Energieverschwendung mitzuteilen und möglichst auch gleich Beweisfotos mitzusenden. Im Newsletter für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hieß es in der vergangenen Woche:
“Liebe Nachbarinnen, liebe Nachbarn,
viele tun es und manche nicht: Das Ziel, Energie zu sparen, wird in unserem Bezirk sehr unterschiedlich umgesetzt. Es geht längst nicht mehr nur um den Klimaschutz, sondern infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine besonders um steigende Kosten und die Gefahr von Versorgungsengpässen. In den vorigen Wochen haben wir einige Hinweise auf mögliche Energieverschwendungen erhalten.
Wie groß ist das Problem in Charlottenburg-Wilmersdorf? Das möchten wir mit Ihrer Hilfe, liebe Leserinnen und Leser, herausfinden. Nennen Sie uns größere Gebäude, in denen nachts unnötig Licht brennt, oder Geschäfte, die ihre Schaufenster zwischen 22 und 6 Uhr beleuchten – und damit gegen die seit September geltende Energiesparverordnung des Bundes verstoßen. Auch andere Energievergeudungen wie sinnlos offen stehende Fenster und Türen interessieren uns. Bitte schreiben Sie an meine E-Mailadresse, die unter diesem Text steht, und fügen Sie möglichst ein Foto bei.”
Als Negativbeispiele führte der Autor dann direkt das Hochhaus der Rentenversicherung am Hohenzollerndamm und das Amtsgericht Charlottenburg an.
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10:36 Uhr
Anstieg um 50 Prozent: Tafeln sind zunehmend überlastet
Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit. Jochen Brühl, Vorsitzender des Dachverbands Tafel Deutschland, sagte der Rheinischen Post, man habe seit Jahresbeginn einen “Anstieg der Kundinnen und Kunden” von 50 Prozent verzeichnet. Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen.
Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. Brühl weiter:
“Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten.”
Hilfesuchende Menschen wegzuschicken, sei für Helfer aber psychisch enorm belastend. Auffällig seien dabei die Einzelschicksale, so Brühl:
“Die Menschen haben große Existenzängste und Sorgen, wie sie Lebensmittel, Wohnen, Heizen zahlen können.”
Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, “was der Staat nicht schafft”. Die staatlichen Hilfen seien unzureichend und kämen zu spät.