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17.10.2022 20:36 Uhr
20:36 Uhr
Energiekrise: In deutschen Wäldern wird mehr Holz geklaut
Brennholz ist aufgrund der Energiekrise derzeit sehr begehrt, was sich auch bei den Preisen zeigt. Lag der Festmeter im vergangenen Jahr noch bei 60 bis 70 Euro, werden nun teilweise Preise von bis zu 200 Euro aufgerufen. Viele Händler beliefern derzeit nur ihre Stammkunden. Die Folgen: In deutschen Wäldern sind vermehrt Holzdiebe unterwegs. Wie der Waldeigentümerverband AGDW in Berlin gegenüber dem WDR erklärte, liegen die Schäden in Millionenhöhe.
Adalbert Koch vom Regionalforstamt Münster erklärte, dass sich in der Region Meldungen über Holzklau häufen: Leute kommen mit einem kleinen Anhänger, sägen einen Stamm mit einer Motorsäge klein, laden auf und verschwinden. Vielen sei es nicht einmal bewusst, aber dies sei Diebstahl. Im Forstamt Münster habe man rund 85 Prozent Privatwald. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen sagte, es wurden auch schon professionelle Holzdiebe angezeigt, die ganze LKW-Ladungen entwendeten. Das Entwenden von Holz aus dem Wald oder Fällen von Bäumen sei aber kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, und könne mit hohen Geldstrafen oder in besonderen Fällen sogar mit Freiheitsstrafen geahndet werden.
Holzdiebe in Nordrhein-Westfalen sollten daher auf GPS-Tracker achten, die Wald und Holz NRW stichprobenartig einsetzt. Wird der Stamm bewegt, löst der Sender beim Besitzer einen Alarm aus und die Route des Diebes könne nachverfolgt werden, so die Hoffnung der Behörde. Förster berichten auch von Menschen, die trockenes, am Boden liegendes Totholz sammeln und als Brennholz nutzen. Auch hier ist vielen nicht bewusst, dass dies illegal ist. Außerdem schaden sie dadurch dem Wald, da das Totholz wichtig für den Erhalt des Ökosystems ist.
In einigen Fällen ist Sammeln von Brennholz nach den Landeswaldgesetzen der jeweiligen Bundesländer jedoch gestattet. So kann es je nach Gesetz erlaubt sein, in einigen Abschnitten des Waldes Brennholz zu sammeln. In einigen Kommunen ist es auch möglich, Brennholz von speziell dafür gefällten Baumstämmen zu sägen. In der Bundesrepublik geht dies aber natürlich nicht ohne Bürokratie: Hierfür benötigt man einen Selbsterwerbschein, der vom zuständigen Forstamt ausgestellt werden muss.
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19:01 Uhr
IWF-Vizechefin: “Deutschland bekommt diese Schocks derzeit besonders deutlich zu spüren”
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird Deutschland noch längere Zeit mit der Energiekrise zu kämpfen haben. Laut IWF ist Deutschland beim Wirtschaftswachstum mittlerweile Schlusslicht in Europa: Man geht davon aus, dass die Wirtschaft in der Bundesrepublik im kommenden Jahr um 0,3 Prozent schrumpft, stärker als in anderen Ländern. IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath erklärte im Interview mit dem Handelsblatt, dass Deutschland einen größeren Industriesektor als andere Länder hat und deshalb diese Schocks derzeit besonders deutlich zu spüren bekommt. Auch die Sorge vor einer Deindustrialisierung sei nicht ungerechtfertigt:
“Dieser Winter wird schwierig, aber der Winter 2023 könnte noch schlimmer werden. Die Energiekrise wird nicht mehr so schnell verschwinden, die Energiepreise werden noch für längere Zeit hoch bleiben.”
Deutschland müsse darauf reagieren und beispielsweise den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. Zudem brauche man Energielieferungen aus verlässlichen Ländern. Trotz der Krise befürwortet sie den Kurs von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der “Disziplin” bei den Staatsausgaben fordert und die expansive Fiskalpolitik beenden will.
“In vielen Staaten ist die Inflation so hoch wie seit Jahrzehnten nicht, Deutschland gehört dazu. Hier muss alles getan werden, um die Inflation zu senken. Die Europäische Zentralbank erhöht die Zinsen. Aber auch die Finanzpolitik sollte ihren Beitrag leisten.”
In Bezug auf Russland erklärte sie, dass die Sanktionen “durchaus einen spürbaren Effekt” hätten, dennoch musste man die Prognosen für Russlands Wirtschaft entgegen früherer Annahmen nach oben schrauben, auch wenn das Wachstum geringer als vor dem Krieg sei. Grund dafür sei der Preisanstieg bei Energie:
“Die Ölexporte aus Russland sind weiter stark, auch wenn sie nun in andere Länder gehen. Auch war Russland fiskalpolitisch sehr aktiv.”
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16.10.2022 15:47 Uhr
15:47 Uhr
Chemieindustrie sendet Notruf: “Brauchen bezahlbare Energie”
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat in einer Erklärung die Bedeutung bezahlbarer Energie für das Weiterbestehen Branche betont. In einem Tweet des Verbandes heißt es:
“Das Herz unserer Industrie ist die Chemie. Damit es weiterschlagen kann, brauchen wir Energie. Die sparen wir, wo es geht. Doch müssen Strom und Gas bezahlbar sein, sonst geraten wir außer Takt. Mit Folgen für den gesamten Wirtschaftsstandort und uns alle.”
Das Herz unserer Industrie ist die Chemie. Damit es weiterschlagen kann, brauchen wir Energie. Die sparen wir, wo es geht. Doch müssen Strom und Gas bezahlbar sein, sonst geraten wir außer Takt. Mit Folgen für den gesamten Wirtschaftsstandort und uns alle.
— VCI (@chemieverband) October 13, 2022
In der im Tweet verlinkten Erklärung schreibt der VCI:
“Ohne wettbewerbsfähige Energiepreise müssen Produktionsanlagen heruntergefahren werden. Das könnte aufgrund der Verbundstruktur in großen Standorten eine Kettenreaktion auslösen. Mit gravierenden Auswirkungen auf die Weiterverarbeiter innerhalb und außerhalb der Branche. Und zwar nicht nur bei großen energieintensiven Unternehmen, sondern auch im Mittelstand.”
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14:27 Uhr
“Damit wir gut durch den Winter kommen!” Wirtschaftsministerium ruft mit Twitter-Video zum Energiesparen auf
Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Bevölkerung mit einem in den sozialen Netzwerken verbreiteten Video zum Sparen von Energie und Wasser aufgerufen. In dem Video heißt es etwa:
“Der Winter kommt. Energie ist knapp und teuer. Es hilft zu sparen, wo es geht. Wir können alle unseren Beitrag leisten. Und erneuerbare Energien im eigenen Land ausbauen. Damit wir Freiheit bewahren und unser Klima schützen … Lasst uns alle zusammenhalten. Damit wir gut durch den Winter kommen.”
Liebe 80 Millionen, der Winter kommt – und schweißt Industrie und Privatpersonen gleichermaßen zusammen. Jeder Beitrag zählt! Wie kleine Dinge Großes bewirken können: https://t.co/tX8DRofaqVpic.twitter.com/qcqQoSEsK1
— Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) October 13, 2022
Ein Twitter-Nutzer kommentierte: “Sorgt einfach dafür, dass genügend Energie im Land ist, dann braucht es den Zirkus nicht.”
Der Satire-Account QuarkDDR schrieb: “Das ist unsere Benchmark!”
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12:06 Uhr
Interhyp: Immobilienzinsen steigen auf höchsten Stand seit 2011
Die Zinsen für Immobilienkredite sind auf den höchsten Wert seit 2011 gestiegen. Das berichtet der Finanzierungsvermittler Interhyp unter Berufung auf seine Daten. Demnach wurde ein zehnjähriges Standarddarlehen vor dem Wochenende mit 3,98 Prozent verzinst. Das Münchner Unternehmen erwartet, dass die Vier-Prozent-Schwelle demnächst überschritten wird. Noch im Februar hatte der Durchschnittszins bei einem Prozent gelegen.
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10:41 Uhr
Durch die Druschba-Pipeline fließt wieder Öl
Die durch ein Leck in Polen beschädigte Ölpipeline Druschba ist repariert und wieder voll funktionsfähig. Das erklärte die polnische Betreiberfirma Pern am Sonnabend. Nach Angaben des Unternehmens kann damit auch wieder Öl nach Deutschland geliefert werden. Bereits am späten Mittwochabend hatte der Leitungsbetreiber bekanntgegeben, dass Techniker zum Leck vorgedrungen seien und man zu diesem Zeitpunkt keine Hinweise auf Fremdeinwirkung feststellen könne.
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07:51 Uhr
Söder: Mittelschicht fürchtet den Abstieg, viele Betriebe vor dem Aus
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat in einem Interview mit dem Springerblatt Bild am Sonntag (BamS) seine Sorge vor einer massiven wirtschaftlichen und sozialen Krise und einer daraus resultierenden politischen Radikalisierung zum Ausdruck gebracht. Der CSU-Politiker erklärte:
“Ich teile die Sorge unserer Bürgerinnen und Bürger. Die Preise steigen enorm und viele aus der Mitte befürchten den Abstieg. Unzählige mittelständische Betriebe befürchten das Aus. Leider hat die Ampel bis heute zu spät und zu ideologisch auf diese Herausforderungen reagiert. Doch das ist nicht die einzige Sorge … Angst und Unsicherheit sind der Treibstoff für Extremisten. Und vor diesem Winter sind die Menschen verunsichert wie seit Langem nicht. Die Vermengung von Krisen wie Energie und Corona kann zu einer Überforderung und zu einer Destabilisierung der Demokratie führen.”
Eine rasche und wirksame Bekämpfung der Energiekrise sei notwendig, um den sich abzeichnenden Aufstieg der AfD zu stoppen. Anders als noch zu Hochzeiten der Corona-Krise geriert sich Söder nicht mehr als Maßnahmenhardliner. In dem Interview sprach sich der Franke gegen eine Maskenpflicht in Innenräumen aus:
“Jeder kann sich doch schützen, indem er freiwillig eine Maske aufzieht und sich impfen lässt.”
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15.10.2022 14:03 Uhr
14:03 Uhr
Österreich kündigt Steuer für Krisenprofiteure an
Österreich will krisenbedingte extreme Gewinne von Energieunternehmen besteuern. Das kündigte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) am Samstag beim Sender Ö1 an. “Da wird was weitergehen, das trau ich mich jetzt anzukündigen”, sagte Kogler. Er wolle Anfang kommenden Jahres ein Modell vorstellen, das möglicherweise auch rückwirkend für 2022 gelten soll. Der größere Koalitionspartner, die ÖVP, hatte sich in dieser Frage bislang zurückhaltend gezeigt.
Die Europäische Union hatte Ende September beschlossen, Energieunternehmen zu verpflichten, einen Teil ihrer Krisengewinne an den jeweiligen Staat abzugeben.
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12:59 Uhr
KV Berlin: Arztpraxen prüfen Leistungsreduzierungen ab November
Arztpraxen sind aufgrund der dramatisch steigenden Energiekosten in ihrer Existenz bedroht. Wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin in einer Pressemitteilung vom Donnerstag erklärte, sind davon vor allem Praxen der Radiologie, Nuklearmedizin, Strahlentherapie und Dialysepraxen betroffen. Fachgruppen prüften derzeit eine Reduzierung der Gerätelaufzeiten ab November, “um eine wirtschaftliche Schieflage der Praxen zu vermeiden”. Die KV erklärte:
“Keine Frage, die Maßnahme ist drastisch, vor allem für die Patientinnen und Patienten, aber die Politik lässt den Praxen keine andere Wahl. Bis heute gibt es keine Unterstützungsangebote für die ambulante Versorgung mit Blick auf die explodierenden Energiekosten und die Kostensteigerungen durch die hohe Inflationsrate. Wir hören immer nur, dass die Krankenhäuser unterstützt werden sollen, aber die Praxen fallen wie so oft hinten runter.”
Von der Politik fordert die Vereinigung Ausgleichszahlungen, wie es sie bereits für Krankenhäuser gebe.
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08:57 Uhr
Jedes zweite deutsche Unternehmen sagt geplante Investitionen ab
Die Sanktionskrise hat für deutsche Großunternehmen besonders dramatische Folgen. Jedes zweite hat eigentlich geplante Investitionen zuletzt zurückgestellt. 39 Prozent der Unternehmen mussten sich komplett aus bestimmten Märkten zurückziehen. Weltweit waren es mit 43 beziehungsweise 30 Prozent deutlich weniger.
Das geht aus einer weltweiten Umfrage hervor, die die Unternehmensberatung EY unter 760 Vorstandsvorsitzenden von Großunternehmen durchführte. 100 diesen haben ihren Sitz in Deutschland. Über die Ergebnisse der Umfrage berichtete das Springerblatt Welt am Sonntag (WamS).
Einer der Autoren der Studie sieht das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft “angesichts der vielen Krisenherde vor der vermutlich größten Herausforderung seit dem Bestehen der Bundesrepublik”.