Der durch ausbleibende Lieferungen aus Russland und die damit einhergehenden hohen Gaspreise angeschlagene Energiekonzern Uniper muss angesichts der drohenden Insolvenz nun doch auf seine verbleibenden Liquiditätsreserven zurückgreifen. “Uniper hat heute die bestehende KfW-Kreditfazilität in Höhe von zwei Milliarden Euro in Anspruch genommen und damit die Fazilität vollständig ausgeschöpft”, teilte das MDAX-Unternehmen am Montag mit.
Mit der Kreditaufnahme habe der Konzern auf die anhaltenden Lieferunterbrechungen von russischem Gas und die damit verbundenen Entwicklungen an den Energiemärkten reagiert, erklärte ein Uniper-Sprecher. Wie lange das Geld reiche, hänge vor allem von der weiteren Entwicklung des Gas-Marktes ab. Diesbezüglich stehe Uniper in engem Austausch mit seinen Banken und der Bundesregierung, betonte er. Ziel sei die finanzielle Stabilisierung des Unternehmens.
Der Druck auf die Bundesregierung, ein Rettungspaket für die Tochter des finnischen Fortum-Konzerns zu schnüren, dürfte somit zunehmen. Uniper hatte bei der Bundesregierung zuletzt einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Wie der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, kürzlich mitteilte, drohe Uniper ansonsten innerhalb kurzer Zeit die Insolvenz. “Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht”, sagte das Aufsichtsratsmitglied am Freitag mit Blick auf die anhaltenden Gespräche mit der Bundesregierung. Wie das benötigte Hilfspaket genau aussehen kann und welche Rolle dabei der Mutterkonzern Fortum spielen soll, ist allerdings noch unklar.
Fortum schwebt demnach die Gründung einer Versorgungssicherheitsgesellschaft vor, die dem Bund gehören soll. Uniper reichte hingegen bei der Bundesregierung den Vorschlag ein, die KfW-Kreditlinie aufzustocken.
Das Unternehmen ist der größte deutsche Gasimporteur und steht wegen der ausbleibenden russischen Gaslieferungen zunehmend unter Druck. So war der mehrheitlich zur finnischen Fortum gehörende Gas-Importeur in den vergangenen Wochen zur Erfüllung seiner Verträge gezwungen, teures Gas am Spotmarkt zu kaufen, was zu weiteren Liquiditätsproblemen führte. Zudem habe Uniper nach Angaben eines Sprechers angesichts der ausbleibenden Gaslieferungen infolge der sich hinziehenden Wartungsarbeiten an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 vergangene Woche damit begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speicherkapazitäten zu entnehmen. Auch dies geschehe aus Liquiditätsgründen und um Verträge einzuhalten.
Anfang des Jahres hatte Uniper angesichts des sich anbahnenden Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen Schwankungen an den Rohstoffmärkten eine Kreditlinie mit der KfW vereinbart. Ende März hatte der Konzern diese vorsichtshalber bis Ende April 2023 verlängert.
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