China hat seine orbitale Raumstation Tiangong um das erste von zwei geplanten Labormodulen erweitert, wie chinesische staatlichen Medien berichten. Das ist ein wichtiger Meilenstein für Pekings bemanntes Raumfahrtprogramm, das das Land nach dem Ausschluss von der Internationalen Raumstation alleine verfolgen musste.
Das Labormodul mit dem Namen Wentian (“Suche nach dem Himmel”) dockte am Montag um 3:13 Uhr Pekinger Zeit erfolgreich an die vordere Öffnung des Kernmoduls Tianhe an, etwa 13 Stunden nach dem Start am Sonntag. Das teilte die China Manned Space Agency laut Xinhua mit.
Drei chinesische Astronauten, die sich derzeit auf einer sechsmonatigen Mission in der Umlaufbahn an Bord der Tiangong (“Himmlischer Palast”) befinden, haben die Ankunft und das Andocken überwacht, müssen aber noch in das neue Modul einsteigen. Das Trio, bestehend aus Kommandant Chen Dong und den Taikonauten Liu Yang und Cai Xuzhe, ist Teil der Mission Shenzhou-14, in deren Verlauf die chinesische Raumstation ein weiteres Modul erhalten und voll einsatzfähig werden soll.
Das 23 Tonnen schwere Wentian-Modul ist rund 18 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,2 Metern. Es ist vor allem als Plattform für wissenschaftliche Experimente in den Bereichen Ökologie, Biotechnologie und Schwerkraft konzipiert, wird aber auch zusätzliche Schlafplätze für die Besatzung sowie eine zusätzliche Toilette und Küche bieten. Laut CGTN brachte das Raumschiff auch einen zusätzlichen Roboterarm mit, der kleiner ist als der bereits auf Tiangong installierte und für präzisere und heiklere Operationen ausgelegt ist.
Das erste Kernmodul der Station wurde im vergangenen April in die Umlaufbahn gebracht, während das dritte Modul mit dem Namen Mengtian (“Vom Himmel träumen”) im Oktober 2022 starten soll. Nach Hinzufügen dieser beiden Segmente wird Tiangong offiziell voll funktionsfähig sein und rund 66 Tonnen wiegen, also etwa die Hälfte der sowjetischen Mir, die bis dato die erste und einzige kontinuierlich bewohnte multimodale Station war, die von einem einzigen Staat entwickelt und betrieben wurde.
Die Mission der Tiangong wird voraussichtlich mehr als ein Jahrzehnt dauern. China hat jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Lebensdauer verlängert und die anfängliche Konfiguration mit drei Modulen in Zukunft auf sechs erweitert werden könnte.
China ist nicht am Programm der Internationalen Raumstation (ISS) beteiligt, da die US-Gesetze der NASA eine direkte Zusammenarbeit mit der Regierung in Peking oder mit China verbundenen Organisationen verbieten. Dies geschieht aus Furcht vor Spionage und Technologiediebstahl durch das Militär des Landes – obwohl Peking versichert, dass die ISS ausschließlich friedlichen Zwecken dient.
Peking auf der anderen Seite hat ausländische Astronauten eingeladen, an der Mission an Bord der Raumstation teilzunehmen und gemeinsam mit der Besatzung zu forschen. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, erklärte im April, China sei “zur Zusammenarbeit mit allen Nationen bereit”.
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