Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hatte von Oktober 2024 bis Januar 2025 zum dritten Mal innerhalb von 10 Jahren eine repräsentative Umfrage unter rund 3.000 in Deutschland lebenden Menschen mit und ohne Migrationshintergrund geführt. Darunter waren 1.007 Ausländer und 1.003 Deutsche mit Migrationshintergrund. Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang Dezember bekanntgegeben.
Gefragt wurde unter anderem nach dem Empfinden von Stolz auf Deutschland, der Einstellung zu Juden und Homosexuellen sowie die gefühlte Bedrohung durch Rechtsextremismus. Dabei kamen teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen zum Vorschein: So fühlte sich zwar eine Mehrheit aller Befragten durch einen angeblich in Deutschland zunehmenden Rechtsextremismus bedroht, allerdings waren es mit 74 Prozent der Befragten ohne Migrationsgeschichte weitaus mehr, die der Aussage “Der Rechtsextremismus in Deutschland macht mir Angst” völlig oder eher zustimmten, als unter den Deutschen mit Migrationshintergrund (66 Prozent). Bei den Migranten ohne deutschen Pass waren es sogar nur 55 Prozent.
Russlandstämmige wiesen in dieser Frage eine größere Besorgnis auf (insgesamt 68 Prozent völlige oder teilweise Zustimmung) als Menschen polnischer Herkunft (insgesamt 44 Prozent). Besonders große Angst vor dem Erstarken des Rechtsextremismus hatten unter allen Befragten Menschen ohne Religionszugehörigkeit, Protestanten und Katholiken (70, 75 und 71 Prozent), während diese Sorge bei Muslimen (59 Prozent) und orthodoxen Christen (49 Prozent) weniger verbreitet war.
Bezüglich der Schuldfrage im Ukraine-Krieg stimmten weitaus mehr Deutsche ohne fremdländischen Hintergrund der Aussage zu: “Russland ist alleine schuld am Krieg in der Ukraine”. Während 57 Prozent der ethnischen Deutschen völlig oder eher dazu tendieren, Russland die Alleinschuld an diesem Krieg zu geben, sind es nur 39 Prozent der Deutschen mit Migrationshintergrund und 38 Prozent der Ausländer. Scharfen Widerspruch zur Schuldzuweisung gegen Russland (“stimme gar nicht zu”) gibt es lediglich bei 17 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund, jedoch bei 28 Prozent der Deutschen mit Migrationshintergrund und 25 Prozent der Ausländer.
Ebenso glauben 20 Prozent der ethnischen Deutschen “eher nicht” an eine Alleinschuld Russlands, aber 26 Prozent der Migranten mit deutschem Pass. Hier ist die Zahl der Ausländer, die “eher nicht” zustimmen, mit 17 Prozent etwas geringer. Der Rest macht keine Angaben oder gibt an, die Frage nicht beurteilen zu können.
Migranten sind in #Russland-Frage weniger anfällig für Kriegspropaganda. Vor allem bei muslimischen Einwanderern ist die Skepsis groß. Ihre schmerzliche Erfahrung mit Doppelmoral in #Israel-Frage ist der Schlüssel. Umfrage: https://t.co/wxBBEfFVeR Video: 3. Oktober 2025, Berlin. pic.twitter.com/DcSVS6iK3p
— Wlad Sankin (@wladsan) December 7, 2025
Gerade die russlandstämmige Gemeinschaft in Deutschland sei in dieser Frage sehr gespalten, so die KAS weiter. 44 Prozent der Russlandstämmigen stimmen einer Bejahung russischer Alleinschuld völlig oder eher zu, 16 Prozent eher nicht und 34 Prozent gar nicht. Besonders eindeutig in ihrer Haltung sind die (von den Russlandstämmigen getrennt erfassten) Spätaussiedler: Fast die Hälfte von ihnen lehnt eine russische Alleinschuld komplett ab. Bei der Gesamtbevölkerung sind es Konfessionslose, Katholiken und Protestanten, die Russland besonders häufig die Schuld geben (56 beziehungsweise 54 und 53 Prozent), seltener orthodoxe Christen und Muslime (27 und 30 Prozent). Bei den beiden letztgenannten Gruppen gibt es außerdem häufiger Personen, die angeben, die Frage nicht beurteilen zu können.

Eine Erklärung für diese signifikanten Unterschiede gibt die KAS nicht. Es bleiben deshalb nur Spekulationen. So verfügen Russlandstämmige und Spätaussiedler meist aus eigener Anschauung über Kenntnisse zu den Verhältnissen im Konfliktgebiet. Dies erklärt jedoch nicht die ebenfalls differenziertere Haltung vieler Muslime, die in Deutschland meist nicht aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion stammen. Womöglich muss man davon ausgehen, dass ein Großteil der Migranten mit deutschem Pass und der Ausländer noch aus der Presse und mittels der Fernsehprogramme ihrer Herkunftsländer Informationen über den Russland-Ukraine-Konflikt bezieht. Diese dürften weitaus zuverlässiger sein als die in der BRD und generell in der EU zugelassenen Medien, wo eine strenge Zensur herrscht und Russophobie (ebenso wie bei den großen christlichen Kirchen) zum guten Ton gehört.
Mehr zum Thema ‒ Europa sucht nach “Kanonenfutter” für die ukrainische Armee







